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Full text: 64, 1936

Kleinere Mitteilungen, 
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Vergleichshalber seien auch die Durchgangszeiten von 17 Warmfronten in 
Bermuda 1935 hinzugesetzt: 
O1, 215, 40%, 580, 530, 550, 9%, 10%, 10%, 13%, 14%, 143, 17%, 19%, 2010, 2200 220, 
Erst die Untersuchung längerer Zeiträume und benachbarter Stationen. wird 
zeigen können, was es mit den „Frontenstunden“ auf. sich hat. 
Martin Rodewald, Hamburg. 
5, Klimatographische Witterungsschilderung. Nr. 77: Paraguay. — Aus 
der Sammlung des überseeischen. meteorologischen. Dienstes der Deutschen Seewarte, — 
Witterungsverlauf am Ende der Trockenzeit in Schönbrunn (Kolonie 
Fernheim]!%). Beobachtungszeit: 2, bis 5. September 1935, 
2, September, Tiefrot, fast glanzlos schiebt sieh die matte Sonnenscheibe 
hinter dem verschleierten Horizont hervor. Die gestrige drückende Abend- 
schwüle war um Mitternacht plötzlich verschwunden, und eine sternklare Tropen- 
nacht hatte bis an den hellen Morgen. eine erquickende Frische durch Türen 
und Fenster gehaucht. Nun zittern die ersten Strahlen der Morgensonne über 
Lagune, Kamp und Krüppelwald, und schon. ersteht wieder bei einer Temperatur 
von 25° jenes erschlaffende Gefühl des gestrigen, vorgestrigen Tages, vieler 
Tage wa 
5 Wie Grabesruhe lagert es über den Hütten des Dorfes, den struppigen 
Kronen der Wälder, Kaum merkbar atmet der Morgen, Schon seit Wochen ist 
gein Tau mehr gefallen. Die letzten Wasserlachen im Waldesdunkel sind aus- 
getrocknet. Die Waldvögel umschwärmen lechzend den Brunnen auf der Straße, 
Selbst das größere Wild drängt näher heran an die Wohnungen des Menschen: 
Kürzlich. überraschte man. morgens einen schlafenden Jaguar in der Küche 
eines. Bauern, , 
Tagelang hat sich das Wetter schon so gehalten, Wolkenlos, trostlos spannt 
der fahle Himmel seinen weiten Bogen über das schmutzige (Grün des winter« 
läichen. Gran Chako, Nur vom Grunde aus reckt sich rings am Horizont ein 
blaugrauer Dunstschleier von etwa 45° Höhe in die Weiten des Himmels hinein, 
Dort lichtet sich das trübe Grau etwas, tönt in ein gelbes Fahl hinüber und 
schwärmt dann in tausend kaum sichtbaren Silberfäden über den Zenit hinweg, 
Stundenlang träumt so das Himmelsgewölbe in starrer unheimlicher Ruhe hin, 
Gegen 7b erzittern plötzlich die herbstlich rot gefärbten Blätter der riesigen 
Arrandei?) unter dem leisen Hauch eines kaum merklichen NE, der jedoch bald 
durch einen kräftigeren Wind aus N abgelöst wird. Nach einer Viertelstunde 
dreht er wieder nach NE, wechselt noch ein paarmal die Richtung und stößt 
dann plötzlich heftig aus NNE, seiner endgültigen Richtung, über den Kamp hin. 
Die Kraft des Windes wächst nun zusehends. Gegen 8% peitscht er bereits 
mit Stärke 6 den losen Sand der Landstraße; um 9%. beginnt sich die Luft von 
den. Staubmassen, die sich in das häßliche Grau des Himmels mischen, zu ver- 
Färben, Um 10% rast ein stürmischer Wind über die Buschwälder dahin. Mit 
unwiderstehlicher Gewalt reißt er die lockere Krume des Ackerbodens hoch, 
und bald steigen riesige Staubwolken empor. Wie im ärgsten Schneetreiben 
jagen Sand und Staub über den Kamp, verschleiern die Aussicht, häufen leicht 
gekräuselte Dünen an. Der Wind peitscht das feste Erdreich wellig aus und 
feilt um die Zaunpfähle tiefe Rinnen, Ein feiner gelblicher Flor bedeckt bald alles; 
die Gegenstände im Zimmer, die Haare, Kleider, das Gesicht. Die Sonne scheint 
matt durch. den fahlgelben Staubschleier, der nach und nach den ganzen Himmel 
überzogen hat. Die Hitze wird immer drückender, der Staub immer lästiger. € 34°. 
Läßt der Wind etwas nach, scheint für Minuten die Sonne klar am Himmel, 
Gelb und kahl liegt der Kamp da, aus der Ferne schimmert der graugrüne Saum 
des Waldes, Doch schon beim nächsten Windstoß hüllt sich die Sonne wieder 
in ihren unheimlichen Schleier. Der Sturm tobt ärger denn zuvor. Mit Stärke 9 
1) Wegen. der Lage der Siedlung Schönbrunn und weiterer lim ogr. Wittrgsschldrg. des 
Verf: 8. Ans, d. Hydr. usw. 1935, S. 321. — % Nach Mitteilung voa Herrn Prof, Dr. H, Winkler- 
Hamburg handelt es sich vermutlich um den im Chaco verbreiteten Baum Astronium balansac Engl. 
aus der Familie der Anacardiaceen, volkstümlicher Name „„Urunday“ ist. Semmelhack;
	        
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