Albrecht, F., u, Becker, F,: Über Meßmethoden des Wärmehaushalte des Meeres, 117
bei den Wärmeleitfähigkeitsmessern im Erdboden geübt wird, durch die Not-
wendigkeit, beim Austausch nicht nur die mittlere Vertikalgeschwindigkeit, sondern
auch die Anzahl der Richtungsänderungen, also der Zeiten mit schwachen Ge-
schwindigkeiten, zu erhalten.
Eine Anordnung des Austauschmessers am Meßboot ist nicht zu empfehlen,
da ja dann von ihm nur die Bewegungen des Bootes relativ zum Wasser gemessen
werden. Kann man eine solche Montierung nicht umgehen, so muß der Austausch-
messer in verschiedenen Tiefen nacheinander eingesetzt werden. Aus dem Unter-
schied der Austauschwerte in verschiedenen Tiefen lassen sich Schlüsse über den
Austausch in der Nähe der Öberfläche ziehen, Richtiger jedoch ist trotz der
damit verbundenen Komplikation die Anbringung des Geräts etwa an einen
Froudeschen Wellenpegel in der für den Temperaturgradienten vorgesehenen
Tiefe. Diese Anordnung gewährt noch den Vorteil, daß mit ihr die Beziehungen
zwischen Austausch und Seegang studiert werden können, die in den meisten
Fällen wohl recht enge sein werden (Abb, 7).
4. Die Messung des Temperatur- und Dampfdruckgradienten.
Für die Messung des Temperatur- und Dampfdruckgradienten in Luft kommt
zunächst einmal das Aspirationspsychrometer mit Kippthermometern in Frage,
Leider erhält man auf diese Weise nur Augenblickswerte von Temperatur und
Feuchte, so daß mehrfache Wiederholungen zur Bestimmung der Gradienten
nötig sind. Die Temperatur in geringen Höhen über dem Wasser wird wie üblich
mit einem ABmann- Thermometer gewonnen, Zu beachten ist, daß man in Mast-
höhe den Gradienten der potentiellen Temperatur bestimmt, Der Gradient AT ist:
AT Ta
wobei h die Höhe über der Wasseroberfläche in m bedeutet,
Auf Schiffen kommt außer diesem Verfahren zur Messung der Temperatur
and Feuchtigkeit an Deck und in Höhe der Mastspitze auch noch die Anwendung
von elektrischen Fernmessungen in Frage. Auf die unmittelbare Bestimmung
des Gradienten der Temperatur durch elektrische Messungen kann man ver-
zichten, hingegen ist die Beobachtung in Wassernähe und in Höhe der Mast-
spitze getrennt vorzunehmen, Für die Fernanzeige werden Platinfadenthermo-
meter oder die erheblich robusteren strahlungskompensierten Thermometer be-
nutzt. Die Fernmessung der Feuchtigkeit kann beispielsweise mit einem neuen
Gerät der Firma Fuess geschehen, bei welchem sich ein Weicheisenkern in einer
Transformatorspule bewegt (Abb, 8), Allerdings wird für diese Apparatur
Wechselstrom benötigt.
Als Galvanömeter kommen auf einem Schiffe zweckmäßigerweise zunächst
nur Ableseinstrumente in Frage. Natürlich können bei entsprechender Schaltung
sowohl Drehspul- wie Kreuzspulinstrumente benutzt werden. Beim Betrieb des
Platinfadenthermometers ist darauf zu achten, daß genügende Empfindlichkeit
bei nur 5 mV Spannung gewährleistet ist, Größere Belastungen, wie sie in der
Technik häufig vorkommen, sind wegen des Windeinflusses nicht angebracht, —
Vor dem Arbeiten mit dem Kipp-Aßmann in der Höhe hat diese Temperatur-
and Feuchtigkeitsmeßanlage immer den Vorteil, daß sie eine dauerndere Über-
wachung ermöglicht als gerade der letztere Apparat, der bei jeder einzelnen
Messung geheißt werden muß, Längere kontinuierliche Reihen sind aber be-
sonders über dem Meere recht wertvoll, wo oft sehr kleine Gradienten der beiden
Elemente herrschen.
5. Die Messung der Windgeschwindigkeit über dem Meere.
Bei den hier behandelten Methoden der Messung des Wärmehaushalts des
Meeres ist eine gesonderte Bestimmung der Windgeschwindigkeit an sich nicht
erforderlich, Trotzdem ist es natürlich wertvoll, über die Windverhältnisse in
verschiedenen Höhen Aufschlüsse zu erhalten, zumal das hierüber vorliegende
Material bis jetzt nicht sehr zahlreich ist. Für Messungen auf See kommen nur
Schalenkreuzanemometer und allenfalls noch elektrische Windmesser in Frage.