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Zweites Köppen-Heft der Annalen. der Hydrographie usw, 1936.
Vergleich geschätzter Windstärken
mit gemessenen Windgeschwindigkeiten auf See.
Ein Beitrag zur Frage der Geschwindigkeits-Aquivalente der Beaufort-Skala
sach Beobachtungen der „Meteor“ Expedition 1925 bis 1927,
Yon Eı Kullbrodt, Hamburg, Deutsche Seewarte, unter Mitarbeit von W. Leistner.
(Hierzu Tafel 1 mit Abb. = bis g.}
_ Zusammenfassung: Mehr als 8000 Vergleichsfälle yona. „Meteor“ ergeben, daß die Windstärke
guf hoher See systematisch niedriger geschätzt wird als an. den Küsten bzw, über Land, daß also
zmyekehrt den Beaufort-Schätzunpen auf See hühere Geschwindigkeitswerte in m/see entsprechen
als die nach der internationalen Vereinbarung von 1926, Im die gleiche Richtung: wiesen schen die
;rüberen Vergleiche. auf Schiffen. Auf dem. „Meteor“ entsprachen. den mittleren Werten der Bft-
Skala im den tropischen Breiten am. 1 bis 2, in den höheren Breiten um 3 bis 4 m/sec höhere Ge-
schwindigkeiten. Typische Schätzungsfehler werden im einzelnen aufgezeigt (Faktoren der „Gewöhnueg“
and. der Übertreibung“).
Die Beziehung zwischen. der Windstärke-Schätzung und der Windgeschwin-
digkeit in Metern pro Sekunde ist schon wiederholt untersucht worden. Insbe-
sondere hat W..Köppen diesem Problem eine Reihe von Abhandlungen gewidmet).
Zur Prüfung der Frage der Geschwindigkeits-Äquivalente für die Beaufort-
Skala besteht seit 1910 eine Unterkommission der Internationalen. Meteorologischen
Organisation, Die 12. Versammlung des Internationalen Meteorologischen Komitees
in. Wien 1926%) hat sich auf Geschwindigkeitswerte der Schätzungs-Skala geeinigt,
auf bestimmte Geschwindigkeitsintervalle in mps, Diese Werte sollen mit der
Windgeschwindigkeit übereinstimmen, wie sie über Land in einer Höhe von 6 m
über dem jeweiligen (niedrigsten) hindernisfreien Niveau herrschen, d.h. bei der
„‚Standardanfstellung eines Anemometers für synoptische Zwecke“ (Beschluß
Wien 1926, XXII @ bis d), Tab, & enthält in. der ersten Spalte die Mittelwerte
der genannten Geschwindigkeitsinterralle für die einzelnen Bft-Skalenteile,
Voraussetzung für eine Bestimmung der Aquivalentwerte der Schätzungen
ist, daß eine Definition der verschiedenen Bft-Skalenteile besteht als brauch-
barer Anhalt für die Schätzungen md daß diese Definition. bei den Schätzungen
vön den Beobachtern überall auch in gleicher Weise benutzt wird, Es könnte
sein, daß z.B. Beobachter, welche in. windstarken. Gebieten. heimisch sind, die
Windstärken anders schätzen als solche in windsechwachen Gegenden, obwohl
beide die 13teilige Bft-Skala 0 bis 12 benutzen,
Zahlenmäßiges Vergleichsmaterial über die Beziehung: Schätzung in Bft—
Geschwindigkeit in. mps von See liegt bisher nur in sehr geringem Maße vor,
Neue und umfangreiche Vergleiche sind notwendig, und. zwar an Hand von
möglichst einwandfreien Messungen der Windgeschwindigkeit an Bord von
Schiffen. Von der Meteor-Expedition, die sich über 500 Tage auf hoher Seo
befand, liegen stündliche Bft-Schätzungen und Geschwindigkeitsregistrierungen
vor. Der Vergleich beider wird zeigen, daß die Windstärke auf See geringer
geschätzt wurde und daß daher die den Bft-Schätzungen zuzuordnenden Aqui-
yalent-Geschwindigkeiten. in mps auf See höher ausfallen als an Land.
1. Zur Definition der Beatufort-Skala auf See.
Zur Definition der Bit-Grade dienen entweder nur die allgemeinen Ausdrücke
wie % == Jeichte Brise, 5 = frische Brise, 9= schwerer Sturm; oder aber Anhalte
über die Segelwirkung des Windes, die sich noch auf das Verhalten eines ‚voll-
getakelten. Segelschiffs aus dem Jahre 1874 beziehen (wie ja schon Admiral
Beaufort seine Skala ursprünglich 1808 in spezieller Auswirkung der Wind-
stärke auf eine vollgetakelte Fregatte seiner Zeit definiert hatte)*). Nachdem
5 Zuletzt: W, Köppen, Über geschätzte Windstärken und gemessene Windgeschwindigkeiten,
Ann. d, Hydr. 1926, S. 352/66, — *) Bericht: Zentr. Anst, f, Met, u, Geodyn,, Publ. Nr. 130; Wien 1927, —
y Val, The marine observers handbook, 5, Aufl. London 1930, S, 46/47, z, B, Bezufort 4 (mäßige
ee wird bestimmt: “That In which & welleonditioned man-of-war, with all sail set, and clean. full,
would go im smoolh water iram 5—6 Knots,“