Travnigek, F.: Näheres über meteorologische Säkularschwankungen usw, 121
daß mit dieser Darstellung allein schon einer von vielen als notwendige Voraus-
setzung für Realitätsanerkennung des Säkularphänomens gestellten Forderung
Genüge geschehen ist. In dem abgelaufenen Zeitraume sind tatsächlich zwei volle
Säkularperioden nachgewiesen, deren Länge fast gleich ist und je rund 30 Jahre
beträgt. Die wahre mittlere Dauer der ganzen Säkularerscheinung daraus ab-
leiten zu wollen, wäre natürlich noch nicht angängig und setzte eine merklich
jängere Beobachtungsreihe voraus,
Yon wesentlich höherer Bedeutung als eine derartige Angabe ist für eine
atwaige säkulare Prognose hingegen das Verhältnis der systematischen
Ausschlagweite unserer Säkularwellen zur Zufallsstreuung der ein-
zelnen Jahresmittel. Ist dieses groß, so erscheint die entsprechende Prognose
im hohen Grade ge-
sichert bzw. zulässig,
ergibt sich hingegen
nur ein kleiner Wert
für dasselbe, so wird
der Prognosenwert
dadurch auch nur ein
sehr kleiner und zwei-
[elhafter,
An den beiden
hier vorliegenden Sä-
kularwellen können
wir nun mit hoher
Befriedigung konsta-
tieren, daß sich für
die mittlere Zufalls-
streuung von Jahr zu
Jahr nur 30 cm/sec,
aus der ersten Welle
gar nur 20, aus der
zweiten 40, für die
säkularen Ausschlag-
weiten aber über
1 m/sec, für das ganze
mittlere Verhältnis al-
so mehr als 3 ergibt*)!
Bei den übrigen
in der Meteorologie
and Klimatologie be-
kannten Säkularperio-
den ist dieses Verhält- kW ES
nis durchweg kleiner. a s & ı 88 8 8 8 Mn 2 a sr a. A 3
Das ist ein Umstand, Abb. 1. Säkularer Gang der Windgeschwindiekeit von Hamburg
der allein schon nicht ;
nur die hohe Realität der Säkularwellen beweist, sondern auch nahelegt, welch
ursächliche Bedeutung gerade der Windgeschwindigkeitsänderung als unmittel-
barer Folge des ebenso variierenden vertikalen Austausches für die Ausbildung
aller übrigen meteorologischen Säkularschwankungen der gleichen Wellenlänge
zukommt. (Man denke etwa an jene der interdiuren Luftdruck-, Temperatur-
oder Feuchtigkeitsveränderlichkeit!)
2, Interessant ist ein meines Wissens bis jetzt noch nie gezeigter Vergleich
der verschiedenen Säkularperioden untereinander,
Soviel ich absehen kann, lassen sich in unserer Disziplin nur folgende drei,
ihrer Natur nach wesentlich verschiedene Wellenzüge mit Bestimmtheit unter-
scheiden: Es sind dies a) die Periode meteorologischer Wirkungen der Sonnen-
1) Der erwähnte Unterschied hat seinen Grund in dem „subjektiven“ Umatande, daß der Wind
in der ersten Zeithälfte viel gleichmäßiger registriert wurde als in der zweiten,
Ann. €, Hydr. usw. 1939, Heft 11.
P