Reuter, F.£ Die lJangiähr, Schwankungen der Amplituden der halbjähr. Luftdrackwelle usw. 517
Über Alaska und Nordamerika hat der Periodemeffekt (Dezember—Januar)
eine andere Ursache. Das winterliche Hochdruckgebiet des Festlandes wird in
den Jahren mit großen Ausschlägen der halbjährigen. Drueckwelle verstärkt und
die Temperatur durch stärkere Ausstrahlung stark erniedrigt. Dazu kommt,
daß bei gleichzeitig angeregter nordatlantischer Luftzirkulation „die kalte Luft
aus Nord und Nordwest über das Innere und das Küstenland Nordamerikas
längsgesogen. und namentlich im Winter hier die unmittelbare Strahlung erhöht“
(Mecking) (vgl. 8. Karte 14, s. das winterliche. Steiggebiet der halbjährigen
Welle über Kanada und Alaska in der Arbeit S. 515, Anm, 3), Die Annahme
Meckings, daß sich viele der von ihm gefundenen Gesetzmäßigkeiten weniger
primär durch die Sonnenflecken, als sekundär vermittels der Schwankungen der
Zirkulation erklären lassen, hat sich also bestätigt (vgl, a. S. 272 in Atım. 3 auf
S. 215, die Amplitudenschwankungen von Gjesvar in Beziehung zur Anzahl
kältester Wintermonate in Nordamerika).
Da in den Reihen der Amplitudenwerte noch andere Perioden wirksam sind,
erklärt es sich, daß im Temperaturgang der gemäßigten Zone neben der 11jäh-
rigen Periode auch noch andere Perioden aufgefunden wurden, FF. Baur er-
mittelte Perioden von 2.5, 4.7 und 11 Jahren im Temperaturverlauf der letzten
50 Jahre in Deutschland (Met. Z. 1932, 8. 289). Die von Baur festgestellte
4.7 jährige Temperaturperiode scheint verursacht zu sein durch die etwa 4.5jährige
Periode in den Schwankungen der halbjährigen Zirkulation über Nordeuropa
vgl. a 26). |
8 Der Korrelationskoeffizient zwischen den Jahrestemperaturen von Zentral-
und Westeuropa (n. Köppen, Met..Z., 1914) und den Amplituden von Haparanda
ist r= 0,34 0.11 für die Jahre 1881 bis 1910, Größer ist der Korrelations-
koeffizient. zwischen der Jahrestemperatur in Zentral- und Westeuropa und dem
meridionalen Drueckgradienten über dem Nordatlantischen Ozean. (s. 20), der auch
die Schwankungen der halbjährigen Zirkulation über jenen Gebieten vorwiegend
bedingen wird. Er ist r= 0.54 + 0.10 (vgl. a, 5,512, Anm. ı ©. Hann, 17).
Wie man aus Fig, 6 ersieht, übt auch die Ausbildung der halbjährigen
Druckwelle über Nordasien einen starken Einfluß auf den langjährigen Temperatur-
verlauf über West- und Mitteleuropa aus. Die Temperaturkurve dieses Gebiets
{C) folgt der Amplitudenkurve von Irkutsk (r). Der darunterstehende Linienzug
zeigt den Gang der Kältegewichte für die Winter, Er wurde aus der Abhand-
lung Köppens über „das Gesetz in der Wiederkehr strenger Winter in West-
guropa“ (Met, Z. 1930) in Fig, 6 übertragen. Köppen machte auf den ähnlichen
Verlauf der Kältegewichte und der Jahrestemperaturen von West- und Mittel-
europa aufmerksam (18), Er ist bedingt durch die größeren Abweichungen des
Winters, welche den Jahresverlauf der Temperatur maßgeblich. mitbestimmen,
Die Amplitudenkurve von Irkutsk und die Winterkurve Köppens (8. Fig. 6, K)
für Westeuropa stimmen bis zum Jahre 1925 im allgemeinen überein. Je größer
die Amplituden über Nordasien sind, um so wärmer sind im allgemeinen die
Winter in Europa, und je kleiner die Amplituden sind, desto kälter sind sie.
Die wahrscheinliche Erklärung dieser Beziehung folgt aus der Betrachtung der
synoptischen Darstellung der reinen Druckwelle und der Typen der kalten Winter
(vgl. S. 515, Anm. 3). |
Nach Teisserene de Bort unterscheidet man zwei Typen der kalten Winter:
Typus A und B. Typus A wird hervorgebracht durch die Verschiebung des
Hochdruckgebietes von Sibirien bis nach Europa, der andere durch die Ver-
lagerung des Azorenhochs nach Mitteleuropa, In diesem Falle liegt bei den
Azoren und in Westsibirien tiefer Druck (s, Hann-Süring, S. 638). Bei großen
Amplituden über Nordasien ist das winterliche Fallgebiet der halbjährigen Druck-
welle dort stärker ausgebildet und das thermische Hochdruckgebiet schwächer
entwickelt. Die Einwirkung des letzteren auf die winterliche Luftdrucklage in
Europa ist dann geringer. Sind dagegen die Amplituden klein, so ist das nord-
asiatische. Hoch kräftiger und eine Verlagerung nach Westen leichter möglich,
so daß ein kalter Winter vom Typus A zustande kommen kann (vgl, a. Meinardus,
Met, Z. 1898, Isobarenkarte!). Bestätigt wird diese Ansicht noch durch einen