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Full text: 67, 1939

Wundt, W.: Die Verdunstung vom Meere in d. Passatzone u, von freien Wasserflächen i. allgemeinen. 77 
Wie kann die Verschiedenheit der Einzelwerte erklärt werden? —— Hier 
spielt jedenfalls der Umstand eine Rolle, daß die Zonen vom 10. bis 20. Breiten- 
kreis klimatisch einander nicht genau entsprechen; denn sowohl der thermische 
als der Windäquator sind gegenüber dem astronomischen um einige Grade nach 
Norden verschoben. — Daß beim Nordostpassat die höheren Werte auftreten, wird 
zum großen Teil daran liegen, daß die zugehörigen Meteorfahrten in den Winter 
und das Frühjahr fallen, d. h. in die Zeit, wo hier die größeren Windstärken 
zu finden sind; der Südostpassat scheint nach sonstigen Beobachtungen in 
der Stärke gegen den Nordostpassat keineswegs zurückzustehen. — Etwas herab- 
drückend dürfte auf die SE - Passat- Werte auch der Umstand wirken, daß 
die Bordtemperaturen und damit wohl auch Meerestemperaturen in dem Beob- 
achtungszeitraum etwas niedriger waren als beim NE- Passat (20° bis 10° Nord 
28.5°C; 20° bis 10° Süd 22.6°C). — Weiter ist die Größe des Winkels «, für den 
die Angaben etwas roh sind, von erheblichem Einfluß auf das Ergebnis, Hierzu 
ist noch zu bemerken: Wenn auch die Richtung des Bodenwindes für die Ver- 
dunstung maßgebend ist, so treiben die feuchten Luftmassen doch nicht genau 
in dieser Richtung weiter; sie werden vielmehr, der Rechtsdrehung der Ober- 
winde auf der Nordhalbkugel, der Linksdrehung auf der Südhalbkugel ent- 
sprechend, etwas nach Westen abdriften, Nordostpassat und Südostpassat (im 
strengen Sinne der Richtung) werden also, abgesehen von der Konvergenz in 
den Kalmengebieten, schon innerhalb unserer Zonen in den höheren Schichten 
zum NEzE- bzw. SEzE-Passat. Nehmen wir an, daß schließlich die gesamten 
feuchten Luftmassen in dieser Richtung fließen, d. h. eine Richtungsänderung 
um 111/,° erfahren, so erleidet ein Dampfteilchen innerhalb der 5° Zone eine 
Verschiebung um (d-tg 56!/,” — d-tg 45°) km = 276 km, um welchen Betrag es 
auf dem äquatorwärts gelegenen Breitenkreis nach Westen versetzt wird. Dies 
ist aber gegenüber der Gesamtbreite des Atlantischen Ozeans, die auf 5000 km 
veranschlagt werden kann, nur von geringer Bedeutung. Wir können daher 
anbedenklich annehmen, daß der für den Dampftransport maßgebende Weg durch 
die Richtung des Bodenwindes festgestellt werden kann. 
Als Nebenergebnis ergibt sich dabei eine Erklärung für das Verhalten der 
[nversionshöhe, Diese liegt an der afrikanischen Westküste abnorm tief, und steigt 
dann allmählich gegen WSW und WNW an, Es liegt nahe, in der Hebung der 
[nversion die Wirkung jener nach Westen abdriftenden Luftmassen zu sehen, 
welche die Höhenlage der Inversion bestimmen. 
Wenn hier von der Passatzone im allgemeinen die Rede ist, kann man die 
Frage aufwerfen, ob die Verdunstung im Stillen Ozean vielleicht noch höhere 
Beträge aufweisen würde. Beobachtungsgrundlagen sind hierfür nicht vorhanden; 
aber größere Werte der Verdunstung sind nicht wahrscheinlich, da dort die 
Passate nicht mit der gleichen Strenge und Beständigkeit wie im Atlantischen 
Ozean wehen (9 S. 466). 
Den berechneten Verdunstungshöhen muß aber noch der Niederschlag 
in den betreffenden Zonen hinzugefügt werden, wenn man die gesamte Ver- 
dunstungshöhe erfassen will. Ist der Regenfall in der Passatzone auch klein, so 
stammt er doch aus dem allgemeinen Feuchtigkeitsstrom und würde, wenn er 
nicht ausgeschieden würde, in einer weiteren Steigerung der Feuchtigkeit seinen 
Ausdruck finden. Hierdurch wird die grundsätzliche Frage der Wasserdampf- 
verfrachtung in der Luft berührt. Ich habe a. a. O. (10) begründet, daß die 
Windströmungen auf der Erde im großen ganzen als durchlaufend (über Meere 
und Festländer in stetiger Richtung hinwegstreichend) anzusehen sind und daß 
dabei mit einem rohen Durchschnittswert für die Erde c = 380 em/sec gerechnet 
werden kann. Mit einer solchen Geschwindigkeit werden im Monat über 
10000 km zurückgelegt, d. h. ein Viertel des Erdumfangs; die Windströmungen 
werden also im Laufe des Jahres wiederholt mit einer Reihe von Meeres- 
und Landesteilen in Berührung kommen. Dabei wird auf dem Lande eine 
gewisse Entfeuchtung, auf dem Meer und sonstigen Wasserflächen eine Anreiche- 
rung mit Wasserdampf eintreten. Die jährliche Bilanz von Niederschlag, Abfluß 
und Verdunstung eines bestimmten Teils der Erde ist also nicht ein geschlossener 
Ann. d. Hyar., usw. 1939, Helt II.
	        
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