Blüthzen, J.z Schnee-Kis,
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wassergrauen Masse abheben, Infolge Überspülung hat sich auf den ursprüng-
lichen Eisschollen ebenfalls eine graue Breischicht gebildet, die das darunter
befindliche klare Frosteis als solches nicht erkennen 1äßt,
Beim Tauprozeß wird das aus Schneemasse entstandene Eis am ersten zer-
stört, da es sehr porös ist und sowohl Wasser wie Luft leicht eindringen läßt
wenn die Temperaturen ansteigen. .
Daß Schnee-Eis tatsächlich als klar zu unterscheidender Vereisungsfaktor
zu werten ist, geht aus verschiedenen Beobachtungen hervor, die man nicht nur
hier an den heimischen Gewässern machen kann, sondern die auch von offizieller
Seite bereits gemacht worden sind. Ich denke dabei an die finnischen Eis-
beobachtungen, im denen sich wiederholt Bemerkungen über die Beteiligung des
Schneefalles bei der Eisbildung finden, ohne daß‘ jedoch jemals eine klare
Definition derartiger Phänomene vorgenommen worden ist. Aus eigenen Unter-
suchungen. über die Eisverhältnisse des Bottnischen Meerbusens (Archiv d. See-
warte 55, 3 und Zeitschr. d. Ges. f. Erdk, Berlin 1936, 3/4) geht hervor, daß die
Beteiligung solchen Schnee-Eises bei der Vereisung namentlich der offenen See
besonders beachtet werden muß. Man wird auch diesen Gesichtspunkt in Zukunft
bei der Untersuchung aller arktischen. Vereisungserscheinungen unbedingt stärker
betonen müssen, als es bisher geschehen ist. Es ergeben sich aus dieser Betrachtung
jerner Rückschlüsse über Beziehungen zwischen Eisverhältnissen und Klima,
denn nicht nur die Frostsumme, sondern mindestens ebenso auch die Zahl der
Tage mit Schneefall ist ausschlaggebend für das Zustandekommen einer Eisdecke,
Kleinere Mitteilungen.
_ ı. Ortsbestimmung aus Azimutdiferenzen von Gestirnen und die Stand-
linie gleicher Azimutdiferenz.
Inhaltsübersicht: 1. Vorzüge der Azimutdifferenz; die Methode der Rechnung. — 2, Beispiel;
wahrer Ort, Konstruktion der Standlinie gleicher Azimutdifferenz, — 3, Günstigste Bedingungen der
Aufgabe und ihr terrestrisches Analogon, — 4. Anmerkungen zu zwei früheren Aufsätzen über ein
verwandies Thema; historische Notiz
}. Die Entwicklung der Navigation in der Luft und zur See läßt mehr und
mehr die Orientierung durch Azimute in den Vordergrund freten, mag es sich
um Gestirne oder Funkfeuer handeln. Bei der großen Geschwindigkeit erscheint
ferner eine Rechengenauigkeit von 0.1° als zureichend, oder besser, sie zwingt
sich durch die äußeren Verhältnisse auf. Gerade der Nullpunkt der Azimut-
zählung, die Meridianrichtung, gibt nun den Hauptanlaß zu systematischer Un-
sicherheit, herrührend von Deklinationen und Deviationen magnetischen und
dynamischen Ursprungs bei Magnet- und Kreiselkompassen. und Funkpeilern in
Wasser- und Luftfahrzeugen, Azimutdifferenzen sind von dieser Fehlerquelle
frei. Es sei daher — trotz der Trivialität des Ganzen — eine Methode der
Ortung aus Azimutdifferenzen wiedergegeben, die ähnlich verläuft, wie andere
in Nautik und Astronomie gebräuchliche indirekte Verfahren,
An dem angenommenen Schiffsort g@, 2 (Länge nach West positiv gerechnet)
beobachtet man 3 Sterne in den azimutalen Peilungen a4, a,, 8, (@& demnach keine
Azimute; vom Nordpunkt über 0,5 W gezählt). Gemessene. Azimutdifferenzen
Op = 88, UNd dp = By — Bi
Daraus den wahren Schiffsort zu bestimmen,
Für den. gegißten Ort w, 4 berechnen wir mit der Greenwichzeit der drei
Einstellungen die Azimute, und bilden damit die berechneten Azimutdifferenzen
x und &;. Die Azimute ergeben sich am leichtesten nach einer Formel, die die
Taf, 24 in den „Taf, u. Form. aus Astron, u, Geod.“ von €. Wirtz (Berlin 1918,
J. Springer) rechenflüchtig gestaltet. Es wäre vielleicht nützlich, jene Tafel
auf vier Stellen auszudehnen — sie nähme nicht mehr als 14 Druckseiten kleineren
Tafelformats ein —; aber auch mit ihren drei Stellen liefert sie das Azimut immer
auf unterhalb 0.1° genau, Vier Stellen bringen schon eine Mindestschärfe von
nahe 0.006°= 20” zuwege, hinreichend für kleine Universale mit festem Stand.