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Full text: 67, 1939

140 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1939. 
Verschiedenheit des Wärmeaustauschs zwischen Metall und Alkohol bzw. zwischen 
Metall und Luft keine Rolle spielen. Es bleibt nur die Möglichkeit, daß der im 
Alkohol gegenüber Luft verschiedene Auftrieb des Bimetallstreifens des Meteoro- 
graphen eine Rolle spielt. Sowohl in Luft wie im Alkoholbad erleidet das 
Bimetall und die in das Bad eintauchenden Instrumentteile nach dem Archi- 
medischen Prinzip einen Auftrieb, der gleich dem Gewicht der verdrängten Luft- 
bzw. Alkoholmenge ist, Da das Bimetall einseitig fest eingespannt ist, kann es 
diesem Auftrieb etwas nachgeben. Das hat zur Folge, daß es im Alkoholbad 
gegenüber Luft etwas nach oben gebogen ist. Das Bimetall hatte eine Länge 
von 9,4 cm, eine mittlere Breite von 2.8 und eine Dicke von 0.07 cm. Der dadurch 
erzeugte Auftrieb in Luft ist zu vernachlässigen gegenüber dem Auftrieb im 
Alkohol, der nach obigen Angaben 1.5 (spezifisches Gewicht des Alkohols von 
34% rund 0,81) oder, wenn man berücksichtigt, daß auch ein Teil des Hebel- 
gestänges in das Alkoholbad eintaucht, rund 2 gr beträgt. Es wurde nun der 
Versuch gemacht, ob dieser Auftrieb genügt, um das Bimetall so stark durchzu- 
biegen, daß die beobachtete Temperaturänderung 
von rund 1,2° resultiert. Dazu wurde das Ende 
des Bimetalls in geeigneter Weise durch ein 2 gr- 
Gewichtstück belastet, In der Tat ergab sich 
3ine kleine Durchbiegung, die sich in einem 
Temperaturausschlag von 0.5 bis 0.6° äußerte. 
Und zwar mußte bei der Anordnung der Instru- 
mente im Kältebad durch den Auftrieb tatsächlich 
die in der Verschiebung der Eichkurve feststell- 
bare Temperaturerniedrigung eintreten. Der 
durch die Belastung mit 2 gr verursachte Aus- 
schlag ist etwas geringer als die Verschiebung 
der beiden Eichkurven, doch ist zu beachten, 
daß die Messung der Durchbiegung bei der be- 
autzten primitiven Anordnung leicht durch an- 
dere Einflüsse (z. B. Körperwärme) zu stören 
war. Der beobachtete Betrag von 0.6° ist daher 
als Mindestwirkung anzusehen. Nach den Unter- 
suchungen von Frankenberger und Findeisen (« s) erfährt nun aber auch das 
Bimetall im Fluge eine Durchbiegung durch einen Windtafeleffekt, und zwar im 
Sinne einer scheinbaren Temperaturerhöhung, die sich nicht am Hg-Vergleichs- 
thermometer zeigt. Diesen Effekt schätzt Frankenberger auf 0.1 bis 0.2°, Find- 
aisen bis 0.5°. Doch ist bei der Angabe von Findeisen zu beachten, daß er diesen 
Windtafeleffekt zahlenmäßig nicht von der Temperaturerhöhung trennt, die durch 
den Stau und die Reibung der Luft am Meßkörper (auch am Hg-Thermometer) her- 
vorgerufen wird. Unsere Vergleichsmessungen in nur schwach ventilierter Luft 
(2 m/sec) ergaben eine Verschiebung gegenüber der Eichkurve im Flüssigkeitsbad 
um 0.9° bei einer Temperatur von 15°, also anscheinend einen etwas kleineren Betrag 
als bei einer Vergleichseichung im Fluge mit einer Ventilation von über 25 m/sec, 
Das bedeutet eine Bestätigung des Zahlenwertes von Frankenberger für die 
Erhöhung der Temperatur im Fluge infolge des Windtafeleffektes. Durch beide 
Wirkungen — Auftrieb des Bimetalls im Alkoholbad und Temperaturerhöhung 
im Fluge durch Windtafeleffekt des Bimetalls —— wird eine beobachtete Ver- 
schiedenheit der in Luft und im Flüssigkeitsbad gewonnenen Eichkurven von 
0.8° erklärt. Es bleibt mithin höchstens noch ein ungeklärter Betrag von 0.4° 
übrig, der aber auch durch Meßschwierigkeiten gedeutet werden könnte. Es ist 
gleichzeitig erklärt, warum die Verschiedenheit einfach in einer Parallelverschiebung 
der Eichkurven besteht, 
Der Effekt wird notwendigerweise bei jeder Eichung im Flüssigkeitsbad eintreten, 
da es sich nicht vermeiden läßt, daß wenigstens die Registriertrommel außerhalb 
der Flüssigkeit bleibt. Und das bedeutet stets, daß das Instrument hängend geeicht 
wird. Der Effekt kann verkleinert werden durch Verkleinerung des Rauminhaltes 
des Bimetalls, evtl. auch durch eine andere Anordnung und Gestalt der Lamelle. 
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