Schott, G,: Die quatorlalen Strömungen des westlichen Stillen Ozeans. 249
begrüßen, Denn es können die Karten, jede in ihrer Weise, wohl Anlaß zu
mancher wissenschaftlichen Spekulation geben, besonders über den äquatorialen
Gegenstrom, dessen Entstehung in den drei Ozeanen A, Defant!) vor nicht langer
Zeit vom physikalischen Standpunkt aus behandelte,
J. Der Nordwinter (Tafel 26).
In dieser Jahreszeit steht der NE-Passat, dem nach der asiatischen Seite hin
allgemein die Bezeichnung NE-Monsun gegeben wird, meist kräftig und beständig
durch, bis wenigstens 10° N-Br. Windstillen werden nördlich von 10° N-Br, nur
sehr wenig verzeichnet; man vergleiche in der Textfigur®) den Monat Januar.
Auf Jap (9° 80' N-Br., 138° 10° O-Lg.) entfallen in den Monaten Januar und
Februar 93 bis 95% aller Beobachtungen auf die Richtungen aus N, NE und E,
Erst südlich von etwa 7° N-Br, gewinnen Windstillen an Häufigkeit; sie sind am
häufigsten vor der NW-Seite Neu-Guineas, wo, wie bekannt, die NE-Winde süd-
lich von der Linie nach NW als sogenannter NW-Monsun zu drehen pflegen.
Dem Nordäquatorialstrom sind in den vier Wintermonaten Geschwindigkeiten
eigen, die zwar in wenigen Einzelfällen von 0 bis 50 Sm/Etmal spielen, aber in
der erdrückenden Überzahl zwischen 15 und etwa 22 liegen, also beträchtlich
sind. Jedenfalls strömt diese Wasserbewegung jetzt erheblich stärker und be-
sonders beständiger als im Nordsommer, Dies dürfte, nebenbei bemerkt, für
eine Eigenheit des Kuro siwo bedeutungsvoll sein; japanische Beobachter und
Bearbeiter stimmen darin überein, daß der Kuro siwo keine nennenswerte oder
eindeutige Veränderung seiner mittleren Geschwindigkeit im Jahreslauf erkennen
läßt, obwohl er von den Riu-Kiu-Inseln ab im Winter den vorherrschenden Wind
von vorn, im Sommer von hinten hat, Höchstwahrscheinlich liegt die Ursache
hierfür in den je nach der Jahreszeit unterschiedenen Stärke seiner Hauptquelle;
im Winter schiebt sich die Eigenschaft des Kuro siwo als Druckstrom in den
Vordergrund, im Sommer mehr diejenige als Windtrift.
Die Richtung des Nordäquatorialstromes, dessen Südkante im allgemeinen
unter 6° bis 7°” N-Br. jetzt zu suchen ist, geht in seiner nördlichen Hälfte deut-
lich nach WNW und nördlicher, in seiner südlichen Hälfte unter wellenartiger
Schwankung nach W, WSW, auch nach WNW, sehr energisch aber nach SW
and Süd mit der Annäherung an die Ostküste Mindanaos, Die hieraus folgende
Divergenzlinie verläuft unter 10° bis 11° N-Br. von Ost nach West mit einer
charakteristischen Nordverlegung vor den Philippinen-I* Layte und Samar, so
daß noch in der Nähe der San Bernardino-Straße das Wasser nach Süden ab-
schwenkt. Die Nordverlegung der Trennungslinie bis 13° N-Br. in der Nähe der
Inseln kommt in allen Monaten deutlich aus der Richtung der Stromversetzungen
zu Tage. Auch zwei japanische Flaschenposten?) sprechen hierfür eindeutig;
sie nahmen unter 12° N-Br, 129.5° O-Lg. und unter 13.2° N-Br. 127,5° O-Lg. ihren
Anfang und landeten beide bei den Palau-Inseln,
Die nach Süden gerichtete Abflußsträmung verdient wegen ihrer während des
ganzen Jahreslaufes ununterbrochenen und sozusagen hundertprozentigen Be-
ständigkeit nahe der Ostseite von Mindanao eine besondere Bezeichnung als
Mindanao-Strom, Versetzungen mit Nordkomponente sind überhaupt nicht
gemeldet. Bei Reisen von Nord nach Süd nutzt die Schiffahrt den Strom gern
aus, weil innerhalb einer Strecke bis 30 Sm Küstenabstand auf mindestens
i.5 Knoten oder 0.8 m/sec zu rechnen ist; auf dem holländischen Dampfer
„Tjimenteng“ hatten wir im Mai 1929 auf einer Fahrt südwärts in der Nähe des
weit nach Süden vorspringenden Kap Agustin mitlaufenden Strom X>2 Kn, Ein-
gespannt zwischen Mindanao und einem deutlich in der Karte herausgekommenen
großen Wirbelgebiet unter 7° N-Br, 130° O-Lg. erreicht der Mindanao-Strom in
W-— O-Erstreckung eine Breite von 150 Sm und liefert durch diese Front hin-
1) Der äquatoriale Gegenstrom. Sitz.-Berichte der Preuß, Akad. der Wissensch, XXVII. Berlin
1935, — *) In der Textfigur wurde über die Ostgrenze der Strömungskarten hinaus die Winddarstellung
bis 180° Lg. gegeben, um etwaige „im Rücken‘ der Strömungen liegende Triebkräfte beurteilen zu
lassen. — 3 S. Yonemura, Note op oceanogr. works, Hydrogr. Departm, Imp. Japan. Nayy. Records
of oceanoer. works in Japan, Tokyo 1928,