284 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1939,
erschwert worden. Die Einheitlichkeit der Linien-
führung der in den Ozeanischen Tiefenkarten ent-
worfenen Isobathen wird besonders in den Gebieten
mit unruhiger Bodenkonfiguration noch in vielen
Fällen in Frage gestellt. An Hand eines Beispiels
zweier extremer Möglichkeiten der Isobathen-
konstruktion in einem Abschnitt des Südatlan-
tischen Rückens zwischen 8° und 18° auf Grund
der Methode der Bastionen und Buchten sowie
derjenigen der parallelen Kämme und Depressionen
wird vom Verfasser nachdrücklich darauf hinge-
wiesen, wie grundverschieden die morphologische
und geologische Deutung des Aufbaus des Atlan-
tischen Zentralrückens ausfallen kann. Um der
von wissenschaftlicher wie von Mnavigatorischer
Seite heute in verstärktem Maße gestellten Forde-
rung der intensiven Auslotung Sr Kleinformen
des Schelfs und des Tiefseebodens der Ozeane
nachzukommen, wird für die genaue Feststellung
der Umrisse der Schwellen, Querrücken, Bänke,
Kuppen, Untiefen usw. eine vielfache Zahl der für
sie geltenden Lotungspositionen benötigt. Für das
orographisch sehr unruhige Gebiet nördlich der
Kapverdischen Inseln hat Stocks vom Institut
für Meereskunde, Berlin, bereits grundlegende
Arbeiten geschaffen, In eindrucksvoller Weise
wird vom Verfasser die Echolotaufnahme der
Josephine-Bank (36° 39 N-Br. und 14° 17’ W-Lg.)
auf Grund der Lotungen vor und nach der stern.
förmigen Auslotung durch „Meteor“ im Februar
1937 in 2 Abbildungen gegenübergestellt. Eben-
falls hat die Auslotung der Gettysburg-Bank
'36° 30° N-Br. und 11° 37‘ W-Lg.) durch das
deutsche Forschungsschiff „Altair‘“ im Mai 193€
ein vollkommen anderes morphologisches Bild als
früher ergeben. Sehr aufschlußreich in dieser Be-
ziehung wirkt die systematische sternförmige Echo:
lotaufnahme der „Altair“-Kuppe im Nordatlan-
tischen Ozean (44.5° N-Br. und 34° 00’ W-Lg.
durch‘ dasselbe Forschungsschiff (siehe Tafel).
Wie weit diese Intensivierung der Auslotung
der Kleinformen des ozeanischen Meeresbodens
getrieben und in manchen Fällen auch über.
trieben werden kann, zeigen die neuerdings von
der United States Coast and Geodetic Survey
herausgegebenen Übersichtskarten vom Feinaufbau
des submarinen Troges westlich der Mississippi
Mündung und des submarinen Tales des Hudson:
Nusses, ferner der submarinen Topographie der
Umgebung des Bogoslof-Vulkans in der Beringsee
(Alaska), Der Verfasser gibt dem Wunsch, die
ron den Amerikanern für diese Zwecke ausge-
arbeitete Sonoradiobojenmethode auch von deutscher
Seite bei der Detailauslotung der ozeanischen Tiefen
anzuwenden, nachhaltigen Ausdruck. Die Arbeits-
weise dieser Methode und die mit ihr bisher er-
zielten Ergebnisse werden vom Verfasser in in-
struktiven Abbildungen wiedergegeben.
Erich Goedecke.
(j., Wüst. Die Großgliederung des atlantischen
Tiefseebodens, Mit 1 Textabbildung. S. A. aus
der Geologischen Rundschau, Bd. XXX. Heft 1/2.
