318 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1939,
Schichten der Troposphäre zu verstehen! Wie wir aber aus der Erfahrung
wissen, genügt in den allermeisten Fällen die Betrachtung des Höhendruckfeldes
in etwa 5—6 km Höhe, wie sie z. B. durch die Darstellung der Absoluten
Topographie der 500 mb-Fläche gegeben wird.
Die Umgestaltung der Absoluten Topographie der 500 mb-Fläche während
der Zeit vom 23. bis 25. April wollen wir also betrachten und die Ursachen
dieser Umgestaltung zu er-
gründen suchen, Die Ab-
solute Topographie der
500 mb-Fläche wurde da-
bei in der gewohnten Weise
aus dem Bodendruckfeld
(Absolute Topographie der
L000 mb-Fläche) und der
Relativen Topographie 500
über 1000 mb, durch gra-
phische Addition, gewon-
nen. In den Karten 1, 2
und 3 ist die Absolute Topo-
graphie der 500 mb-Fläche
{in dyn. dkm.) vom 23,, 24.
bzw. 25. April (ausgezogen)
und das Bodendruckfeld
{gestrichelt) dargestellt.
Unter Berücksichtigung der
verspätet eingegangenen Mel-
dungen sowie einiger Aufstiege,
die dem englischen Wetterbericht
entnommen wurden, wurden diese
Höhenwetterkarten neu entworfen, Sie zeigen daher gegenüber den im „Täglichen Wetterbericht des
Deutschen Reichswetterdienstes“, N HEFANRECHCD von der Deutschen Seewarte, Hamburg, veröffentlichten
Höhenwetterkarten einige Anderungen, Vor allen Dingen sind sie hier für einen anderen Gebiets-
ausschnitt dargestellt, Unter genauer Berücksichtigung der an den Vor- und Nachtagen durch-
geführten Aufstiege, ist versucht worden, auch über den nicht durch Meldungen belegten Gebieten
die größtmöglichste Genauigkeit in der Darstellung der Höhenwetterlage zu erhalten,
Am 283, April (Karte 1, s, S, 317) sehen wir über Nordwesteuropa und dem an-
grenzenden Ozeangebiet eine vorherrschend westliche bis nordwestliche Höhen-
strömung, Am 24, erkennen wir aber bei Island bereits eine Höhendruckverteitung,
die eine nördliche Höhenströmung bedingt. Das bedeutet aber, daß bereits zu
diesem Termin ein Vordringen der Druckwelle des Labradortiefs zum europäischen
Raum hin nicht möglich ist, Bis zum Vormittag des 25. (Karte 3) hat sich der
Verlauf der Höhenisobaren noch mehr den Meridianen angeschmiegt, so daß
z. B. die Isopotentiale 528 dyn. dkm von Mittelisland nach Mittelirland verläuft.
Damit ist also die West- bis Nordweststeuerung völlig unterbunden, .
Die aus dem nordwesteuropäischen Raum vorliegenden Höhenaufstiege
{Radiosonden von Reykjavik und von Thorshayn) gaben die Möglichkeit, diese
Umgestaltung des Höhendruckfeldes klar zu erkennen, und so konnte bereits
am 25. April in der Witterungsübersicht des mehrfach erwähnten Wetterberichtes
die Umstellung der Großwetterlage zur Nordostwindwetterlage vorhergesagt werden,
Die Umgestaltung des Höhendruckfeldes wurde bedingt, einmal durch
einen Warmluftvorstoß zwischen dem Labradortief und dem Hoch nordnord-
westlich der Azoren, Dieser Warmluftvorstoß erhöhte über Reykjavik vom
23. bis zum 26. April die Temperatur der Troposphäre (genauer: der Schicht
500/1000 mb) um 6'/,°. (In den einzelnen Schichten betrug die Temperatur-
änderung: An der 900 mb-Fläche: 0°; 800 mb: -+6°%°; 700 mb: +-8°; 600 mb:
+9°; 500 mb: +11°; 400 mb: +7°; 300 mb: —3°; 200 mb: —19°) Gileich-
zeitig erfolgte aber ein Kaltluftvorstoß aus dem Gebiet um die Bäreninsel gegen
die Nordsee hin. So erniedrigte sich die troposphärische Mitteltemperatur über
Mildenhall (Südostengland) vom 24. bis zum 27. April um etwa 6°, Es stellte
sich also in der Troposphäre ein west-östliches Temperaturgefälle her, und da