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Full text: 67, 1939

Wasmund, E,: Erfahrungen mit Ankergrundproben, 
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von der Oberfläche und sandigen Ton aus der Unterschicht, Schirm- oder Pilz- 
anker graben sich besonders tief ein, sie werden aber selten i. a. auf tieferem 
Wasser und für Spezialzwecke verwandt. (Vermessungsschiffe, Feuerschiffe, 
U-Boote), Auch sie können gleichzeitig von der Oberfläche Bodenteile enthalten, 
die dann im Ankerschirm unter den Ablagerungen der an sich tieferen Schichten 
liegen können, Lithologisch gemischte Grundproben sind also nur mit Vorsicht 
stratigraphisch auswertbar, 
Weitere Gründe für Ausfälle und Fehler bei der Ankergrundprobenentnahme 
liegen im weiteren Verlauf des Ankerlichtens, Zunächst wächst mit zunehmender 
Wassertiefe oder mit steigendem Seegang die Möglichkeit, daß der Anker aus 
natürlichen Gründen gar keine Spuren des Meeresbodens mehr enthält, weil sie 
beim Einhieven schon im Wasser abgewaschen wurden, Oder es hängen große 
Klumpen Boden an dem Pflugspaten, die beim Anschlagen des Ankers an die 
Bordwand oder an die Klüsen abfallen. Ich schätze die Zahl der Ankerstationen, 
die überhaupt Boden mit aus dem Wasser am Anker (und noch seltener der Kette) 
bringen, auf höchstens !/,. Meist ist mit größeren Mengen von mehreren Kilo- 
gramm zu rechnen. Gelegentlich aber muß auch eine Probe mühsam zusammen- 
gekratzt werden, das deutet auf Auswaschen und sollte bei der Einsendung ver- 
merkt werden, Der Anker bringt naturgemäß lockeren Grobsand, reinen Schill, 
grobes Geröll kaum herauf, immer aber Schlick, Faulschlamm, Ton, Mergel usw. 
Die Ankergrundprobe überbetont also genau umgekehrt wie die Handlotprobe die 
konsistenten, haftenden, organogenen und feinkolloidalen Gesteine. Jede Kartie- 
rung mit Hilfe von Ankerproben muß berücksichtigen, daß aus diesen und aus 
nautischen Gründen (Ankerplatz ungeeignet) sandige und steinige Böden unter- 
repräsentiert sind. Hier liegt der Fehler also genau in umgekehrter Richtung 
wie bei der auf das Handlot aufbauenden Seekarte. 
5, Zuverlässigkeitsgrenzen und Genauigkeitsgrad der Entnahmeangaben. 
Dazu kommt ein zweites Moment, zwar vorwiegend psychologischer Art, aber 
nicht zu unterschätzen, Patentanker werden außenbords in die Ankerklüse ge- 
nommen, Normalanker müssen mit Davits über die Reeling oder an Deck ein. 
gehievt werden, Im letzten Fall wird das Deck durch Anker und Hievgeschirr 
unsauber, im ersten Fall höchstens durch die Kette, aber hier erfordern die 
beweglichen Glieder des Patentankers Wartung durch Sauberhaltung, Also wider- 
sprechen sich — Interesse der Schiffsführung an der Ankerprobengewinnung 
vorausgesetzt — die Interessen des Navigationsoffiziers und des 1. Offiziers, oder 
des Kapitäns und des Bootsmanns, Wenn auch der Steuermann oder der W.O. 
auf der Brücke Wert auf Grundproben legt, so ist der ausführende Teil der 
Bootsmann auf der Back. Er hat den Feuerlöschschlauch schon vor „Anker aus 
dem Wasser“ angeschlagen, und so wird manche Ankerprobe fehlen, weil eben 
nach beendigtem Reinschiff das Ankergeschirr außenbords abgespritzt wird, Auf 
Kriegsschiffen muß man mit dieser Ausfallsquelle mehr rechnen, wo mehr Backs- 
gäste als auf Handelsdampfern zur Verfügung stehen, wo das Auswaschen der 
Bugsee oder dem nächsten Sturm überlassen werden muß, Dafür ist bei manchen 
Frachtdampfern, wo die peinliche Sauberkeit eines Kriegsschiffes an Zweck, Zeit 
und Personal ihre Grenze findet, mit dem umgekehrten Fehler zu rechnen. Hier 
trocknet u, U. der aufgeholte Meeresgrund am Anker und Kette an, bis zum 
nächsten Ankermanöver, und als Grundprobe werden Sedimente yon zwei ver- 
schiedenen Schiffsorten eingeschickt. Immerhin wird dieser Fehler seltener vor- 
kommen, solange die Entnahme freiwillig ist, also auf Interesse an der Sache 
und damit auf Aufmerksamkeit beruht. 
Es gibt also Fälle, wo Grundproben auch aus nicht „natürlichen“ Gründen 
nicht gewonnen werden. Das ist immer noch besser als das Bestreben, auf jeden 
Fall möglichst viel Proben einzusenden und es mit dem Sochiffsort nicht so genau 
zu nehmen. Man vermeidet diese den verschiedensten Beweggründen entspringende 
Fehlerquelle, wenn man sich nicht allzusehr auf Befebl oder Papieranweisung 
verläßt, während wir ausgezeichnete Erfahrung damit machten, Kommandanten, 
Offiziere und Teile der Besatzung von Kriegs- und Handelsschiffen an Bord
	        
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