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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1939,
(standard parallels) wird meistens in der kartenkundlich nicht einwandfreien
und zum Teil sogar mathematisch Unmögliches fordernden Form gestellt, daß
die Karten entworfen werden sollen auf einer Ebene, einem Kegel oder einer
Säule, die den Globus in den betreffenden Breitenkreisen schneiden sollen. Auf
die hierin steckenden Unmöglichkeiten hat Hristow bereits treffend hin-
gewiesen und deshalb zum Teil Netze berechnet, die mit dem Wortlaut der
Forderungen der Kommission nicht im Einklang sind. Es darf daher angenommen
werden, daß die Kommissionsbeschlüsse noch einer gewissen Prüfung unterzogen
werden müssen, so daß die folgenden kartenkundlichen Bemerkungen vielleicht
noch berücksichtigt werden können.
Hristow geht sehr genau vor; er bildet die als Rotations-Ellipsoid auf-
gefaßte Erde zunächst auf eine Kugel ab und dann diese in der Karte, eine
Genauigkeit, die für meteorologische Karten, sowohl dynamische wie klimatolo-
gische, wohl sicher nicht erforderlich ist, wie unten durch ein paar Beispiele
gezeigt wird. Allgemein aber ist diese Methode, das Ellipsoid zunächst auf eine
Kugel abzubilden, sehr wertvoll, da dann die mannigfaltigsten Entwurfsarten, die
in der Regel nur die Kugel in der Ebene abbilden, auch mit größter Genauig-
keit ausgenutzt werden können,
In Salzburg schlug die Commission on Projection for Meteorological Maps
folgendes vor:
I. Für dynamische Meteorologie drei winkeltreue (conforme) Entwürfe:
Ia. Für Polargebiete den allkreisigen Entwurf (stereographie projection)
auf einer Ebene, die die Kugel in 60° Breite schneidet,
Ib. Für mittlere Breiten den Lam bertschen Kegelentwurf (conie projection)
auf einem Kegel, der die Kugel in 30° und in 60° Breite schneidet,
Ic. Für Aquatorialgebiete den Merkatorentwurf mit maßtreuen Breiten-
kreisen -+ 30°,
Dabei darf Ia auch auf die Halbkugel ausgedehnt werden, Ib pol- und
äquatorwärts soweit, als es erforderlich erscheint, und Ic auf die ganze Erde
oder ein sehr großes Stück von ihr, wenn der wichtigste Teil der Gebiete in die
heiße Zone fällt. Der Maßstab soll auf den maßtreuen Breitenkreisen angegeben
werden; und wenn die größte Längenverzerrung 10% überschreitet, soll eine
graphische Maßstabdarstellung von 10° zu 10°, Breite eingezeichnet werden.
[Dieser Zusatz bestätigt meine oben ausgesprochene Ansicht, daß offenbar nur
an Kartenentwürfe gedacht wird, in denen jeder Breitenkreis in seinem ganzen.
Verlauf dieselben Verzerrungsverhältnisse jeder Art zeigt, also eine Verzerrungs-
gleiche (Äquideformate) ist, oder doch wenigstens in sich konstante Längen-
verzerrung aufweist, das heißt gleichteilig ist.)
Für Weltkarten hat die Kommission keinen befriedigenden Entwurf ge-
funden, hält dafür aber den Merkatorentwurf noch am brauchbarsten und läßt
auch die Abbildung in zwei allkreisigen (stereographic) Halbkugelkarten (Nord-
und Südhalbkugel, da an geradlinigen Meridianen festgehalten wird) zu.
IL Für klimatologische Karten drei flächentreue Entwürfe (equal area
projections), und zwar:
Ila. Für Polargebiete ein radlicher Entwurf (azimuthal projeetion) auf einer
Ebene, die die Kugel in 60° Breite schneidet.
IIb. Für mittlere Breiten ein kegeliger Entwurf (conie projection) auf
einem Kegel mit Schnitten in 30° und 60° Breite.
IIc, Für Aquatorialgebiete ein säuliger Entwurf (cylindrical projection) auf
einer Säule, die die Kugel in + 22}° Breite schneidet.
Auch hier können die Karten nach Bedarf auf Nachbarbreiten ausgedehnt
werden. Über klimatologische Weltkarten wird nichts mitgeteilt, obwohl solche
fast häufiger vorkommen als solche der einzelnen Zonen. Ob man für klima-
tologische Karten IIe auf die ganze Erde ausdehnen möchte, kann bei den
grotesken Verzerrungen solcher Karten in hohen Breiten wohl bezweifelt werden.
Ein bequemes Hilfsmittel zum Aufsuchen von Kartennetzen, die bestimmte
Forderungen erfüllen sollen, bietet mein Buch „Ebene Kugelbilder, Ein Linnesches