Raethjen, P.;: Zur Vertikalzirkulation der Uccle-Front vom 25, Januar 1935, 131
üdruckfeld, Dieser letztere ist aber aerologisch nicht vorhanden, sondern im
Gegenteil ein relatives Hoch (oberhalb 5 km).
Bis hierher schließt sich der Verfasser den Argumenten van Mieghems an;
88 ist sogar sehr zu begrüßen, daß van Mieghem das Höhendruckfeld mit
heranzieht zur Interpretation der Vertikalbewegungen, Aber das letzte Cilied
der Schlußkette (der letzte Satz der oben zitierten Stelle) van Mieghems ent-
nält die Schlußfolgerung, daß im Höhenhoch keine absinkende Bewegung existieren
könne, Dieser Schluß ist voreilig, sozusagen ein „Kurzschluß“, Logischerweise
könnte van Mieghem nur folgern, daß keine nach oben hin abnehmende
Absinkbewegung existiert. Dieses war nämlich die Ausgangsvoraussetzung seines
Schlußverfahrens, nicht die Absinkbewegung schlechthin, Es scheint dem Ver-
{asser auch meteorologisch absurd, zu schließen, daß in einem relativen Hoch
der Höhenwetterkarte keine Absinkbewegung vorkommen kann,
Immerhin ist die Anregung van Mieghems, das Druckfeld der Höhen-
wetterkarte zur Interpretation der Vertikalbewegungen mit heranzuziehen, wert-
voll. Daher soll im folgenden eine Argumentation mitgeteilt werden, weiche
dynamisch und logisch Schritt für Schritt den Zusammenhang klarlegt. Freilich
ergibt sich dabei nicht die Konsequenz, daß im Hoch der Höhenwetterkarte
keine Absinkbewegung möglich sel.
Oberhalb der Kaltfiront @, dort, wo der Verfasser den absteigenden Ast der
Vertikalzirkulation annimmt, zeigt die Höhenwetterkarte nicht allein einen
höheren Druck als über der Warmfront, sondern auch antizyklonal gekrümmte
[sobarenlinien. (Siehe die Höhenwetterkarte der Deutschen Seewarte vom
25, Januar 1935, 8 Uhr!) Man darf daher vermuten (nicht mit Sicherheit
schließen), daß eine in sich geschlossene ganz in einer Isobarfläche gelegene
„Hüssige Linie“ (materielle Linie), welche etwa im 5 km-Nivoeau oberhalb der
Kaltfront irgendwie gewählt wird, ihre Antizyklonalzirkulation vermehrt bzw.
ihre Zyklonalzirkulation vermindert. Nach dem grundlegenden Satz von von
Bjerknes über Zirkulationsbeschleunigung auf rotierender Erde ist mit der
Vermehrung der Antizyklonalzirkulation notwendig verbunden eine Ausdehnung
der flüssigen Linie, d.h. eine Divergenz der Horizontalströmung, Aus Konti-
Anuitätsgründen muß aber mit der horizontalen Divergenz entweder eine Ab-
sinkbewegung, welche nach oben hin zunimmt, verbunden sein, oder eine
aufsteigende Vertikalbewegung, welche nach oben hin abnimmt,
In dem hier vorliegenden Fall ist offensichtlich das erstere erfüllt, eine
Absinkbewegung, welche in der Tropopause ihre stärkste Intensität besitzt.
Dieses muß man schon deswegen vermuten, weil hinter der Kaltfront die Tropo-
pause sehr niedrig (unter 9 gkm) liegt, davor aber sehr hoch (12 gkm). Öder
soll man sich diese „Tropopausenwelle“ ganz ohne Vertikalbewegung denken?
Palmän hat wiederholt darauf hingewiesen, daß die extrem niedrige Tropopausen-
(age ohne eine starke Absinkbewegung gar nicht denkbar ist,
Es ist dem Verfasser überhaupt nicht verständlich, warum van Mieghem
meint, die absinkende Vertikalbewegung könne in der Troposphäre nicht nach
oben hin zunehmen. Vielleicht hat der Verfasser selbst den Anlaß zu dieser
Meinung van Mieghems gegeben, insofern die abwärts gerichteten Pfeile (in
Abb, 2 auf S. 102, Ann, 1938), welche das Absinken andeuten, oben ein klein
wenig kürzer ausgefallen sind als unten. In diesem Falle bittet der Verfasser
die Ungenauigkeit dieser Abbildung zu entschuldigen; die Länge der Pfeile soll
hier natürlich nicht ein quantitativ richtiges Maß der Vertikalbewegung abgeben,
sondern die Pfeile sollen nur die Gebiete aufwärts und abwärts gerichteter
Vertikalbewegung unterscheiden, Es ist dem Verfasser nicht in den Sinn ge-
kommen zu behaupten, das Absinken sei in geringeren Höhen kräftiger als in
größeren Höhen. ;
Auch die Stabilität der Vertikalschichtung, welche van Mieghem im Feld
der aufsteigenden Vertikalbewegung als Grund dafür angibt, daß die Vertikal-
bewegung nach oben abnehmen müßte, hat damit nichts zu tun. Im Gegenteil,
gerade die stabil geschichtete Troposphäre verlangt eine nach oben hin zu-
nehmende Absinkbewegung, insofern die Abkühlung der troposphärischen