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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1939,
Unter Berücksichtigung der oben festgestellten Verkürzung der Proben in
den Lotröhren kommen wir in der südlichen Ostsee stellenweise auf 2 bis 3 m
Schlick. Da seit der Ablagerung der eiszeitlichen Tone in der östlichen Hälfte
unseres Gebietes eine durchgehende Sedimentation stattgefunden hat, standen
hierfür seit Beendigung des Eisseestadiums etwa 10600 Jahre zur Verfügung,
und das würde bei der Annahme einer gleichbleibenden Sedimentation nur 0,2
bis 0.3 mm Absatz je Jahr bedeuten oder 2 bis 3 cm in 100 Jahren. Das sind
arstaunlich kleine Werte für ein Meer, das eine so geringe Breitenausdehnung
hat und in das viele Gewässer münden, Allerdings bringen die nordischen
Flüsse im allgemeinen wenig feine Sinkstoffe mit, Der Sedimentationsbetrag ist
immerhin etwa 50mal so groß wie im offenen Ozean und er unterstreicht die
geringe Mächtigkeit der Sedimentdecke am Ostseeboden, die nur schwach den
älteren Untergrund verhüllt.
Yberblicken wir nun zusammenfassend die vier Sedimentationszonen, so
sehen wir, daß sie in enger Beziehung zur Entstehungsgeschichte der Ostsee
stehen, Die küstennahe Sandzone häuft den Sand aus der Küstenzerstörung und
teilweise aus der zweiten Zone an und läßt ihn an der Küste entlang wandern,
Es ist die in bezug auf ihren heutigen Raum jüngste Zone, die sich durch den
Küstenrückgang immer weiter vorschiebt. Die Abtragungszone schließt sich nach
außen an und wird durch starke Strömungen bedingt. Die einebnende Tätigkeit
der Brandung in der ersten Zone wird hier beim Nachrücken der zweiten Zone
durch Vertiefung des Bodens fortgesetzt, und stellenweise bleiben grobe Rest-
sedimente liegen. Entsprechende Stellen weiter draußen sind die Gipfel der
Bänke und kleineren Erhebungen, In einigen Ausnahmefällen mag das Unter-
tauchen und Bearbeiten bereits während der Ancylustransgression erfolgt sein
(um 7500 v, Chr.), in der Hauptsache erfolgte die Überflutung durch die Lito-
rinasenkung (ab 5000 v. Chr.) und ihre Ausläufer, die bis heute dauern, Die
Restsedimente sind der Hauptsache nach jung; das gilt auch für die hier einzu-
schließenden Rinnen mit Ausräumung. .
Die küstenferne Sandzone besteht aus den bei der Überfiutung angereicherten
Sanden, zu denen die aus der Abtragungszone ausgespülten hinzukommen. Sie
amfaßt in der Hauptsache das Gebiet, das von der Aneylustransgression {um
7500 v. Chr.) überflutet wurde.
Die Schlickzone enthält die feinste, immer wieder aufgewirbelte und zur
Tiefe wandernde Trübe organischer und anorganischer Art, Sie liegt in den
tieferen Teilen der Becken, und ihr Umfang deckt sich annähernd mit der Aus-
dehnung der Wassermassen in der Yoldiazeit (Ende der Yoldiazeit 7800 v. Chr.).
In ein Schema gebracht, entsteht folgende Übersicht:
EEE
Sedimentationszone
Küsten-Sandzoönen .......
Abtragungsgebiete ‚.......
. Küstenferne Sandzonen ...
Qchlickryebieta, ..
SE
Überflutung | Sedimentierzeit
Jüngste Zeit ; | bis 2000 Jahre
Litorinazeit bis Jüngste Zeit ! ,, 7000
Ancyluszeit |» 9500
Finde der Fisbedeckung } „10600
Ve
In den Schlickgebieten westlich der Gjederschwelle war die Sedimentation
nach Ablagerung der eiszeitlichen Sedimente unterbrochen, weil sie später unter-
tauchten, Östlich der Schwelle ging sie ununterbrochen weiter. Die Schlicksedi-
mentation wird auf 0.25 mm im Jahre geschätzt, Die Sandsedimentation ist kaum
größer, soweit nicht Örtliche Senken ausgefüllt wurden.
Die südliche Ostsee ist ein Beispiel dafür, daß die Sedimente am Boden
unserer Schelfmeere noch nicht im Gleichgewicht mit den Faktoren des Meer-
wassers sind. Der glaziale Untergrund macht sich überall bemerkbar und ist
vorerst nur durch eine auffällig dünne, stellenweise noch unterbrochene Sedi-
mentdeeke verhüllt.
Schriftenverzeichnis,
Andree, K., Geologie des Meeresbadens, - Bd. 2. Leipzig 1920,
Apstein, ©. Bodenuntersuchungen in der Öst- und Nordsee,
Berlin 116 &, 355 his 376.