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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1939,
Diese mit Hilfe des Pulfrich-Photometers auf den beiden ersten Teilfahrten der
„Deutschen Nordatlantischen Expedition“ durchgeführten Phosphatbestimmungen?)
haben ein bemerkenswertes Resultat gezeitigt. Es stellte sich heraus, daß das
Sauerstoffminimum und das Phosphat-
maximum nicht genau in der gleichen
Tiefe liegen, sondern daß das Sauerstoff-
minimum sich immer oberhalb des Phos-
phatmaximums befindet, Die Unterschiede
in der Tiefenlage betragen oft mehrere
nundert Meter, wie aus dem kleinen Dia-
gramm (Abb. 5) zu ersehen ist. Da die ver-
mutlichen Ursachen der verschiedenen Tiefen-
lage bereits im Bericht über die erste Teil-
fahrt der „Deutschen Nordatlantischen Expe-
dition“ diskutiert worden sind, sei hier nicht
näher darauf eingegangen. Wir können
jedoch für unser Problem eine wichtige
" {Fu Folgerung aus diesen Beobachtungen ziehen.
Abb. 5, Tiefenlage des Sauerstoffminimums Da das Phosphatmaximum grundsätzlich in
HE ET an NEE Oben gleicher Weise wie das Sauerstoffminimum
zwischen 10° und 30° Nord. entsteht, so könnte man mit gleicher Be-
rechtigung an Stelle des Sauerstoffminimums
auch das Phosphatmaximum zur Abgrenzung der. Stromglieder oder Wasserarten
verwenden, eine Konsequenz, welche die Auffassung der Sauerstoffminima als
„ruhende Zwischenschicht“ noch unwahrscheinlicher macht.
Zusammenfassung der Ergebnisse,
1. Im ganzen Weltmeer findet sich in einigen hundert Metern Tiefe eine
sauerstoffarme Zwischenschicht, die am stärksten in den niederen Breiten und
in der Osthälfte der Ozeane ausgeprägt ist. ;
2, Aus der Verteilung des Sauerstoffs im Atlantischen Ozean folgt, daß die
Sauerstoffzehrung mit der Tiefe stark abnimmt, Unter der Annahme gleicher
seitlicher Wasserzufuhr ist die Zehrung innerhalb des Antarktischen Zwischen-
wassers etwa eine Zehnerpotenz stärker als im mittleren Nordatlantischen Tiefen-
wasser.
3. Die Abnahme der Sauerstoffzehrung mit der Tiefe ist erstens bedingt
durch die Abnahme der Temperatur mit der Tiefe, zweitens dadurch, daß die
Planktonreste beim Absinken abgebaut werden und die größeren Tiefen nicht
mehr erreichen, Unterstützt wird die stärkere Zehrung unterhalb der Sprung-
schicht durch das längere Verweilen der Plantonreste in den stabileren Schichten,
ferner dadurch, daß auch das lebende Plankton, das in der Tiefe als Sauerstoff-
verbraucher wirkt, einen sehr starken vertikalen Gradienten hat.
4, Da unterhalb der Sprungschicht die Versorgung mit Sauerstoff im wesent-
lichen durch seitliche Zufuhr erfolgt, muß durch die Abnahme der Zehrungs-
geschwindigkeit mit der Tiefe eine sauerstoffarme Zwischenschicht entstehen;
somit kann diese in der Natur beobachtete Erscheinung zwanglos auf biologisch-
chemische Vorgänge zurückgeführt werden.
5. Die dynamische Erklärung der sauerstoffarmen Zwischenschicht ist daher
überflüssig; sie ist zudem unwahrscheinlich, 1. weil sie von der nicht zutreffenden
Auffassung einer in allen Tiefen gleichmäßigen Zehrung asusgeht, 2. weil das
Minimum auch dort auftritt, wo keine gegeneinandergerichteten Tiefenwasser-
bewegungen vorhanden sind, 3, weil Sauerstoffminima und Phosphatmaxima, die
beide durch den gleichen Prozeß der Zersetzung der Planktonreste entstehen, in
verschiedenen Tiefen liegen,
? H. Wattenberg, Die chemischen Arbeiten auf der „Meteor“-Fahrt Februar bis Mai 1937.
Ann. d. Hydr. 1937 (September-Beibeft). K, Kalle, Die chemischen Arbeiten auf der „Meteor“-Fahrt
Jannar bis Mai 1938. Ann. d. Hydr. 1939 (Januar-Beiheft},