Kleinere Mitteilungen,
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schöpften die über dem Nordatlantik entstandenen oder sich vertiefenden De-
pressionen ihre Energie, Das Besondere während dieser Tage ist aber, daß kein
Tief die Frontalzone aufzurollen vermochte, obwohl die entstandenen Zyklonen
teilweise zu umfangreichen und tiefen Wirbeln anwuchsen (am 4. Oktober
355 mb = 715 mm). Eine maßgebliche Rolle spielte hierbei das bei den Bermuda-
Inseln liegende bzw. sich immer wieder erneuernde Tiefdruckgebiet, das in der
hier wiedergegebenen Karte der mittleren Druckverteilung allerdings nur als ein
ausgeprägter Ausläufer der tropischen Tiefdruckrinne zum Ausdruck kommt.
Dieses Tief sorgte, in Verbindung mit dem stationären Azorenhoch, für einen
anhaltenden Nachschub subtropischer Warmluft. Auf seine Bedeutung für die
Entstehung kräftiger Sturmzyklonen ist in Veröffentlichungen von Scherhag
und Rodewald (in dieser Zeitschrift) schon mehrfach hingewiesen worden.
Daß natürlich gleichzeitig arktische Kaltluft zur Verfügung stehen muß,
ist selbstverständlich. In unserem Falle wird sie meist von dem nordamerika-
nischen Hochdruckgebiet herangeführt.
Zwei Druckgebilde, weit ab vom europäischen Kontinent also sind es, die
die Bedingungen für kräftige Zyklogenesen über dem Nordatlantik und damit
für unruhiges Wetter über Europa herbeiführen. ;
Wie hier, so läßt in vielen Fällen schon die Bodenwetterkarte die für
Zyklogenesen günstige Situation eindeutig erkennen und kann so in speziellen
Fällen eine Höhenwetterkarte, die allerdings nach wie vor das Ideal bleiben
wird, ersetzen. Welche Bedeutung dabei der Wetterlage über dem amerikanischen
Raum zukommt, dürfte deutlich zutage getreten sein, ebenso wie die Tatsache,
daß eine für ein europäisches Land gegebene Wettervorhersage für mehrere
Tage vielfach nur dann Erfolg verspricht, wenn auch Vorgänge weit ab vom
europäischen Kontinent beachtet werden. G. Pogade, Hamburg.
2, Klimatographische Witterungsschilderung. Nr. 124: Chile. — Aus
der Sammlung des überseeischen meteorologischen Dienstes der Deutschen Seewarte. —
Witterungsverlauf an Winter- und Frühlingstagen auf der Insel Cal-
buco!), Beobachtungstage: 1. bis 3. und 14. September sowie 13.Oktober 1937,
1. September, Der vorhergegangene Tag war regenfrei, trübe bis heiter,
die Nacht meist klar und ziemlich kühl. Um 7h ist es windstill und, abgesehen
von einigen Steu-Strichen im E, unbewölkt, Die lange Gipfelkette der Kordillere
liegt glasklar unter blaß-gelbrotem Morgenhimmel. Die Wiesen sind taufeucht. —
8h; t 5.8°, Bedeckung 1. Am hohen Himmel erscheint ein breiter, lockerer Zug
grauweißer Wolkenflocken., Im S bei der Insel Tabon lagert, wie so häufig, eine
kleine St-Bank, — 9%b; Ein spürbarer SSE-Wind hat sich erhoben (Stärke 3),
die prachtvolle Sicht ist noch fast unverändert, jedoch schieben sich schon
einzelne weiße Wolkenflocken vor den Yate-Vulkan. Die „Tabon-Bank“ hat sich
vom Horizonte gelöst. — 12h: S-Wind bläst mit Stärke 4. Die Bedeckung hat
sich auf 3 erhöht; die Sicht ist noch unverändert, — 14h: t 9.8°%°, Der Süder
läßt etwas nach. Die Bedeckung geht wieder auf 2 zurück, zugleich verschleiern
sich im südlichen Teil der Kordillere einige Massive, Später verschwinden auch
die Vulkane Osorno und Yate. Über der S-Hälfte der noch sichtbaren Kordillere
liegen graue Steu-Streifen, über der N-Hälfte dagegen leuchtend weiße Cu. —
15h: Der Süder hat nur noch Stärke 3. Die Bewölkung ist unter 1 gesunken.
Die Sicht ist immer noch etwas eingeschränkt, der Osorno ist noch nicht und
der Yate noch nicht ganz wolkenfrei. Die „Tabon-Bank“ ist völlig verschwunden, —
1631; Bei sonst unveränderter Lage bessert sich die Sicht. Um 17% hängen vom
Yate an nordwärts noch einzelne Wolkenflocken in der Kordillere, Die Bedeckung
beträgt weniger als 1. Der Süder hat noch Stärke 3, -— 18%h: Bei schwachem
Andenglühen läßt der Wind nach (S 1—2). Der Himmel] ist nun völlig unbedeckt. —
20b; Bei t 9.4° wächst der Süder wieder auf Stärke 3. Die Nacht ist kühl und
klar, Niederschläge sind nicht gefallen,
1) Wegen der Lage der Insel Calbuco und ihrer allgemein-klimatischen Verhältnisse siehe den
Aufsatz des Verf, „Über das Klima im Küstengebiet von Südchile“ in Ann. d, Hydr. usw. 1939, 8, 30 ff.
Weitere klimatogr. Wittrgsschldrg. d. Verf, von Calbueco s. Ann, d. Hydr. usw. 1939, S. 47.