218 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1939,
Küsten umsäumenden Abtragungsgebieten und den schlickgefüllten Senken. Je
flacher nun der untergetauchte und abgetragene Festlandssockel ist, bevor er
zur eigentlichen Mulde übergeht, um so breiter ist die Sandzone, während sie
bei einer gleichmäßigen Einmuldung klein ist. Die untere Grenze der Sandzone
liegt demnach verschieden tief, je nach der absoluten Tiefe der Senken, die in
der südlichen Ostsee von Westen nach Osten zunimmt,
Über die Mächtigkeit des Sandes sind meist keine Zahlen bekannt. Da aber
an manchen Orten große Steine am Meeresboden im Sand angetroffen werden,
die wohl auf ihrem diluvialen Untergrund liegen, kann die Mächtigkeit nicht
besonders groß sein, soweit nicht Senken zugefüllt wurden, Sie muB aber größer
als in den Abtragungsgebieten sein, da z. B. die Prerowbank und der Plantagenet-
Grund völlig mit weißem Sand zugedeckt sind, bei denen manche Gründe dafür
sprechen, daß sie diluviale Kerne enthalten (vgl. Otto 1913 und Deecke 1905b).
In zwei Sonderfällen wissen wir einiges über den Aufbau durch Bohrungen,
nämlich auf der Oderbank und auf der Halbinsel Hela, So berichtet Deecke
(1905a) über 30 Bohrungen, die auf der südlichen Oderbank niedergebracht
wurden und die dort 8 m Seesand ergeben haben, der mit einem Muschelpflaster
{(Cardium edule} begann. Das ist im Verhältnis zu den in den anderen Zonen
festgestellten Mächtigkeiten eine recht erhebliche Anhäufung von Lockermassen,
Die Zahl kann aber außerhalb der Oderbank nicht verallgemeinert werden, da
die Mächtigkeiten am Rande schon wieder abnehmen, Wir können vielleicht
mit einiger Wahrscheinlichkeit etwa 3 m als Sandmächtigkeit für diese Zone an-
setzen, wobei sehr starke Schwankungen möglich sind. Das von den Gletschern
zurückgelassene Relief war unruhig, bereits vor der Überflutung setzte eine
Verwitterung und Auswaschung durch Regenwasser ein und wahrscheinlich haben
sich auch Dünengebiete gebildet. All dieses ist dann durch die Überflutung
eingeebnet worden, der Sand hat die Tiefen ausgefüllt und die Höhen, soweit
sie nicht wie die Stolpebank zu groß waren, wurden abgetragen und dann auch
mit Sand überdeckt, Die Bobrung auf Hela gibt in diesem Rahmen einen be-
sonders einseitigen Wert, da die Halbinsel als Hakenbildung eine Sandschüttung
in tiefes Wasser hinein darstellt.
Das Gebiet von Rügen bis Hela und ihre Fortsetzung vor der Samlandküste
stellt das Festlandgebiet dar, das erst bei der Ancylustransgression, also erst
etwa ab 7500 v. Chr., überflutet worden ist und aus dem die heutigen Ab-
iragungsgebiete noch als Erhebungen herausragen, Die südlichsten Abschnitte,
besonders vor der Odermündung, sind erst durch die Litorinasenkung unter-
getaucht, also erst 3000 bis 4000 Jahre später, Vor der ostpreußischen Küste
liegen die Verhältnisse ähnlich, nur an einzelnen Stellen vor den Nehrungen
ist der Sockel sehr schmal gewesen,
Die Sande dieses Abschnittes sind durchweg hell, feinkörnig und teilweise
gerundet, und alles spricht für eine meist rollende Fortbewegung am Meeresboden.
4, Die Schlickgebiete, Die Schlickgebiete sind die jeweils tiefsten Bezirke
der einzelnen Abschnitte der südlichen Ostsee: Kieler Bucht, Mecklenburger
Bucht, Arkonabecken, Bornholmer und Danziger Mulde und sind stets durch
Sandgebiete voneinander getrennt. Ihre Grenzen gegen die Sandgebiete liegen
um 80 höher, je flacher die Mulden sind, d, h, sie steigen nach Westen an.
Sie decken sich annähernd mit denen der Wasserbedeckung während der
Yoldiazeit, also dem ersten eigentlichen Ostseestadium (Tabelle S. 211). Örtliche
Senken, wie vor Möen und Falster, geben Veranlassung zu kleinen selbständigen
Schlickgebieten, In Buchten, die gegen Westwinde durch das Land oder durch
Untiefen geschützt sind, so daß hier in stillem Wasser die Trübe früher zur
Kuhe kommt als in der offenen See, kann die Schlickgrenze nennenswert an-
steigen. Auch im großen sind Unterschiede in der Höhe der Schlicekgrenzen
zwischen der West- und Ostseite der einzelnen Mulden vorhanden, Sie steigt
in der offenen See an der Ostseite der Mulden jeweils um 5 bis 10 m an. Eine
antsprechende Schiefstellung des Meeresbodens durch die bis zum Bottnischen
Meerbusen zunehmende Landhebung kann man nicht heranziehen, weil die Be-
wegungszunahme weniger von Westen nach Osten als von Süden nach Norden