66 Annalen. der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1936.
projektion. zugrunde gelegt, mit dem Hauptpunkt in 0°* Br. 30° W-Lg. Die vom
Berichterstatter 1926 gegebene atlantische Tiefenkarte*) läßt, da sie in demselben
Kartenentwurf mit demselben Mittelpunkt und in nicht viel kleinerem Maßstab
(1:30 000 000) gezeichnet ist, einen. bequemen Vergleich. mit der neuesten Dar-
stellung zu, Wir erwähnen daher von den weichtigeren, neu hinzugekommenen
oder nunmehr klarer überschaubaren Einzelheiten z, B. die Südsandwich-Tiefsee-
rinne, die Guinea-Schwelle, eine wahrscheinlich nicht vollständige Verbindung
der Bouvet-Gegend mit Südafrika (Kap-Schwelle); mit Interesse betrachtet man
die Detailzeichnung des an sich seit langem bekannten Walfisch-Rückens, auf
dem in W-—0O-Richtung anscheinend sehr starke Tiefenunterschiede (Tiefen von
1790, 4557 und 1337 m nahe beieinander) vorhanden sind, so daß diese Barriere
in sich noch wieder zerklüftet erscheint; die Rio Grande-Schwelle wird jetzt an
die zentralatlantische Schwelle angehängt, nicht an den südamerikanischen Fest-
jandsschelf; die viel erörterte Romanche-Tiefe eben südlich vom Äquator ist auf
S. 830 des Begleittextes durch eine Plattkarte noch besonders abgebildet. Ob
neben dem von der Romanche-Tiefe bewirkten Bruch im dem Verlauf des großen
atlantischen Rückens eine zweite Unterbrechung auf etwa 8” N-Br. vorhanden
ist, bleibt zweifelhaft, Gesichert dürfte nunmehr eine durch Tiefen yon < 3000 m
geschaffene Verbindung des Azoren-Plateaus mit dem Reikjanaes-Rücken und
damit mit Island. (Grönland— Westeuropa) sein.
Weil die neue Übersichtskarte der Vorläufer einer in dem recht großen
Maßstab von 1:5000000 geplanten Tiefenkarte ist, enthält sie Tiefenzahlen nur
in ganz beschränkter Auswahl, Gern würden aber viele Benutzer des neuen
Übersichtsblattes die im Text benutzten Namen der wichtigsten Unterseeformen
gleich eingetragen sehen, dies um sö mehr, weil in der Nomenklatur, wie wir
nachher?) sehen werden, die alte, auf dem internationalen Geographentag zu
Berlin 1899 anscheinend überwundene, aber doch nicht endgültig beseitigte Zwie-
spältigkeit der Meinungen hierüber neuerdings wieder ihr Haupt erhebt. Die
Namen, die Stocks—Wüst benutzen, findet man in einer Textkarte S. 21; ihnen
kann der Geograph rückhaltlos nur zustimmen,
Bei der Berliner Tiefenkarte hat der Ozeanograph, der die Eigenschaften
der Tiefenwasser, insbesondere des Bodenwassers, mit zu berücksichtigen hat
und hieraus auf Zirkulationsvorgänge und damit auf Tiefenverhältnisse schließen
darf, neben dem Topographen und Kartographen ein sehr gewichtiges Wort ge-
habt, Interessant sind auch die Ausführungen der zwei Verfasser über die
Möglichkeit ganz verschiedener Isobathenzeichnung, ohne daß man dem Zahlen-
material Gewalt antut. Dieser dem Praktiker schon immer geläufige und oft
recht peinliche Fall wurde vor kurzem auch durch van Riel% und besonders
dureh Kuenen‘) im Anschluß an die „Snellius“Expedition im Sunda-Archipel
behandelt. Im Begleittext haben Stocks und Wüst Profile und Blockdiagramme
des atlantischen Meeresbodens in 100- und 200facher UÜbertiefung gegeben
(Taf. I u. II), gegen deren Wiedergabe in rein topographischen Arbeiten ein
starkes Bedenken nicht zu unterdrücken ist. So notwendig und naturgemäß bei
der Veröffentlichung von Schnitten für physikalisch-ehemische Wassereigen-
schaften die Übertiefung zur Ermöglicehung einer klaren Anschauung ist, so
wenig wünschenswert ist vom wissenschaltlichen Standpunkt die „Überspitzung“
des ünterseeischen Reliefs dann, wenn eben das Relief als solches geschildert
werden soll, Von diesem Bedenken befreit auch nicht der Umstand, daß die
Verfasser selbst (S. 14) auf die Gefahren dieser Abbildungsweise hinweisen. Der
unnatürliche Eindruck bleibt und haftet im Gedächtnis, Übrigens haben auch
die zwei soeben. genannten holländischen Fachgenossen beide von diesem Ver-
fahren sich frei gehalten und ausdrücklich naturgetreue Profile gegeben, um
nicht unvermeidliche „irrige Vorstellungen“ zu erwecken (van Riel a, a, Q.
S. 19, 20).
1) „Geographie des Atlantischen Ozeans“, 2% Aufl]. Taf, V, Hamburg 192656. — % s, S. 67,
Absatz 3. — 3) The Snellius-Expedition, vol. II., part 2, Chapter II, 8.7, Utrecht 1934. = *) Ebenda,
vol. V., part I, S.9—10, Utrecht 1935,