Wasmund, E,: Erfahrungen mit Ankergrundproben,
19
von der Oberfläche und sandigen Ton aus der Unterschicht, Schirm- oder Pilz-
anker graben sich besonders tief ein, sie werden aber selten i. a. auf tieferem
Wasser und für Spezialzwecke verwandt. (Vermessungsschiffe, Feuerschiffe,
U-Boote), Auch sie können gleichzeitig von der Oberfläche Bodenteile enthalten,
die dann im Ankerschirm unter den Ablagerungen der an sich tieferen Schichten
liegen können, Lithologisch gemischte Grundproben sind also nur mit Vorsicht
stratigraphisch auswertbar,
Weitere Gründe für Ausfälle und Fehler bei der Ankergrundprobenentnahme
liegen im weiteren Verlauf des Ankerlichtens, Zunächst wächst mit zunehmender
Wassertiefe oder mit steigendem Seegang die Möglichkeit, daß der Anker aus
natürlichen Gründen gar keine Spuren des Meeresbodens mehr enthält, weil sie
beim Einhieven schon im Wasser abgewaschen wurden, Oder es hängen große
Klumpen Boden an dem Pflugspaten, die beim Anschlagen des Ankers an die
Bordwand oder an die Klüsen abfallen. Ich schätze die Zahl der Ankerstationen,
die überhaupt Boden mit aus dem Wasser am Anker (und noch seltener der Kette)
bringen, auf höchstens !/,. Meist ist mit größeren Mengen von mehreren Kilo-
gramm zu rechnen. Gelegentlich aber muß auch eine Probe mühsam zusammen-
gekratzt werden, das deutet auf Auswaschen und sollte bei der Einsendung ver-
merkt werden, Der Anker bringt naturgemäß lockeren Grobsand, reinen Schill,
grobes Geröll kaum herauf, immer aber Schlick, Faulschlamm, Ton, Mergel usw.
Die Ankergrundprobe überbetont also genau umgekehrt wie die Handlotprobe die
konsistenten, haftenden, organogenen und feinkolloidalen Gesteine. Jede Kartie-
rung mit Hilfe von Ankerproben muß berücksichtigen, daß aus diesen und aus
nautischen Gründen (Ankerplatz ungeeignet) sandige und steinige Böden unter-
repräsentiert sind. Hier liegt der Fehler also genau in umgekehrter Richtung
wie bei der auf das Handlot aufbauenden Seekarte.
5, Zuverlässigkeitsgrenzen und Genauigkeitsgrad der Entnahmeangaben.
Dazu kommt ein zweites Moment, zwar vorwiegend psychologischer Art, aber
nicht zu unterschätzen, Patentanker werden außenbords in die Ankerklüse ge-
nommen, Normalanker müssen mit Davits über die Reeling oder an Deck ein.
gehievt werden, Im letzten Fall wird das Deck durch Anker und Hievgeschirr
unsauber, im ersten Fall höchstens durch die Kette, aber hier erfordern die
beweglichen Glieder des Patentankers Wartung durch Sauberhaltung, Also wider-
sprechen sich — Interesse der Schiffsführung an der Ankerprobengewinnung
vorausgesetzt — die Interessen des Navigationsoffiziers und des 1. Offiziers, oder
des Kapitäns und des Bootsmanns, Wenn auch der Steuermann oder der W.O.
auf der Brücke Wert auf Grundproben legt, so ist der ausführende Teil der
Bootsmann auf der Back. Er hat den Feuerlöschschlauch schon vor „Anker aus
dem Wasser“ angeschlagen, und so wird manche Ankerprobe fehlen, weil eben
nach beendigtem Reinschiff das Ankergeschirr außenbords abgespritzt wird, Auf
Kriegsschiffen muß man mit dieser Ausfallsquelle mehr rechnen, wo mehr Backs-
gäste als auf Handelsdampfern zur Verfügung stehen, wo das Auswaschen der
Bugsee oder dem nächsten Sturm überlassen werden muß, Dafür ist bei manchen
Frachtdampfern, wo die peinliche Sauberkeit eines Kriegsschiffes an Zweck, Zeit
und Personal ihre Grenze findet, mit dem umgekehrten Fehler zu rechnen. Hier
trocknet u, U. der aufgeholte Meeresgrund am Anker und Kette an, bis zum
nächsten Ankermanöver, und als Grundprobe werden Sedimente yon zwei ver-
schiedenen Schiffsorten eingeschickt. Immerhin wird dieser Fehler seltener vor-
kommen, solange die Entnahme freiwillig ist, also auf Interesse an der Sache
und damit auf Aufmerksamkeit beruht.
Es gibt also Fälle, wo Grundproben auch aus nicht „natürlichen“ Gründen
nicht gewonnen werden. Das ist immer noch besser als das Bestreben, auf jeden
Fall möglichst viel Proben einzusenden und es mit dem Sochiffsort nicht so genau
zu nehmen. Man vermeidet diese den verschiedensten Beweggründen entspringende
Fehlerquelle, wenn man sich nicht allzusehr auf Befebl oder Papieranweisung
verläßt, während wir ausgezeichnete Erfahrung damit machten, Kommandanten,
Offiziere und Teile der Besatzung von Kriegs- und Handelsschiffen an Bord