Das einundsechzigste Jahr der Deutschen Seewarte, 1935,
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Seite ist Dr. Bullig von der Flugwetterwarte „Westfalen“ zur Sicherstellung der
Zeppelinberatung in Pernambuco ausgeschifft worden.
Infolge der Erweiterung der Südamerikastrecke nach Santiago de Chile er-
gab sich die Notwendigkeit, einen Meteorologen beim Condorsyndikat zu be-
schäftigen, Zum Zweck der Beratung des Condorsyndikates ist daher Ende
Dezember Dr. Bullig nach Rio de Janeiro abgyeordnet worden,
Dr. Bullig hat an mehreren Flügen an der südamerikanischen Ostküste und
an mehreren Fahrten des L,S, „Graf Zeppelin“ zwisehen Pernambuco und Rio
und Pernambuco und Bathurst, Dr. Wölcken an einem Fluge von der heim-
kehrenden „Westfalen“ vom Englischen Kanal aus nach Travemünde teilgenommen,
Dr. Wagner ist vom 18. September bis 9. Oktober vertretungsweise an die
Flugwetterwarte Hamburg-Fuhlsbüttel abgeordnet worden,
b) Maritime Aerologie,
Laufende Höhenwindmessungen auf Handelsschiffen: Die Anzahl der Höhen-
windmeßstellen auf deutschen Handelsschiffen blieb mit 6 seit 19831 unverändert,
Von diesen 6 Meßstellen befanden sich wie im Vorjahr drei auf Schiffen in der
La Plata-Fahrt („A“ auf D, „Cap Arcona“; „C*“ auf D. „Cap Norte“ und „E“ bis
August 1935 auf M. S. „General. Osorio“ ab Oktober 1935 auf D, „General San
Martin“), und zwei auf Schiffen in der New York-Fahrt („B“ auf D. „Deutschland“,
und „D“ auf D, „Hansa“. Die Meßstelle „F“ wurde von D. „Sierra Ventana“,
der im Dezember 1934 aus der Mexikofahrt zurückgezogen wurde, im Juni 1935
auf M. 5. „Caribia“ verlegt.
Bei den zweimal notwendig werdenden Verlegungen von Meßstellen auf
andere Schiffe bewiesen die Reedereien. weitgehendes Verständnis und Entgegen-
kommen, Die Verlegungen, die die Meßstellen monatelang außer Betrieb setzten,
und der häufige Wechsel des beobachtenden OÖffizierpersonals auf anderen
Schiffen bedingten einen Rückgyang in der Zahl der eingelieferten Höhenwind-
messungen. Es wurden im Jahr 1935 insgesamt 526 brauchbare Höhenwind-
messungen angestellt, von denen 338 = 64,5% durch Funkspruch der Seewarte
übermittelt wurden, wodurch sie der Versorgung von ÖOzeanluftfahrzeugen mit
Wetternachrichten. wie dem ÖOzeanwetterdienst sofort nutzbar gemacht werden
konnten. Den beteiligten Reedereien, der Hamburg-Amerika Linie,
dem Norddeutschen Lloyd und der Hamburg -Südamerikanischen
Dampfschiffahrtsgesellschaft, den Schiffsleitungen wie besonders den
Schiffsoffizieren, die die Messungen ausführten, spricht die Seewarte
für ihre tätige Mitarbeit ihren Dank aus.
Zur fortlaufenden Versorgung der Meßstellen und zur persönlichen Fühlung-
nahme mit den Schiffsoffizieren. fanden im Berichtsjahre 54 Hafenbesuche statt.
Die technische Ausrüstung und Versorgung der Meßstellen geschah wie bisher
durch die M.VA, seit dem Herbst durch W/J.
Bearbeitungen: Bei der Aufarbeitung der Höhenwindmessungen wurden durch
Dr. Lohr die Mittelbildungen weiter gefördert und Halbjahresmittel gebildet,
Ferner wurde für die Fünfgradfelder des Nordatlantischen Ozeans eine Häufig-
keitsdarstellung auf Polarkoordinaten in Angriff genommen, wovon 7 Monate
bis zum Jahresende fertig vorlagen,
Eine zusammenfassende Bearbeitung der Höhenwindverhältnisse zwischen
Westafrika und Südamerika für die Zwecke des Lultverkehrs ist durch
Dr. Wagner erfolgt.
In Zusammenarbeit mit dem Kgl. Niederländischen Meteorologischen Institut
ist für die Sitzung der Unterkommission für maritime Aerologie in Warschau
eine Denkschrift über bisherige und künftige aerologische Tätigkeit auf den
Özeanen ausgearbeitet worden,
c) Ozeanflugwetterdienst,
Mit Wetternachrichten versorgte Flüge: Im planmäßigen Luftverkehr ist die
Zahl der Südamerikafahrten vom L. S. „Graf Zeppelin“ von 12 im Jahre 1934
auf 19 im Berichtsjahre gestiegen. Da im Vorjahr der wöchentliche Flugdienst