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Full text: 67, 1939

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1930, 
Voraussetzung für die Durchführung dieser Arbeit ist die Gewinnung 
zahlreicher Bodenproben aus allen Meeren, Bei der geringen Zahl der hierfür 
zur Verfügung stehenden Vermessungs« und Forschungsschiffe aller Nationen 
müssen andere Wege gefunden werden, um schneller zum Ziel zu gelangen. 
Es schien mir daher zweckmäßig, eine Organisation zur Gewinnung von 
Grundproben mit Hilfe der deutschen Seeschiffahrt aufzubauen, die uns etwas 
schneller zu einem Ziel bringen konnte, das durch Zufallsproben zu erreichen 
aussichtslos war, Ich ging dabei yon dem einfachen Gedanken aus, daß jedes 
vor Anker gehende Seefahrzeug am Anker eine Grundprobe heraufholt, die ohne 
besondere Schwierigkeit zu gewinnen ist. Zum Unterschied von der durch die 
Deutsche Seewarte (wie auch in anderen Staaten) durchgeführten Organisation 
zur Gewinnung meteorologischer und hydrographischer Beobachtungen in See 
mußte sich die Gewinnung von Ankergrundproben vorwiegend auf die Kriegs- 
marine und erst in zweiter Linie auf die Handelsmarine stützen, ; 
Der Grund ist folgender: Der Weg der Handelsschiffahrt führt über die 
Freie See von Hafen zu Hafen oder zur Reede, sie kommt weitaus mehr in außer- 
heimische Gewässer als die Kriegsmarine, aber wird auf offener See so gut wie 
nie vor Anker gehen, Ein Frachtdampfer geht gelegentlich in strom- oder sturm- 
gefährdeten Häfen und auf offener Reede zu Anker, oder sucht sich in Sees bei 
schwerem Wetter unter Land in Lee einen Ankerplatz. Man wird also von der 
Handelsmarine Grundproben aller Weltteile, aber doch fast immer in großer 
Küstennähe und aus flachem Wasser bekommen können, Demgegenüber besteht 
viel mehr Aussicht,. von der Kriegsmarine Grundproben auch aus küstenfernen 
Gebieten zu bekommen, denn einzelfahrende Schiffe oder Verbände der Flotte, 
die zu Schieß-, Fahr-, Sperrübungen in See gehen, gehen tagsüber und über 
Nacht draußen häufig vor Anker und haben ja keinen Bestimmungshafen als 
Ziel, Allerdings ist der Fahrbereich i, &, auf heimische Gewässer beschränkt; 
für Schulkreuzer, Segelschulschiffe im Ausland gilt schon ähnliches wie das oben 
für die Handelsmarine Gesagte,. Große Kolonial- und Seemächte, die Auslands 
stationen ihrer Flotte unterhalten, haben naturgemäß noch weitere Möglichkeiten 
zur Gewinnung von Ankergrundproben, 
Die Gewinnung von Ankergrundproben durch geeignete Organisation ist 
also ein erheblicher Fortschritt, um Unterlagen für die Kenntnis der submarinen 
Bodengestaltung zu bekommen. Man mußte sich aber schon vorher über die 
Grenzen der Gewinnungsmöglichkeiten klar sein: Die Ozeane mit ihren großen 
Tiefen scheiden von vornherein ganz aus, und in den Schelfmeeren wird es be- 
vorzugte Gebiete (die „Exerzierplätze der Flotte“) neben solchen geben, wo nur 
selten ein Fahrzeug ankert. Im Durchschnitt kann man die Tiefe von 30 bis 50 m 
Wasser als untere Grenze ansehen, unter der nur selten geankert wird, Die 
Ankergrundproben bringen uns in der Kenntnis des Meeresbodens also ein Stück 
weiter und erlauben die Kartierung größerer Schelfmeergebiete in absehbarer 
Zeit, sie ersetzen aber die Arbeit der Forschungsschiffe mit Greifer, Stoß- und 
Schußröhre und Bohrzeug sowie die Weiterentwicklung dieser Geräte keineswegs. 
Im Frühjahr 1936, nachdem ich schon gelegentlich selber Grundproben vom 
Anker heraufgeholt oder mitgebracht hatte, arbeitete ich Vorschläge aus, diese 
Methode durch geeignete Organisation zum System auszubauen, Im Juli 1936 
erklärte sich das Oberkommando der Kriegsmarine (Nautische Abteilung, Berlin) 
mit meinen Vorschlägen einverstanden, das Floftenkommando und die Marine- 
stationen der Nordsee in Wilhelmshaven und der Ostsee in Kiel erließen Tages- 
befehle an die ihnen unterstellten Schiffe und Boote, künftig den am Anker 
haftenden Meeresboden zu gewinnen und an die Meeresgeologische Forschungs- 
stelle in Kiel-Kitzeberg abzuliefern. Wir stellten unsererseits ein Merkblatt zur 
Gewinnung und geeignete Gefäße für die Grundproben an sämtliche Fahrzeuge 
zur Verfügung. Anschließend daran haben auch zahlreiche Schiffe der deutschen 
Handelsmarine in gleicher Weise an der Gewinnung mitgearbeitet. ‘ 
Nachdem im Sommer 1938 nach Einrichtung des neuen meeresgeologischen 
Referate bei der Deutschen Seewarte diese in ähnlicher Weise wie wir mit der Samm- 
lung von Meeresgrundproben begonnen hat, scheint es mir nach Ablauf von
	        
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