132 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1939.
Luftmassen durch Emission von Wärmestrahlung in höheren Schichten stärker ist
als in unteren, Wenn also van Mieghem stillschweigend die Hypothese einführt,
die Absinkbewegung könne nur nach oben hin abnehmen oder gar nicht existieren,
so ist diese Hypothese gänzlich unhaltbar. Man kann übrigens diese Hypothese
leicht ad absurdum führen, indem man sie auf irgendwelche Antizyklonen an-
wendet, Da vertikale Temperaturgradienten > 1°/100 m kaum vorkommen, existiert
in jedem Falle eine stabile Schichtung gegenüber absinkender Vertikalbewegung.
Van Mieghem könnte also in fast jeder Antizyklone aus der Existenz anti-
zyklonaler Krümmung der Isobaren den Schluß ziehen, daß eine absinkende
Vertikalbewegung nicht vorhanden ist,
Abschließend. möchte der Verfasser Herrn van Mieghem und überhaupt
den Leser bitten, die vorstehenden Ausführungen nicht als eine Polemik um
einen Einzelfall anzusehen, Es geht dem Verfasser hier nicht ums Rechthaben,
sondern um folgendes: In fünfjähriger Höhenflugpraxis hat der Verfasser tag-
jäglich erkennen können, wie deutlich die Wolken- und Dunstbeobachtungen vom
Flugzeug aus und auch die aerologisch gemessene relative Feuchte die Vertikal-
bewegungen erkennen lassen; geringe relative Feuchte ist das sicherste Kenn-
zeichen unmittelbar vorangegangener Absinkbewegung. Eine Luftmasse, welche
im Niveau 400 mb gesättigt feucht war, besitzt nach dem Absinken auf 600 mb
nur noch etwa 10%, relative Feuchte, wenn sie keine Wasserdampfzufuhr erhalten
hat. Selbstverständlich ist eine solche in den meisten Fällen vorhanden, aber
man sieht doch an diesem Beispiel, wie empfindlich das Feld der relativen Feuchte
gegenüber Vertikalbewegungen ist, und wie schnell insbesondere Wolken ent-
stehen und vergehen durch Vertikalbewegungen. Diese Tatsache wird dem
fliegenden Meteorologen zum Erlebnis, und daher liegt es ihm am nächsten, die
Vertikalbewegungen aus dem Wolken- und Feuchtefeld zu entnehmen. Dem-
gegenüber ist ersichtlich die Erkennung der Vertikalbewegungen aus der
Krümmung der Isobaren ein Schlußverfahren mit mancherlei Fallstricken und
vielen zwischeneingeschalteten Hypothesen. Daher ist der Verfasser auch jetzt
wieder bemüht, auf das einfache Hilfsmittel zur Erkennung der Vertikalbewegungen
aufmerksam zu machen, welches im aerologischen Wolken- und Feuchtefeld ge-
geben ist,
Der Einfluß vorausgehender Weltwetterstörungen auf die Reisernte
in Hokkaidö.
Von F, B. Groissmayr, Passau.
In der bisher vorliegenden, ausschließlich japanischen Literatur über diesen
Gegenstand wurde für die Schwankungen der Reisernte in Hokkaidö folgende
Formel abgeleitet: 0.53x + 0.26 y,
wobei x die Schwankungen bzw. Änderungen des Südamerika-Luftdruckes II—V
(von Jahr zu Jahr) und y die Anderungen des Druckgradienten im März zwischen
Zikawei und Miyazaki bedeuten (1)*). In einer weiteren Studie (2) hat T. Okada
für den Zeitraum 1892—1919 Beziehungen zwischen den Wintertemperaturen in
Nemoro und Dutch Harbour mit der folgenden Reisernte in Hokkaidö gefunden;
letztere Arbeit fand durch S, Ikeno und S. Fujiwhara ihre Fortsetzung (s}) für
die Jahre 1919/20—1929/30, wobei sich die beziehungsweisen Korrelationen für
die 38 jährige Gesamtreihe 1892/93—1929/30 ergaben: r,:0.453, 72: — 0.593,
Ich habe nun versucht, auf gänzlich neuen Grundlagen aufbauend, neue
Einflußfaktoren zu finden unter Zugrundelegung der 48jährigen Gesamtreihe
der Reiserträge auf Yezo (Hokkaidö) 1883—1930, In Tabelle 1 (s. S. 134} sind
die Änderungen von Jahr zu Jahr von 11 Einflußelementen mit den Änderungen
des Reisertrages wiedergegeben, wobei jedes dieser Elemente eine +0,40 über-
steigende Korrelation ergab. In der Tabelle 1 bedeutet:
I: Reisertrag in koku per tan (1 koku = 4.96 british bushels = 1801), 1 tan
= 2.45 acres == 0,99 ha).
*) Diese und die folgenden Ziffern beziehen sich auf die Literatur am Schluß dieser Abhandlung.