22 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1939,
ohne Schutzhülle gesammelt versandt werden können, Dieses billige Verfahren hat
einen Nachteil: Die Behälter sind nicht durchsichtig, und in der Probensammlung
ist es ein großer Vorzug, wenn der Inhalt der Gefäße gleich sichtbar ist,
So kamen wir gegen Ende des zweiten Sammeljahres zur Anwendung eines
neuen Werkstoffs: Neoceliröhren, wie sie in der Industrie zur Verpackung
von Rauchwaren, Toilettegegenstände usw. schon gebraucht werden. Sie sind
wasserundurchlässig, stabil, gegen Feuchtigkeit unempfindlich, relativ billig,
unzerbrechlich, haben also die gleichen Vorzüge wie Pappröhren, sind aber noch
leichter und vor allem durchsichtig, haben also alle Vorteile von Glasgefäßen
ohne deren Nachteile,
Mit der Einführung der Neocellröhren glauben wir, über die zweckmäßige
Aufbewahrung von Ankergrundproben hinaus einen Fortschritt gemacht zu haben,
der auch anderswo in der Ozeanologie und Limnologie, in der Naturwissenschaft
überhaupt, begrüßt werden wird. Die Neocellröhren sind in allen Größen und
Maßen als Röhrehen und als Schachtel herstellbar und können mit Neocell-
schrauben, mit Korken oder Wattebausch geschlossen werden, Vor allem auf
Exkursion und Expedition empfiehlt sich das leichte Gewicht und die Unzer-
brechlichkeit bei völliger Durchsichtigkeit. Neocell vereinigt also die Vorzüge
von Glas und Pappe, Zum Einzelpostversand genügen kräftige Pappröhren
(vgl. Tabelle S, 21 unter B).
Leinenbeutel haben wir für rein sandige Strandproben viel im Gebrauch,
[für subaquatische, bindige, feuchte Böden eignet sich dies Material nicht, weil die
langdauernde Feuchtigkeit die Beutel mürbe macht, Sie kommen also für Anker-
grundproben nicht in Frage. Auch Sandproben mit Salzgehalt sind hygroskopisch
und zerstören die Beutel,
Erscheinung eines leuchtenden „Strahlenkranzes‘
an der Meeresoberfläche.
Von X, Kalle, Hamburg, Deutsche Seewarte,
(Hierzu Tafel 2}
Aus der Meteorologischen Optik ist das Phänomen des „Heiligenscheines“
bekannt. Dieses besteht darin, daß ein auf einer feuchten oder betauten‘ Wiese
befindlicher Beobachter bei tief stehender Sonne um den Schatten seines Kopfes
sinen leuchtenden Strahlenkranz bemerkt, Uber diese Erscheinung, die mit der
Lichtbrechung der Sonnenstrahlen in den auf den Grashalmen liegenden Tau-
perlen zusammenhängt, ist im Schrifttum verschiedentlich berichtet worden?),
Eine ähnliche Erscheinung, allerdings auf anderer Grundlage beruhend, läßt
sich in besonderer Schönheit in dem extrem klaren Wasser des Sargasso-Meeres
beobachten. Abb. 1 (s. Tafel 2), die die Reproduktion dieser photographisch fest-
gehaltenen Erscheinung darstellt, vermittelt einen Eindruck von diesem Phänomen,
ohne allerdings die eigenartige Leuchtkraft der Naturerscheinung erreichen zu
können. Zur näheren Erläuterung sei angegeben, daß die Aufnahme von Bord des
Vermessungsschiffes „Meteor“ auf der Forschungsfahrt 1938 im Atlantik gewonnen
ist. Das Bild zeigt den Anblick der Meeresoberfläche von Bord des Schiffes
schräg nach unten in Richtung der Sonnenstrahlen, In der linken unteren Ecke
ist die von innen beleuchtete Reeling noch eben zu erkennen, Anschließend daran
folgt der außenbords befindliche auf der Meeresoberfläche liegende Schiffs-
schatten, und in der Mitte sehen wir den konzentrisch um den deutlich erkenn-
baren Schatten des Beobachters angeordneten Strablenkranz, dessen Leuchtkraft
ron außen nach innen stetig zunimmt.
Für das Zustandekommen des Strahlenkranzes sind folgende Bedingungen
erforderlich:
1. Der Strahlenkranz läßt sich nur bei gestopptem Schiff beobachten,
2, Es muß eine ganz leichte „weiche“ See gehen.
5 00! da Perntner, F, M. Exner, 1922. Meteogrologische Optik, IL Aufl, Wien/Leipzig,