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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1939,
In einem Punkt versagen unsere sämtlichen üblichen Aufnahmerverfahren:
Felsgrund, große Steine (Findlinge). Steingründe (Blockpackungen) sind weder
mit Echolot, Handlot, Ankergrundprobe oder Greiferprobe einwandfrei fest-
zustellen. Der Nachweis ist nur negativ zu führen, wenn das Entnahmegerät
hart aufschlägt und nichts heraufbringt oder durch Hängenbleiben abreißt, Ein
Bild über die wirkliche Verteilung kann sich nur der Taucher machen. In unseren
heimischen Gewässern wird langjährige Erfahrung allmählich ein zutreffendes
Bild zustandegebracht haben, wenn ich auch in der östlichen Mecklenburger
Bucht weitab der Küste beim Tauchen Steingründe angetroffen habe, von
denen die Seekarte nichts weiß. Auch diese Erfahrungen hat man mehr als
einmal in unerwünschter Weise durch beschädigte Schiffsböden und zerrissene
Netze machen müssen, Nicht umsonst hat man die Versuche, mit dem Grund-
schleppnetz der Fischdampfer in der Östsee zu arbeiten, bald wieder aufgegeben.
Man muß sich außerdem klarmachen, daß Ankergrundproben aus Gebieten mit
Fels, Steinen, hartem Grund und ähnlichen Bezeichnungen kaum einlaufen
werden, weil die Schiffsführung nach der Seekarte solche Ankerplätze ver-
meiden wird,
Der häufige Widerspruch zwischen Seekarte und Ankergrundprobe ist also
nicht nur auf die — an sich einseitigen — Handlot- oder Schnapplotproben
zurückzuführen, denn die Seekartenaufnahme wird ja mit diesen Geräten durch-
geführt. Er beruht auf der zweiten wichtigen Tatsache, daß am Anker tatsäch-
lich meist Grund von tieferen Schichten, nicht von der Oberfläche haftet. Man
muß sich dazu den Vorgang beim Ankermanöver und beim Ankeraufgehen
klarmachen.
4. Grundberührung und Grundaushub beim Ankern und Ankerlichten,
Zweck des Ankerns ist, das Schiff möglichst sicher und ruhig auf Position
zu halten und Abtreiben (vor allem auf Legerwall} unbedingt zu vermeiden.
Nach dem Ausrauschenlassen der Kette steckt man also in etwa dreifacher
Wassertiefe weiter Kette, und legt sie durch langsames Eindampfen über den
Achtersteven auf den Grund, Das Schiff liegt dann am elastischen Gewicht der
Kette, der Anker selbst soll nach seinem Festkommen dadurch nicht auf Zug
kommen, daß der letzte Teil der Kette am Boden lhegenbleibt, Durch das Manöver
kommen die Pflugen auf Zug und graben sich tief ein, unter Zusammenpressung
des Meeresgrundes, Beim Ankeraufgehen muß also die Kette kurzstag und weiter
eingehievt werden, bis sie auf und nieder steht, dann wird der Anker senkrecht
aus dem Grund herausgebrochen, Die Ankerpflugen schleifen also beim
Ankerlichten nicht auf dem Meeresboden, sondern brechen durch die Ober-
äche durch. Je nach Bodenart und der Art des Ankergeschirrs war der
Anker — etwa im Sand — nur mit 1 bis 2 Pflugen eingehakt, oder war — wie
im Schlamm — völlig versackt. Haftende Böden wie Schlamm, Schlick, Mergel
sind beim Einwühlen und Eingraben (das sich beim gierenden oder stampfenden
Schiff auch nach dem Manöver fortsetzen kann) fest um die Pflugen, besonders
an die Pflughände, gepreßt und verklebt, auch die unteren Kettenglieder können
durch langsame horizontale und vertikale Bewegungen mit Sediment verschmiert
der ganz angefüllt sein,
Auf diese Weise greift der Anker bei großen Schiffen (ia. Patentanker)
Grundproben aus einer durchschnittlichen Tiefe von !/, m unter der Ober-
fläche des Meeresbodens. Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, daß leichte
Stockanker von Booten auch hier anders zu werten sind als schwere Patent-
anker, die durch Gewicht und vor allem die Konstruktion tief einsinken müssen.
Der Patentanker mit zwei am Schaft um je 40 bis 45° begrenzt abklappbaren
Pflugen ist ja so gebaut, daß jeder seitwärtige Kettenzug sich auf die Pflugen
durch Hebelwirkung in Form einer Abwärtsbewegung überträgt. Der Stockanker
wird beim Ankern etwas länger über Grund schleifen als etwa der Hallanker,
bis nach Kippen des Stocks eine Pfluge sich eingräbt und der Schaft waagerecht
auf dem Boden liegt. Dadurch ist es zu erklären, daß man an den Schaufeln
der Armstücke gelegentlich zweierlei Bodenarten nebeneinander sieht, etwa Gyttja