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Full text: 67, 1939

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1939. 
Kleinere Mitteilungen. 
1. Stereoskopie und Meeressträmungen. In der „Acad&mie des Sciences“ 
von Paris, Sitzung vom 7. März 1921, erschien von mir eine Notiz „Application 
de la vision ste&r6oscopique au contröle des glaciers“1). Ich habe darin gezeigt, 
welche Vorteile die Glaziologie aus dem Vermögen unserer Augen, stereoskopisch 
zu sehen, ziehen könnte. Jede Änderung der Form und Lage eines Gletschers 
ließe sich damit mit viel weniger Zeit und Mühe feststellen, als mit den gewohnten 
topographischen Methoden, sofern die letzteren überhaupt anwendbar sind. Man 
hat weiter nichts zu tun, als vom gleichen Punkt aus in derselben Richtung 
nacheinander zwei photographische Aufnahmen des Gletschers zu erstellen, Die 
beiden Bilder werden nur dann identisch sein, wenn sich in der Zwischenzeit 
kein Teilstück des Objekts bewegt hat. Sobald aber irgendwelche Lageände- 
rungen eingetreten sind, zeigt sie das Stereoskop sofort?), Die Bilder müssen 
lediglich so nebeneinandergestellt werden, daß entsprechende Punkte, die sich 
bewegt haben, näher zu einander zu liegen kommen, als die fest gebliebenen; 
Phot, 2? 
Strömungsrichtung => 
Aufgenemmen von Prof, Dr. Paul-L. Mercanton, Dir. M.Z, A, Zürich, 
Phot, 1} 
im Stereoskop scheinen sie dann vor dem flach wirkenden Grund der letzteren 
zu schweben. Je größer die Lageänderung, desto näher erscheinen sie. Es ist 
zu ergänzen, daß natürlich nur die Bewegung senkrecht zur Objektivachse 
sichtbar ist, ihre auf die Achsenrichtung fallende Komponente ist ohne Wirkung. 
Das Stereoskop zeigt also nur die parallaktischen Verschiebungen; auch die 
Stereo-Photogrammetrie (Komparator, Stereoautograph) — die im übrigen hier 
ebenfalls anwendbar wäre — würde nicht mehr ergeben, sofern man die Ent- 
fernung der verlagerten Punkte vom Beobachtungsort aus nicht kennt, und auch 
dann noch bekäme man nur die quer zur Blickrichtung verlaufenden Komponenten 
der Bewegungen, Um ihre wirkliche Größe zu erhalten, müßte man auf die 
Einführung einer Vermessungsbasis zurückkommen, was aber nicht dem Ziel der 
hier entwickelten Methode entspricht. 
Da ich ständig darnach trachtete, jeweils möglichst schnell einen Einblick in die 
Art der Gletscherbewegung zu erhalten, habe ich seit 1921 verschiedene Bildpaare 
am Rhone- und am Grindelwaldgletscher aufgenommen). Diese ließen mir be- 
züglich Brauchbarkeit und Wirksamkeit der Methode keinen Zweifel mehr. Seit- 
her hat sie Prof. Dr. Richard Finsterwalder (Deutsche Expedition auf den 
Nanga Parbat) in Verbindung mit ausgezeichneten photogrammetrischen Instru- 
menten ermöglicht, sehr wertvolle Feststellungen über die Bewegung solcher 
Gletscher zu machen, auf welche die bisher üblichen Meßverfahren praktisch 
‘) C-R Acad. Se Paris 7 LIT 1921, — % Es kann sich hierbei nur um ganz kleine Veränderungen 
handeln, die das Aussehen des Objektes nicht merklich beeinflussen; wesentliche Umformungen, die 
übrigens direkt erkennbar sind, zeigen natürlich im Stereoskop nichts, — % Les variations periodi- 
ques des Glaeiers des Alpes suisses. 44%me rapport-1923. Les Alpes, Berne 1924.
	        
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