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Full text: 67, 1939

Ann. d. Hydr. usw., LXVII Jahrg. (1939), Heft III. 
i198 
Über Meßmethoden des Wärmehaushalts des Meeres. 
Von F, Albrecht, Potsdam, und F, Becker, Aachen, 
(Hierzu Tafel 12 mit Figuren 1 bis 10.) 
Eine eingehende Untersuchung des Wärmeumsatzes an der Meeresoberfläche 
ist eigentlich von allen Forschern, die sich mit dem Problem der Verdunstung 
des Meeres beschäftigten, vorgeschlagen oder — wenigstens in großen Zügen — 
durchzuführen versucht worden. Es seien hier vor allem die Namen Wüst, 
W. Schmidt und Sverdrup genannt. Hierbei wurde im wesentlichen an die 
Ermittlung der Meeresverdunstung durch die Messung des Temperatur-, Feuchtig- 
keits- und Windgradienten nach der Höhe in unmittelbarer Nähe der Meeres- 
oberfläche gedacht. In Anlehnung an Sverdrupsche Überlegungen und bisher 
von Wüst gesammeltes Beobachtungsmaterial kann das Verfahren so durch. 
geführt werden, daß aus der Anderung der Windgeschwindigkeit die Größe des 
Austausches, und aus der Größe des Austausches in Verbindung mit dem 
Feuchtigkeitsgradienten die Verdunstung ermittelt wird. Es hat nun stets gewisse 
Schwierigkeiten, den Austausch in Luft hinreichend genau aus Messungen des 
Windgeschwindigkeitsgradienten zu bestimmen. Im folgenden sollen daher Meß- 
verfahren betrachtet werden, die eine Kontrolle der hier genannten Bestimmungs- 
methode der Meeresverdunstung ermöglichen, Es ist dies die Bestimmung des 
Wärmehaushaltes der Meeresoberfläche mit den Meßgeräten, die von Albrecht 
zum Gebrauch über Festlandoberflächen entwickelt wurden. Eine Anwendung 
dieser Apparaturen über Wasser erfordert naturgemäß eine sinnvolle Umarbeitung, 
die Gegenstand dieser Abhandlung sein soll. 
Die Gleichung des Wärmeumsatzes der Erdoberfläche ist gegeben durch die 
Beziehung: S=WALANV, 
wo S den Strahlungsumsatz, W_die im Wasser umgesetzte Wärmemenge, L die 
zwischen Wasser und Luft ausgetauschte Wärme und V die durch Verdunstung 
verbrauchte Wärme bedeutet, Von diesen Größen läßt sich zunächst S mit dem 
Albrechtschen Strahlungsumsatzmesser unmittelbar messen, W,L und V be- 
nötigen zu ihrer Messung der Gradienten von Temperatur und Feuchte in der 
Luft und der Temperaturen im Wasser. In vielen Fällen wird eine unmittelbare 
Messung des Austausches A wenigstens im Wasser zur Bestimmung von W= A 
{T, — T;) kaum zu umgehen sein. Hierin bedeutet ce die Wärmekapazität, T, 
die Temperatur an der Oberfläche und T, die in der Tiefe. — Bei den Größen 
L und V kann man am ehesten auf die unmittelbar getrennte Messung von L 
und VY verzichten und dafür lediglich das Verhältnis L/V bestimmen, das pro- 
portional dem Verhältnis der Gradienten der Lufttemperatur AT und der spe- 
zifischen Feuchte bzw. mit großer Annäherung auch des Dampfdrucks 4e gesetzt 
werden kann: L 1 
7 = 5 4T/4e 7 
Dies Verfahren ist von Haude bei seinen Messungen in der Wüste Gobi im 
Jahre 1931 auf Anregung von Albrecht und unabhängig hiervon von Sverdrup 
bei der Ermittlung des Wärmehaushalts eines Spitzbergengletschers im Jahre 1935 
angewendet worden, 
Für die Messung von W genügt es grundsätzlich, in verschiedenen Tiefen 
mit einer hinreichenden Empfindlichkeit den täglichen Gang der Wassertempe- 
raturen zu bestimmen. Tatsächlich ist die hieriür nötige Empfindlichkeit von 
etwa 100 Skt für 1° Celsius auch mit Widerstandsthermometern und den üblichen 
Galvanometern durchaus zu erreichen. So gilt es zunächst einmal festzustellen, 
bis zu welchen Tiefen der tägliche Gang der Wassertemperaturen hinabreicht. 
Die Bestimmung von W ist dann recht einfach, indem man, wie im Erdboden, 
die Tautochronen für einen bestimmten Zeitpunkt zeichnet, die Fläche zwischen 
zwei in Abständen von einer oder zwei Stunden gemessenen Tautochronen ermittelt 
and mit der Wärmekapazität, die praktisch der Einheit gleich ist, multipliziert. — 
Ann. d. Hydr. usw. 1939, He III.
	        
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