308 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1939.
Denn die Flugzeiten der Transozeanboote, die ja such ein Maß für die Wind-
versetzung sind, lassen solche Werte auf jeden Fall als unmöglich erscheinen,
Besonders einleuchtend scheint aber beim 19. XII, 1939 die Ursache des fehler-
haften Wertes zu erkennen zu sein. Bei diesem Flug nämlich meldete der Flug-
kapitän fast stündlich starke Böigkeit, Wie oben schon gesagt wurde, ist anzu-
aehmen, daß starke, vertikale Fallbüen das Bild der Meeresoberfläche stärker
verändern, als es bei der horizontalen Geschwindigkeit allein der Fall gewesen
wäre. Diese drei Messungen sollen daher nicht berücksichtigt werden. Für den
2, und 16. X, wurden aber die mittleren Windgeschwindigkeiten als Ersatz aus-
nahmsweise aus den Flugzeiten der Transozeanboote unter Zugrundelegung einer
Eigengeschwindigkeit von 178 km/h (gebildeter Mittelwert) errechnet (Flugdauer
14.3 bzw, 14.4 Stunden) — zum Unterschied sind diese Werte in eckige Klammern
gesetzt —, Das erschien in diesen beiden Fällen notwendig, um die Zahl der
vorhandenen Meßpunkte nicht zu sehr zu vermindern, denn im Monat November
wurde der Flugdienst allein durch die Luftschiffe der Zeppelinreederei durch-
geführt. Von ihnen wurden solche stündlichen Windmeldungen nicht erhalten,
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Fig. 3
Schematisierte Darstellung des A%t*-Verlaufes,
Berücksichtigt man weiter, daß die untere Genauigkeitsgrenze der Wind-
schätzungen mindestens zu - 2 km/h angesetzt werden kann, so können alle
Abweichungen A+, die kleiner als + 2.0 km/h sind, unberücksichtigt bleiben.
Unter diesen Voraussetzungen kann die Fig. 2 durch die stark schematisierte
Fig. 8 ersetzt werden. Sie läßt folgende Deutung zu: Abgesehen von gewissen
Störungen, die von Zeit zu Zeit auftreten und in der Regel 20 bis 25 Tage an-
dauern, behält auch hier die Guldberg-Mohnsche Gleichung ihre Gültigkeit,
Die Störungen selbst sind im allgemeinen so gering, daß sie nicht wesentlich
die Fehlergrenze übersteigen, sie können vereinzelt beträchtliche Werte annehmen.
ihre Ursache ist ohne weiteres aus der Fig. 3 nicht zu erkennen,
Wie können die Störungen erklärt werden? Eine Beobachtung, die wieder-
holt auf Seereisen gemacht wurde, und die auch besonders im Bereich des kalten
Canarenstromes an der Westafrikaküste immer wieder bestätigt wird, kann
möglicherweise zur Erklärung dienen. Immer dann, wenn wärmere Luftmassen
über kältere Meeresströmungen hinwegfließen — also beispielsweise heiße kon-
tinentale Luft Innerafrikas über den kalten Canarenstrom —, ist die Bodenwind-
geschwindigkeit wesentlich geringer, als man auf Grund des Luftdruckgradienten
der Bodenkarte erwarten sollte. Eine Pilotballonbeobachtung dicht vor der
Westafrikaküste kann daher in Bodennähe ein fast senkrechtes Emporsteigen
des Ballones zeigen, bis er plötzlich in bestimmter Höhe von wesentlich stärkeren
Winden davongetragen wird, Auch an Land ist erfahrungsgemäß die Boden-
schicht oft in Ruhe, wenn die unterste Schicht abnorm kalt ist. Diese Vermin-
derung der Bodenwindstärke tritt, wie bekannt, immer dann auf, wenn man auf