216 Annalen der Hydrographie und Maritimen. Meteorologie, Mai 1939.
Westwinde oft erhebliche Wassermassen nach dem Osten befördert, die dann bei
Umspringen des Windes wieder zurückfließen und sicherlich bis zum Boden auf
den Bänken wirken können,
Die Restsedimente können aber andererseits schon älter sein, denn bereits
bei der ersten Überflutung müssen sich schon entsprechende Ablagerungen ge-
bildet haben, die nicht wieder zugedeckt werden konnten, weil auf den Gipfel-
Nächen heute keine Sedimentation stattfindet. Ein Blick auf die Karte zeigt
uns, daß Östlich von Gjedser-Riff die Bänke durch die weitreichende Ancylus-
Überflutung vor rund 9500 Jahren unter Wasser kamen, während die Bänke
der Mecklenburger, Lübecker und Kieler Bucht teilweise wohl erst durch die
Litorina-Senkung, also vor 6000 Jahren ertranken, Die Restsedimente können
demnach maximal so alt sein, aber dann darf in der Zwischenzeit keine besonders
starke Strömung die Bank reingefegt haben, die Körner dürfen auch nicht der
Schwerkraft folgend langsam der Tiefe zu abgewandert sein und schließlich darf
auch das Eis nicht am Boden verändernd gewirkt haben. Wir wissen aber aus
wiederholten, eingehenden Vermessungen des Adlergrundes (vgl. Deimling 1901),
daß dort Veränderungen selbst in der Lage größerer Blöcke stattgefunden haben,
die man auf das Eis zurückführt, In außergewöhnlichen Wintern kann sich das
Packeis zu vielen Metern Dicke zusammenschieben und dann den Boden am
Adlergrund in nur etwa 6 Meter Tiefe erreichen und beeinflussen, Andererseits
können in das Eis in flachen Küstengebieten Steine und feineres Material ein-
[rieren, die bei Vertreiben und Abschmelzen der Eisschollen an Stellen zum Ab-
satz kommen können, wo sie in keiner Beziehung zum Untergrund stehen.
Ich glaube aus den Beobachtungen und Überlegungen schließen zu können,
daß die Sedimente auf den Bänken, wenn auch nur langsam, durch weitere Ab-
'ragung erneuert werden und daß die ursprünglichen Restsedimente, abgesehen
von ihren gröbsten Komponenten vielfach nicht mehr vorhanden sind. Wiederholt
wurde auf den Bänken der kalkreiche und nicht entfärbte Geschiebemergel ohne
verwitterte Übergangsschicht unter sehr dünner Sanddecke oder vollkommen
freiliegend angetroffen, und das ist nur bei noch andauernder Abtragung möglich,
Demnach entsprechen die groben Sande und Kiese den heutigen Sedimentations-
verhältnissen.
Die Zusammengehörigkeit der Restsedimente mit dem Untergrund wird u.a.
durch die Tatsache bewiesen, daß in allen Lotungen, wo der Sand enthaltende
(Geschiebemergel angetroffen wurde, Sand oder Kies oder nichts darauf lag,
während die sandfreien Beckentone in 86% der Fälle von jungen Tonen oder
Schlicken überlagert wurden. In keinem Falle lag Schlick über Geschiebemergel.
Der Geschiebemergel auf den Bänken beweist ferner, daß sie nicht sehon während
der Yoldiazeit oder früher untergetaucht sein können, als noch die abschmelzenden
Gletscher Tonsedimente lieferten, denn dann müßten wie in den Becken Tone
äber dem Geschiebemergel liegen, die keine nennenswerten Restsedimente liefern
könnten. Die groben Restsedimente entsprechen also den höchsten Erhebungen
der Geschiebemergeldecke und geben damit wichtige Leitlinien für die diluviale
(jeschichte der Ostsee,
ec) Hier sind noch einige Sonderfälle anzuschließen, wo nicht das Hinauf-
ragen bis in zeitweilig stärkere Strömungen Abtragung und Restsedimente her-
vorbringt, sondern wo umgekehrt in einer Rinne ein Strom durch eine Quer-
schnittsverengerung eine stark erhöhte Transportfähigkeit erhält und nun ab-
tragend und sortierend wirken kann. Hierzu gehört der Eingang zum Fehmarnbelt
von der Kieler Bucht aus, wo zwei Erhebungen, im Norden Öjet und im Süden
die Bank vor dem Markelsdorfer Huk die Verbindung zum Fehmarnbelt bis auf
weniger als 3 Kilometer einengen. Diese Enge, „Winds Grav“, hat die gleichen
Tiefen wie die Schlickgebiete davor und trotzdem sind dort nur feinere bis
gröbere. Sande vorhanden, Die Schlickteilchen siad fortgespült und haben ein
Restsediment zurückgelassen, Noch auffälliger liegen die Dinge in der Kadet-
rinne, Hier reicht das Gjedser-Riff und seine Fortsetzung von der dänischen
Küste bis an die mecklenburgische Küste bei Wustrow und wird nur durch
aine wieder rund 3 km breite Pforte durchbrochen, durch die nun die