S. 132—137, Stuttgart 1938,
In der vorliegenden Abhandlung, die noch
einmal die neueren Auffassungen von der Groß-
Aliederung des atlantischen Tiefseebodens auf Grunä
ler Ergebnisse der Deutschen Atlantischen Expe
dition (Meteor) in zusammenfassender Weise wieder-
ibt, wendet sich der Verfasser in erster Linie an
die Nicht-Ozeanographen, insbesondere an die Ver-
treter der Geologie und Geographie, Mit Nach-
druck wird eingangs auf die große Schwierigkeit
hingewiesen, die beim Entwurf der flächentreuen
iarbigen Übersichtskarte der atlantischen Tiefen
m Maßstab 1:20 000000, bei der sämtliche bis
aeute vorliegenden Draht- und Echolotungen be-
ücksichtigt wurden, bestanden hat. Neben der
inienhaften Anhäufung der Echolotungen entlang
der bekannten 14 Meteor- Profile, die eine große
arographische Unruhe des Meeresbodens aufgezeigt
haben, gibt es zwischen ihnen flächenhaft große
Gebiete, in denen die meistens nur gering an
Zahl vorliegenden Drahtliotungen ein mehr oder
weniger glattes Bodenrelief vortäuschen. Daß durch
liese Anordnung der einzelnen Lotungswerte die
Sicherheit des Beichnens eines einheitlichen Iso-
bathenverlaufs an gewissen markanten Stellen des
Meeresbodens, z. B. in den Schwellengebieten, in
Frage gestellt wird, wird auch dem Nichtfachmann
auf diesem Arbeitsgebiet ohne weiteres einleuchten,
Die verschiedenartige Wiedergabe der Linien-
führung der im Abstande von 500 m gezeichneten
Isobathen (ausgezogen, gestrichelt, Koloritwechsel
5hne Angabe der Tiefenlinie} weist immer wieder
darauf hin, daß noch manche Feinheiten im Relief
der atlantischen Tiefsee hypothetisch sind und vor-
äufig noch bleiben werden, Ein großer Fortschritt
gegenüber früheren Entwürfen solcher Tiefenkarten
ist aber darin zu erblicken, daß es dem Verfasser
in Zusammenarbeit mit Th. Stocks dennoch ge-
lungen ist, durch die Verschmelzung von fest-
stehenden morphologischen Gesichtspunkten mit
neuen aus den ozeanographischen Ergebnissen ge-
wonnenen Anschauungen (Verteilung der poten-
tiellen Bodentemperatur, Art der u | des
Bodenwassers) ein einheitliches Bild von den Groß-
lormen des atlantischen Meeresbodens aufzustellen,
Die vier morphologischen Einheiten: der Schelf,
las System der Großschwellen und des Kontinental-
abfalles, der eigentliche Tiefseeboden und die Tief-
seesenken bzw. -gräben werden in dieser neuen
Übersichtskarte in systematischer Weise durch die
vier Grundfarben Gelb, Grün, Blau und Rot
le den,
In der dieser Abhandlung beigegebenen Ab-
bildung der durch ausgewählte Isobathen und
zeeignete Schraffuren kenntlich gemachte Groß-
gliederung des Tiefseebodens wird besonders die
Bezeichnung der Tiefseebecken und Schweilen mit
zusschließlich geographischen Benennungen betont.
Es ist wichtig darauf hinzuweisen, daß die auch
rom Ozeanographischen Gesichtspunkt wichtigen
Träger der Hauptgliederung des ozeanischen Bodens,
die Querschwellen, in vielen Fällen nur schematisch
angedeutet sind, Die hypothetischen Querschwellen
sind daber in dieser Abbildung entweder ein-
geklammert oder mit Fragezeichen versehen. Am
augenfälligsten erscheint wiederum die zentrale
Aufwölbung des Mittelatlautischen Rückens, der
gerade in sämtlichen Meteorprofilen ein sehr un-
suhiges Relief erkennen ließ, Morphologische Ver-
bindungen zwischen den einzelnen Hochs und
Tiefs innerhalb dieses Zentralrückens herzustellen,
stößt bis heute noch auf erhebliche Schwierig-
keiten. Weiterhin macht der Verfasser besonders
auf die sogenannte Becken-Schwellen-Struktur
'nach Haarmann) der atlantiscbhen Tiefsee oder
Ihre streifenförmige Zerlegung in polygonale oze-
anische Felder (nach Cloos) aufmerksam, Die
Satteltiefen ihrer Schwellen bewegen sich in dem
Tiefenniveau 4300—5000 m. Der Walfischrücken
mit einer Satteltiefe von 3000 m macht eine
Ausnahme. Die tiefsten Senken der ‚Becken
nehmen übereinstimmend das Niveau 5500-—6000 m