Regula, H.: Geschwindigkeitsverteilung in Warm- und Kaltluftströmungen über See. 313
Windgeschwindigkeit deshalb nicht möglich, weil die Zunahme der Geschwindig-
keit verschieden ist, je nachdem ob das Schiff durch Kaltluft oder Warmluft
fährt. Es kann demnach auch unter der Annahme, daß Schätzungen nach der
Petersen-Skala die richtigen Werte der Windgeschwindigkeit in m/sec liefern,
nicht erwartet werden, daß Schätzung und Messung in allen Fällen überein-
stimmen. Hinzukommt, daß den Schätzungen naturgemäß Ungenauigkeiten an-
haften, so daß im Einzelfall beim Vergleich zwischen Schätzung und Messung
erhebliche Unterschiede auftreten können (Figur 2, s. S. 312).
Da die Ungenauigkeiten in der Schätzung sich im Mittel aufheben werden,
beruhen die bei der Mittelwertbildung bestehen bleibenden Unterschiede zwischen
Schätzung und Messung auf der Änderung der Windgeschwindigkeit zwischen
Oberfläche und Masthöhe (Figur 3).
Die Mittelwertkurven aus diesen 95 Vergleichsbeobachtungen, die getrennt
für Warmluft und Kaltluft aufgestellt wurden, bestätigen die Ergebnisse der
Doppelanschnitte: in Warmluft wurden durch- ‚, . = SP
ES SCHLÄMlich 2 m/sec mehr gemessen, as nach Verglefch-geschälzte Windstärke in Beauforfgraden
und Messung in M/SEL.
Mittelwerte. P
Vergleich: geschäfzter und gemessener /
Wind in m/sek.
Mit WErKUren.
4
$
M/sek
gemessen
* M/sek
HEMESSEN
0—— 0 WErnmlulikurve
am ma Half hurye
Kurve nach den
internationalen
Fest settungen
“jesenland”- Kurve
Meteor f- Hurve
iS
3 geschätzte Beaufortgrade
Fig. 4,
dem Aussehen der Oberfläche geschätzt wurde, während bei Kaltluft geschätzte
und gemessene Werte nahezu übereinstimmen. Somit führen die Wind-
beobachtungen auf der „Friesenland“ zu der Feststellung, daß im Falle einer
Kaltluftströmung ein im Mast befindliches Anemometer nahezu ebensoviel m/sec
anzeigt, wie ein Beobachter schätzt, der sich der Petersen-Skala bedient und
die nach dieser Skala geschätzte Beaufort-Stärke in- der üblichen Weise in m/sec
umrechnet. -
Eine Messung der Windgeschwindigkeit in unmittelbarer Nähe der Ober-
fläche und ein Vergleich mit Schätzungen nach der Petersen-Skala steht noch aus.
Kuhlbrodt hat an Hand der 8280 Vergleichsbeobachtungen der Meteor-
expedition eingehend die Beziehung zwischen geschätzter und gemessener Wind-
geschwindigkeit auf See untersucht. Um die Ergebnisse vom „Meteor“ und
„Friesenland“ miteinander vergleichen zu können, wurden die auf der „Friesen-
land“ in m/see geschätzten Werte in die entsprechenden Grade der Beaufort-
Skala umgesetzt. Der Mittelwertkurve aus den Meteorbeobachtungen wurde die
Kaltluftkurve von der „Friesenland“ gegenübergestellt (Figur 4). Auf See ist in
den meisten Fällen die Lufttemperatur niedriger als die Wassertemperatur, also
in dem hier verwendeten Sinn Kaltluft vorhanden.
Ann. d. Hydr. usw. 1939, Heft YI
_ >M/sek geschätzt
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Yig. 3.