Pratje, O.: Die Sedimentation in der südlichen Ostsee,
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Bei der Stoßröhre und bis zu einem gewissen Grade auch beim Piggot-Lot
entsprechen die Längen der Proben aus den mit sehr weichen Sedimenten ge-
füllten Senken der Ostsee nicht der Tiefe des Eindringens der Geräte, Ein Teil
des weichen Materials wird durch die halbgefüllte Röhre beiseite gedrängt, und
somit erscheinen die Sedimentmächtigkeiten als zu gering. Dafür liegen Beob-
achtungen von 15 Lotungen vor, bei denen man von der äußeren Verschmutzung
der Röhre auf die Tiefe schließen konnte, die sie mindestens im Boden gewesen
sein mußte. Da allerdings bei 150 cm von unten die dicken Gewichte und der
Ventilkopf kamen, könnten keine größeren Tiefen festgestellt werden, dürften
aber in der Regel wegen der großen Hindernisse wohl nicht aufgetreten sein,
Vorsichtshalber sieht man diese Werte nur als Mindestwerte an, ebenso wie man
88 bei den geringeren Werten tun muß, da der äußere Schlamm teilweise ab-
yespült sein kann. Vor allen Dingen kann die oberste, besonders weiche Schicht
des Meeresbodens, die oft sehr wasserhaltig ist, nicht haften, während die tieferen,
tonigen Teile erhalten bleiben. Die Möglichkeit, daß die Röhre am Boden ge-
legen haft und dadurch verschmutzte, scheint in diesen Fällen ausgeschlossen zu
sein, weil die gewonnenen Proben so lang sind, daß die Röhre mit großer Wahr-
scheinlichkeit gestanden hat, zumal sie unmittelbar nach der Grundberührung
wieder aufgeholt worden ist. Die folgenden 15 Lotungen ergaben alle grün-
zraue Schlicke,
Bornholmer | Kieler
und Arkona-Becken Bucht
8 0 8110101871083 7
808808618 22
42 | 30 42 38 54 | 75 [35 | 60
han | an /120_100 1100 1156 I20 1120 |
Die Probenlänge beträgt hier etwa 30 bis 50 % (durchschnittlich 41 %) der
Tiefe im Boden. Es ist auffällig, daß weder in der Danziger Mulde noch aus
der Bornhoimer Mulde Beobachtungen aus dem Muldentiefsten zur Verfügung
stehen, trotzdem dort ebenso häufig wie an den anderen Stellen gelotet wurde,
Die in den Tiefen besonders weichen Schlamme werden beim Aufholen restlos
abgespült worden sein, so daß man für diese Teilgebiete leider keinen Anhalt
über das Verhältnis der wahren Sedimentmächtigkeit zur Probenlänge hat. Man
kann. es mit einiger Annäherung aus der Konsistenz der Proben auf 3 : 1 schätzen.
Beachtlich sind auch die Erfahrungen in der westlichen Kieler Bucht und in der
Kieler Förde, wo bei wiederholten Lotungen die Stoßröhre bis über den Ventil-
kopf, also mindestens 170 cm, im Schlamm gewesen ist, wo aber keinerlei Probe
in der Röhre haftete, vielleicht auch kaum etwas eingedrungen ist. Der Schlamm
war zu weich. Je fester der Boden ist, um so weniger kann er ausweichen und
um 80 zuverlässiger werden die Sedimentmächtigkeiten in der Stoßröhre sein.
Diese Beobachtungen muß man unbedingt bei der Auswertung der Länge der
Stoßröhrenproben berücksichtigen. Das FPiggot-Lot scheint infolge seines
zrößeren Durchmessers und des schnelleren Eindringens in die weichen Schichten
zuverlässiger zu arbeiten, soweit die bisherigen Lotungen ein Urteil zulassen.
Der diluviale Untergrund,
Mit den benutzten Geräten ist es in vielen Fällen geglückt, den eiszeitlichen
Untergrund zu erreichen, Ältere Schichten sind bisher nur vor der Samland-
küste Östpreußens bei Brüsterort und Palmnicken in Form von oligozäner „Blauer
Erde“ festgestellt worden, wenn man von den Felsklippen bei Bornholm und
Christiansö absieht, In allen anderen Fällen war es diluviales Material, das ent-
weder rein tonig oder mehr oder minder sandig und kieshaltig war oder als
toniger Sand auftrat, Im allgemeinen entsprechen die Tone den Beckentonen,
also der feinsten Schmelzwassertrübe und die gröberen Sedimente der Grund-
moräne, also dem unsortierten Gletscherschutt, wenn auch die Grundmoräne
örtlich stark tonige Stellen enthalten kann. Diluviale Sande lassen sich zunächst
Danziger Mulde \
Efde, Nr. STR SIT
Wassertiefe m 67 83 | 58 [49 50 52 | 69
Länge der Probe cm | 46 56 61 61 60163! 81
Mindesttiefe im ; '
Boden in om 1150 1150 1150 1150 150 1126 120