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Full text: 67, 1939

Kleinere Mitteilungen, 
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schöpften die über dem Nordatlantik entstandenen oder sich vertiefenden De- 
pressionen ihre Energie, Das Besondere während dieser Tage ist aber, daß kein 
Tief die Frontalzone aufzurollen vermochte, obwohl die entstandenen Zyklonen 
teilweise zu umfangreichen und tiefen Wirbeln anwuchsen (am 4. Oktober 
355 mb = 715 mm). Eine maßgebliche Rolle spielte hierbei das bei den Bermuda- 
Inseln liegende bzw. sich immer wieder erneuernde Tiefdruckgebiet, das in der 
hier wiedergegebenen Karte der mittleren Druckverteilung allerdings nur als ein 
ausgeprägter Ausläufer der tropischen Tiefdruckrinne zum Ausdruck kommt. 
Dieses Tief sorgte, in Verbindung mit dem stationären Azorenhoch, für einen 
anhaltenden Nachschub subtropischer Warmluft. Auf seine Bedeutung für die 
Entstehung kräftiger Sturmzyklonen ist in Veröffentlichungen von Scherhag 
und Rodewald (in dieser Zeitschrift) schon mehrfach hingewiesen worden. 
Daß natürlich gleichzeitig arktische Kaltluft zur Verfügung stehen muß, 
ist selbstverständlich. In unserem Falle wird sie meist von dem nordamerika- 
nischen Hochdruckgebiet herangeführt. 
Zwei Druckgebilde, weit ab vom europäischen Kontinent also sind es, die 
die Bedingungen für kräftige Zyklogenesen über dem Nordatlantik und damit 
für unruhiges Wetter über Europa herbeiführen. ; 
Wie hier, so läßt in vielen Fällen schon die Bodenwetterkarte die für 
Zyklogenesen günstige Situation eindeutig erkennen und kann so in speziellen 
Fällen eine Höhenwetterkarte, die allerdings nach wie vor das Ideal bleiben 
wird, ersetzen. Welche Bedeutung dabei der Wetterlage über dem amerikanischen 
Raum zukommt, dürfte deutlich zutage getreten sein, ebenso wie die Tatsache, 
daß eine für ein europäisches Land gegebene Wettervorhersage für mehrere 
Tage vielfach nur dann Erfolg verspricht, wenn auch Vorgänge weit ab vom 
europäischen Kontinent beachtet werden. G. Pogade, Hamburg. 
2, Klimatographische Witterungsschilderung. Nr. 124: Chile. — Aus 
der Sammlung des überseeischen meteorologischen Dienstes der Deutschen Seewarte. — 
Witterungsverlauf an Winter- und Frühlingstagen auf der Insel Cal- 
buco!), Beobachtungstage: 1. bis 3. und 14. September sowie 13.Oktober 1937, 
1. September, Der vorhergegangene Tag war regenfrei, trübe bis heiter, 
die Nacht meist klar und ziemlich kühl. Um 7h ist es windstill und, abgesehen 
von einigen Steu-Strichen im E, unbewölkt, Die lange Gipfelkette der Kordillere 
liegt glasklar unter blaß-gelbrotem Morgenhimmel. Die Wiesen sind taufeucht. — 
8h; t 5.8°, Bedeckung 1. Am hohen Himmel erscheint ein breiter, lockerer Zug 
grauweißer Wolkenflocken., Im S bei der Insel Tabon lagert, wie so häufig, eine 
kleine St-Bank, — 9%b; Ein spürbarer SSE-Wind hat sich erhoben (Stärke 3), 
die prachtvolle Sicht ist noch fast unverändert, jedoch schieben sich schon 
einzelne weiße Wolkenflocken vor den Yate-Vulkan. Die „Tabon-Bank“ hat sich 
vom Horizonte gelöst. — 12h: S-Wind bläst mit Stärke 4. Die Bedeckung hat 
sich auf 3 erhöht; die Sicht ist noch unverändert, — 14h: t 9.8°%°, Der Süder 
läßt etwas nach. Die Bedeckung geht wieder auf 2 zurück, zugleich verschleiern 
sich im südlichen Teil der Kordillere einige Massive, Später verschwinden auch 
die Vulkane Osorno und Yate. Über der S-Hälfte der noch sichtbaren Kordillere 
liegen graue Steu-Streifen, über der N-Hälfte dagegen leuchtend weiße Cu. — 
15h: Der Süder hat nur noch Stärke 3. Die Bewölkung ist unter 1 gesunken. 
Die Sicht ist immer noch etwas eingeschränkt, der Osorno ist noch nicht und 
der Yate noch nicht ganz wolkenfrei. Die „Tabon-Bank“ ist völlig verschwunden, — 
1631; Bei sonst unveränderter Lage bessert sich die Sicht. Um 17% hängen vom 
Yate an nordwärts noch einzelne Wolkenflocken in der Kordillere, Die Bedeckung 
beträgt weniger als 1. Der Süder hat noch Stärke 3, -— 18%h: Bei schwachem 
Andenglühen läßt der Wind nach (S 1—2). Der Himmel] ist nun völlig unbedeckt. — 
20b; Bei t 9.4° wächst der Süder wieder auf Stärke 3. Die Nacht ist kühl und 
klar, Niederschläge sind nicht gefallen, 
1) Wegen der Lage der Insel Calbuco und ihrer allgemein-klimatischen Verhältnisse siehe den 
Aufsatz des Verf, „Über das Klima im Küstengebiet von Südchile“ in Ann. d, Hydr. usw. 1939, 8, 30 ff. 
Weitere klimatogr. Wittrgsschldrg. d. Verf, von Calbueco s. Ann, d. Hydr. usw. 1939, S. 47.
	        
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