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Full text: 67, 1939

126 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1930, 
Auf anderen Wegen ist der Meereseinfluß bereits zu groß, Strömt sie nun über 
Norwegen hinweg südwärts, so lassen sich die Veränderungen, die sie über der 
Nordsee erleidet, gut erfassen, während ‚sich diese sonst in Gebieten vollziehen, 
die der Beobachtung wenig zugänglich sind, In folgendem wird ein Fall be- 
sprochen, in dem die arktische Luft von Norwegen aus über die Nordsee süd- 
wärts strömt, 
Wetterlage: Auf der Nordostseite einer sich später über dem Ostausgang 
des Englischen Kanals auffüllenden Störung war von Rußland her kontinental- 
arktische Kaltluft über die Östsee nach Westen vorgedrungen., Die Kaltluft 
hatte im wesentlichen eine Mächtigkeit von 2 km. Am 8, XIL 1937 lag die 
arktische Front über der Elbmündung und verlief von dort nach Südosten. Die 
Kaltluft drang nach Westen und nur sehr langsam nach Süden vor, da die züd- 
liche Komponente der Strömung nur schwach war. 
Bis zu den Azoren war maritim-arktische Luft nach Süden vorgedrungen. 
Die dadurch entstandene Frontalzone wird am 8, XII durch eine Wirbelbildung 
aufgerollt. Diesem Tief stehen sowohl arktische Kaltluft als auch subtropische 
Warmluft zur Verfügung, so daß dies Tief mit großer Geschwindigkeit nach 
Nordosten vordringt (75 km/h). Am 9. XII, 8 Uhr, ist das Tief schon bei Dijon 
in Frankreich angelangt. Es hat noch einen ausgeprägten Warmsektor, der auf 
der Fig, 1 zu erkennen ist, Im Warmsektor befindet sich reine TL. 
Die Verlagerung der Fronten: Die gemäßigten Warmluftmassen, die auf der 
Vorderseite des Tiefs beschleunigt werden, verdrängen die kontinental-arktische 
Luft aus Deutschland, die, wie bereits erwähnt, von der Ostsee über die Nordsee 
inzwischen bis zur englischen Ostküste vorgedrungen war, Der Vorgang ist 
deutlich an den einzelnen Temperaturaufstiegen zu erkennen. Der Aufstieg von 
München zeigt ab 1700 m reine TL. Sämtliche norddeutschen Aufstiege, auch 
Berlin, zeigen in den unteren Schichten deutlich cAK, Norderney bis 700 m, 
Hamburg bis 900 m, Swinemünde bis 800 m, Königsberg bis 1000 m und Berlin 
bis 400 m. Bergen (Norwegen) ist bis über Gipfel in AK. 
Am 9. XIL, 19 Uhr, ist die arktische Luft aus Berlin verdrängt. München 
liegt bereits in der gemäßigten Rückseite (G,„), (Die bis zu den Azoren vor- 
gedrungene mAK hat sich bereits in G,. umgewandelt.) Durch das Herannahen 
des Tiefs werden die nordöstlichen Winde über der Nordsee und Holland be- 
schleunigt, so daß die cAK nach Süden in Bewegung kommt, besonders über 
Holland (Fig. 2). Die Warmfront ist um 19 Uhr über den schlesischen Gebirgen, 
um 14 Uhr war sie kurz vor München, Der 15 Uhr-Aufstieg von München zeigt 
ab 800 m reine TW, bis zum Boden Übergangsmasse. Breslau zeigt um 15 Uhr 
ab 2700 m erst subtropische Warmluft. ; 
Die Verlagerung der Fronten geht in demselben Sinne weiter, Der Wirbel 
liegt am 10. XIL, 8 Uhr, über Greifswald. Die gemäßigten Fronten sind schon 
weitgehend okkludiert, Warschau liegt gerade auf der Rückseite, Breslau ist 
in den untersten Schichten in G.., München und Lindenberg sind in G,.„. Berlin 
hat gegenüber Lindenberg in den unteren Schichten Übergangsmasse zu AK, 
das gleiche zeigt Frankfurt. Der Aufstieg von Köln zeigt jetzt AK bis etwa 
{000 m. Die cAK ist also auf der Rückseite des Tiefs weiter nach Süden vor- 
gedrungen. Um 8 Uhr liegt die Front also auf der Linie Berlin— Frankfurt 
{Fig. 3), Die norddeutschen Aufstiege zeigen noch AK; Königsberg, wegen der 
Nähe der Warmfront, nur noch bis 300 m. Dagegen hat in Hamburg die AK 
an Mächtigkeit gewonnen, 1600 m, in Norderney sogar 1900 m. Der 10-Uhr- 
Aufstieg von Swinemünde zeigt bis 700 m AK. Diese ist sehr aktiv und dringt 
besonders in Schichten von 500 bis 700 m vor (Voreilen der Kaltluft in den 
Schichten außerhalb der Bodenreibung). Dies beweist, daß die arktische Front 
bereits um 10 Uhr hinter Swinemünde liegt. (Siehe Fig. 4, Karte von 14 Uhr), 
Der Aufstieg von Kjeller (Südnorwegen), der an diesem Tage vorliegt, zeigt 
sogar bis etwa 3000 m AK, ab 3500 m etwa Gag. 
Um 14 Uhr liegt Königsberg gerade an der Grenze der AK und Gig. Die 
Front, hinter der die AK wieder vordringt, hat Breslau und München noch nicht
	        
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