62 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1936,
die einzelne Astronomische Beobachtung weicht: gegen die Gesamtausgleichung
um einen Betrag‘ ab, der mit B—R, d.h. Becobach tung minus Rechnung, bezeichnet
wird; denn er bedeutet den Unterschied des Uhrstandes nach der wirklichen,
mit Fehlern behafteten Zeitbestimmung gegen dien Wert, der aus dem gesamten
Material, durch Rechnung ausgeglichen, als der für den gleichen Zeitpunkt
richtigste Stand. der Quarzuhr angenommen werden muß. Dieser Wert BR ist
also frei von systematischen. Beobachtungsfehlern, er enthält die Beobachtungs«
angenauigkeit, die Wirkung der Katalogfehler und diejenigen atmösphärischer
Einflüsse, Da die Katalegfehler aber nur zum Teil in wirklichen Fehlern für
einzelne Sterne bestehen, zum Teil aber als gesetzmäßig für gewisse Himmels-
gegenden gedacht werden müssen, werden die B—E in geringerem Maße durch
sie beeinflußt. B—R ist dann positiv, wenn der beobachtete Uhrstand größer
war, als er theoretisch hätte: sein müssen. Es Ist negativ, wenn der Uhrstand
aus der Beobachtung zu klein herauskommt,
Zu untersuchen war der Zeitraum 1935 «Jumi. 15 bis Oktober 14, der für
sömmerliches Wetter in Frage kam. Der Mai war auszuschließen, weil das Ge-
bäude des Neubaus noch nicht fertiggestellt war. Ein wirklicher Nachweis, daß
der Neubau für die Unregelmäßigkeiten verant wortlich zu machen ist, war nur
möglich, wenn. der gleiche Zeitraum des Jahres 1934 mit herangezogen wurde,
während. dessen der Neubau noch nicht begonnen war, Das astronomische
Material, in beiden Jahren vollständig homögen, belief sich 1934 auf 74 Zeit
bestimmangen. in. drei sich überlappenden Gruppen von je zwei Monaten, 1935
auf 91 Zeitbestimmungen In gleichfalls drei. Gruppen. (Ein Teil der Zeitbestim-
arangen. kommt. also doppelt zur Geltung.) Das meteorologische Material. ging
aus den Terminbeobachtangen und anderen Aufzeichnungen der klimatologischen
Gruppe der Deutschen Seewarte hervor.
Um zunächst einen. Überblick zu erhalten, wurden die gesamten in Betracht
zu ziehenden meteorologischen Faktoren: Luftdruck, Temperatur, Feuchte, Sonnen-
scheindauer, Windstärke und. außerdem die Zeit, um die die Beobachtungsepoche
nach. Sonnenuntergang lag, graphisch 4ufgetragen und mit der gleichfalls
graphischen Auftragung der B—R verglichen, Es zeigte sich, daß nur die Kurven
der Temperatur und der Sonnenscheindauer gewisse Beziehungen zur Kurve der
B—R aufwiesen, Besonders auffällig war das Auftreten positiver B—R dann,
wenn Temperatur und Sonnenscheindauer beide größer waren als die entsprechenden
Mittelwerte, Es galt also diese beiden Elemente und die B—R auf eine Korrelation
zu untersuchen.
Eine solche Korrelation konnte natürlich nicht in der üblichen Weise für
Äie Gesamtheit aller Werte vermutet und gesucht werden. Denn wenn auch
lange Sonnenscheindauer während der Abendbeobachtung kräftige Kückstrahlung
des Gebäades und damit schräge -Leftschichtung im Sinne der Skizze zur Folge
haben kann, s6 ist doch niemals zu erwarten, daß kurzer oder gar kein Sonnen-
schein am Tage mit entgegengesetzter Luftschichtung während der Beobachtung
in ursächlichem Zusammenhang steht, Positive B—R können also eine. Folge
langer Sonnenscheindauer, negative BR können keine Folge zw geringer oder
fehlender Somnenbestrahlung: sein, Das gleiche muß man bezüglich der Luft-
temperatur gelten lassen, Es würden daher zunächst alle Temperaturen und
alle Sonnenscheindauern, die unter dem Mittelwert einer zweimonatigen Äus-
yleichungsperiode Jagen, von der Betrachtung ausgeschlossen. Dabei mußte
natürlich sinngemäß berücksichtigt werden, daß sowchl die Temperaturen äls
auch die Sonnenscheindauern vom duli bis Oktober abnehmen. Während also
beim ersten Zeitebschnitt, Mitte Juni bis Mitte August, die Ausscheidung dürch
einfache Mittelbildung und Auswahl der positiven Differenzen. im Sinne Einzelwert
minus Mittelwerk geschah, wurde bei den beiden. anderen Abschnitten, Mitte Juli bis
Mitte September und Mitte August bis Mitte Oktober graphisch. die Abnahme der
beiden meteorologischen Elemente berücksichtigt und es. wurden die Differenzen
Einzelwert minus Kurvenmittelwert, die über der ausgleichenden Mittelkurve
lagen, gebildet und für die weitere Rechnung verwertet.