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Annalen der Hydrographie und Maritinten Meteorologie, Juni 1939.
Besonders auffallend ist die Temperaturerhöhung auf den beiden mitten im
Pazifischen Ozean gelegenen Meßstellen auf Aawai und Samoa (Gruppe 4) mit
einer Erwärmung von mehr als 0,5°, und es sei besonders hervorgehoben, daß
die ähnlich gelegene und der dritten Gruppe zugeordnete Insel St. Helena von
1911 bis 1980 ebenfalls fast 0.5° wärmer war als in dem vorhergehenden 20jährigen
Zeitraum.
Im tropischen Amerika nördlich (Gruppe 5) und südlich des Äquators
(6. Gruppe) zeigt sich bis zum Jahre 1920 keine erwähnenswerte Temperatur-
änderung, dann beginnt auch hier ein merkbarer Anstieg.
In der letzten Zeile der Tab. 3 sind sämtliche 52 in den Tropen gelegenen
Stationen gemittelt worden, und es ergibt sich auf diese Weise — wobei besonders
hervorgehoben sei, daß zu dieser Berechnung sämtliche in den World Weather
Records aufgeführte Orte herangezogen wurden und nicht etwa eine Auswahl
stattgefunden hat — daß die Temperatur in der Tropenzone in den
letzten 50 Jahren fast kontinuierlich um etwa 03° angestiegen ist.
Man muß mit Spannung auf die Ergebnisse der tropischen Temperaturmessungen
im laufenden Jahrzehnt warten, denn gerade jetzt hat die Erhöhung der Tem-
peratur in den gemäßigten und polaren Zonen der Nordhalbkugel, soweit ein
Überschlag über die bisher vorliegenden Messungen zeigt, ein Ausmaß erreicht,
das die Ergebnisse für die vorhergehenden Jahrzehnte kümmerlich erscheinen
läßt. Einige weitere Stichproben sollen anschließend als Ergänzung zu den auf
S. 63 (Februar-Heft dieser Zeitschrift) aufgeführten deutschen Stationen noch
mitgeteilt werden.
4. Der Temperaturanstieg in der gemäßigten Zone,
In Monthly Weather Review wurde während der Jahre 1921 bis 1938 die
mittlere jährliche Temperaturabweichung für das Gesamtgebiet der Vereinigten
Staaten veröffentlicht. In Tab. 4 sind in der zweiten Spalte daraus die Mittel
für das vergangene Jahrzehnt und für die letzten 8 Jahre berechnet worden:
War schon der Zeitraum von 1921 bis 1930 in Amerika um etwa 0.4° zu warm,
so hat sich dieser Betrag in diesem Jahrzehnt auf fast 0.9° erhöht
und liegt damit sogar noch etwas höher als in Deutschland (vgl. S. 63).
Für Südengland hat kürzlich G. S. Callendar?) die Temperaturabweichungen
einiger homogener Reihen südenglischer Stationen veröffentlicht, Daraus erhält
man für die letzten 18 Jahre die in der 3. Spalte der Tab, 4 stehenden Ab-
weichungen vom Mittel 1840—1930: Auch in Südengland war das laufende
Jahrzehnt bisher mehr als 0.4° C zu warm,
Von den mitteleuropäischen Temperaturreihen scheint nach einer Mitteilung
von L. Lysgaard!l) die Reihe von Kopenhagen wegen ihrer weitgehenden
Homogenität besonders gut zur Untersuchung von Temperaturschwankungen
geeignet zu sein, In Tab. 5 sind deshalb die 10jährigen Mitteltemperaturen
dieser Station, beginnend mit dem Jahre 1801, zusammengestellt!?). Was sofort
auffällt, das ist der extrem hohe Wert für dieses Jahrzehnt. Im übrigen
sind die 10jährigen Mittel noch zu wenig ausgeglichen zur Untersuchung lang-
periodischer Änderungen.
Die der gegenwärtigen Klimaänderung zugrunde liegende Schwankungsdauer
erkennt man dagegen sofort, wenn die Kopenhagener Werte zu 40jährigen Mitteln
vereinigt werden (Tab. 6): Das letzte Temperaturminimum trat in
Kopenhagen um 1850 ein, seitdem steigt die Luftwärme beständig an.
Dies Ergebnis wird später bei Untersuchung der strengen und milden Winter
bestätigt werden,
Vordem soll noch kurz gezeigt werden, wieweit die verschiedenen Jahres-
zeiten an dem gegenwärtigen Temperaturanstieg beteiligt sind, zu welchem Zweck
16) G. 8. Callendar, A Century of Temperature Variation in England, Quarterly Journal of
the Royal Meteorol. Soc. 64, S. 653 (1938). — 12) L. Lysgaard, Änderungen des Klimas von
Dänemark seit 1800, Meteorolog. Zeitschr. 54, S. 109 (1937), — 2%) Es sei dabei bemerkt, daß in
den World Weather Records, Band 1, die Mitteltemperaturen von Kopenhagen teilweise um mehr als
1° fehlerhaft sind’ und deshalb sämtlich neu berechnet werden mußten. Die Werte von 1931 an
wurden dem Mitteleurondischen Witterungsbericht entnommen.