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Full text: 67, 1939

Ann. d. Hydr. usw., LXVII Jahrg. (1939), Heft V. 
709 
Die Sedimentation in der südlichen Ostsee. 
Von Otto Pratje, Hamburg, Deutsche Seewarte. 
(Hierzu Tafel 22: Kartenskizze:.) 
[38. Beitrag zur Geologie der Meere*?),] 
Wenn man versucht, aus den Mächtigkeiten von Sedimentserien der Ver- 
gangenheit auf die Zeiten zu schließen, die zum Absatz nötig waren, so stößt 
man oft auf erhebliche Schwierigkeiten. Deshalb besteht der berechtigte Wunsch, 
über die heute herrschenden Arten und Geschwindigkeiten des Absatzes unter- 
richtet zu sein, um so aus dem Vergleich der entstehenden Ablagerungen mit 
dem alten Gestein Rückschlüsse zu ziehen. W. Schott hat vor einigen Jahren 
versucht, die Entstehungsgeschwindigkeit der Tiefseeablagerungen zu berechnen, 
und Kuenen hat kritisch dazu Stellung genommen. Diese Zahlenwerte, so wichtig 
sie bei der großen Verbreitung der Tiefseesedimente auf der Erde sind, können 
uns für die fossilen Sedimente nur als Mindestwerte etwas nützen, da wir praktisch 
keine fossilen Tiefseeablagerungen kennen. Um für unsere Zwecke brauchbare 
Vergleichswerte zu bekommen, müssen wir auf den Schelf gehen, denn von den 
dort befindlichen Meeren gingen die Überflutungen der Festländer aus, die das 
Material für die späteren Gesteine mitbrachten, 
Ein für unsere Zwecke besonders geeigneter Raum scheint mir die Ostsee 
zu sein, bei der wir ziemlich genau wissen, wann die Wasserbedeckung begonnen 
hat, d.h. wieviel Zeit für die angetroffenen Ablagerungen maximal zur Verfü- 
gung steht. Weiter ist sie während der ganzen Zeit mehr oder minder stark 
vom Weltmeer abgeschlossen gewesen, so daß die Gezeitenströme kein nennens- 
wertes Material zu- oder wegführen konnten und demnach die gesamten Sink- 
stoffe aus der Umgebung des Meeres oder aus ihm selber stammen müssen, 
Außerdem jagen die Verbindungen mit dem offenen Ozean, auch wenn sie erheblich 
breiter als heute waren, stets auf Schwellen, die für die Beeinflussung der Sedi- 
mente in der Ostsee wesentliche Hindernisse darstellten. 
Der Umfang der Wasserfläche der Ostsee ist seit der ersten Füllung der 
Senke nicht gleich geblieben, und es erscheint daher nötig, um die Bedingungen 
der Sedimentation und um die zur Verfügung stehenden Zeiten festzulegen, ganz 
kurz die Entwicklung der Ostsee zusammenzufassen, wie sie hauptsächlich von 
schwedischen und finnischen Geologen, insbesondere Sauramo, festgestellt 
worden ist. 
Die Entwicklungsgeschichte, 
Vor rund 20000 Jahren war das ganze Ostseegebiet noch von den Gletschern 
der letzten Eiszeit bedeckt, und wir können mit Sicherheit annehmen, daß die 
Eismassen bis auf den Boden reichten und nicht etwa das Meer schwimmend 
überquerten, Trotzdem war unter dem Eise schon ein Talzug vorhanden, der 
während der letzten Vereisung wahrscheinlich eine Vertiefung erlitten hat, 
Jedenfalls bestand, als sich das Eis zurückzog, eine Senke, die eich mit den 
Schmelzwässern des zurückweichenden Eises füllen mußte. Die Höhenlage der 
Ufer zueinander und zum Ozeanspiegel war eine andere als heute, denn seitdem 
ist, durch Stillstände und Senkungen unterbrochen, der Norden gehoben worden 
und die Bewegung geht noch heute weiter. Ursprünglich überflutete Ländereien 
konnten dort aus dem Meere aufsteigen, und Buchten und Meeresstraßen ver- 
landeten. Andererseits drang im Süden, also an der deutschen und teilweise an 
der dänischen und kurländischen Küste, das Meer vor und ließ die vor der 
heutigen Küste gelegenen Ländereien untertauchen. Gleichzeitig mit diesen un- 
gleichförmigen Bewegungen des Landes stieg der Ozeanspiegel auf der ganzen 
Erde an, der am Ende der Eiszeit seinen niedrigsten Stand hatte und nun durch 
Freiwerden der Schmelzwässer der Gletscher überall sich heben konnte. 
Im Verlaufe von etwa 7000 Jahren von 16000 v.Chr. ab zog sich das Eis 
aus dem Gebiet des heutigen West- und Südufers der Ostsee bis etwa zur Linie 
‘} 37. Beitrag: Annal, d. Hydr. usw. 1939 8, 92 bis 97. 
Ann. d. Hydr. usw. 1939, Heft Y.
	        
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