148 Annalen der Hydrographie und Maritimen. MLeteorologie, Oktober 1936,
Die synoptische. Lage am Hageltage ist wie folgt: Am Morgen liegt ein
Hoch von 1020 mb über der Ukraine, einen Keil von 1010 mb nach Südnorwegen
erstreckend, Ein Tief won 990 mb liegt über der Irischen See, einen Ausläufer
von 1005 mb bis zur Doggerbank erstreckerad, Die erste Kaltfront dieses
langsam. nordwärts ziehenden Tiefs schwenkt um 8% über die Wesermündung
(Gewitter in Bremen, W’haven; Flugzeugaufstieg: Norderney ab 3800 m Schnee-
fall), Von der Deutschen Bucht nach Südfrankreich verlaufend, ist die Front
weiter im Binnenlande aber zunächst kaum ausgeprägt und wenig wetter-
irksam,
WE Im Laufe des Tages bildet sich dann im Druckfelde ein typischer „Gewitter-
sack“ von der westlichen Ostsee bis Südfrankreich, Da die Höhenströmung über
Westdeutschland aus SW bis SSW kommt und da am Boden die westeuropäische
Kaltluftströmung von Nordfrankreich aus nach Osten. stark divergiert, bestehen
aber zunächst nur schwache Temperaturunterschiede (am Boden und in der Höhe)
zwischen den beiden Seiten des Tiefausläufers, So meldete Hannover um 14h
4 80° bei W 3, Magdeburg + 33° bei SW 4.
Das Hagelgewitter, das sich etwa zwei Stunden später südöstlich Hannover
entwickelt, erscheint also nur in geringem Maße frontbedingt, Eine scharfe
Front hat sich erst am Abend nordwestlich der Alpen ausgebildet; von dort
zieht dann ein verstärktes Teiltief rasch nach. Nordnordost, in dessen Gefolge
nachts der eigentliche Kaltlufteinbruch nach Deutschland mit durchgreifender
Abkühlung und erheblichen Niederschlägen erfolgt. N
Wenn sich auch nach 14% durch den stärkeren Luftdruckfall im Süden, die
Bodenströmungskonvergenz vor der Hagelwetterbildung vielleicht noch etwas
verstärkte und wenn weiter auch. eine
geringe advektive Abkühlung in der
Höhe erfolgte (vgl. den Hamburger
Abend-Flugzeugaufstieg vom 18, im Tägl.
Wetterbericht), sö hatte das Gewitter
Joch mehr den Charakter eines Wärme-
gewitters, ;
Die nebenstehende Abbildung gibt
die Isothermen in Höhe der 600 mb-
Fläche (etwa 41 )m) über Deutschland
am 18. Juli nachmittags (nach den Abend-
Flugzeugaufstiegen, unter Zuhilfenahme
ler Morgenaufstiege, wo erste nicht vor-
liegend) wieder; dazu die Linien gleicher
Maximaltemperatur unten (nach den
Stationen des synoptischen Netzes), Man
sieht, wie das (durch den dieckeren
Strich am 10, Meridian markierte) Hagel-
unwetter in das weitere thermische Feld eingeordnet ist: Es liegt dort, wo das
größte Hitzegebiet der Norddeutschen Tiefebene nördlich des Berglandes nach
Westen. — und damit unter etwas tiefere Höhentemperaturen — auskeilt, wo
demnach, von örtlich beisteuernden Faktoren abgesehen, eine besondere Tendenz
für Hochquellen infolge Labilisierung entstehen konnte. Martin Rodewald.
4. Wetterskizzen. Nr. 12: Neuer Hinweis auf die Frontenstunden!), In
einer unlängst erschienenen, für die Frage der täglichen Niederschlagsschwan-
kung bedeutsamen Arbeit von A, H. R, Goldie®) findet sich für die Inselstation
Tiree vor der Westküste Schottlands (g= 56° 32’N, 14=6°55W) auch eine
Tabelle der tageszeitlichen. Verteilung der Frontpassagen?), Sie sei hier, unter
Hervorhebung der Maxima und Minima von Durchgängen, als Tabelle 1 wieder-
gegeben.
2) Vgl. Ann, d, Hydr. 1936, S, 314-317, aA H: R. Goldier: Rainfall at Frosteof Depressions,
Met, Öff, Geophys, Memoirs Nr, 69, London. 1936, — 4 a, a, 0., Tabelle LV, 8.8.