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Full text: 64, 1936

Maurer, H.: Über Winkeltreue in Kartenentwürfen, 
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Breitenkreisbilder keine Hyperbeln, sondern Ellipsen; und davon, daß die 
Hyperbein und Ellipsen. dieses Kartennetzes konfokal sind, wußte Littrow auch 
nichts, der sich überhaupt um diesen von ihm nur flüchtig berührten, aber nun 
nach ihm benannten Entwurf überhaupt nicht gekümmert hat. Captain Weir 
hat 1890 (nicht 1893, wie Wedemeyer angibt) bei J. D, Potter in London sein 
Azimut-Diagramm herausgegeben, dessen Netz dasselbe ist, wie man es nach 
Littrows Gleichungen erhält, Weir wird Littrows Chorographie wohl sicher 
nicht gekannt und auch nie daran gedacht haben, daß das Kurvennetz seines 
Rechenknechtes zur Auflösung nautischer Azimutrechnungen auch als Karten- 
projektion. gelten könne, von. deren Winkeltreue er auch nichts wußte. Die Ab- 
Jesungen im seinem Diagramm sollen mit dem Parallellineal und einem festen 
Teilkreis ausgeführt werden zu dem Zweck, jeweils eine bestimmte Aufgabe im 
nautisch-astronomischen Dreieck (Pol-—Ort- Ziel oder Pol—Zenit—Stern) auf- 
zulösen. An die Gesamtheit der Punkte auf der Erde zu denken, von denen 
Aus ein bestimmter Punkt in demselben Azimut erscheint, hatte Weir bei der 
Konstruktion und Verwendung seines Rechenknechtes kaum Anlaß; und es ist 
äußerst unwahrscheinlich, daß er jemals daran gedacht hat, daß die co? Geraden, 
die man in seinem Diagramm längs des aufgelegten Parallellineals ziehen könnte, 
Bilder von Kugelkurven. seien, deren jede alle Punkte verbindet, von denen aus 
jeweils ein Punkt auf stets demselben bevorzugten Meridian in gleichbleibendem 
Azimut liegt. 
Ich meinesteils habe 1905 das Weirsche Azimutdiagramm nicht gekannt, 
habe es neu erfunden, gezeigt, daß sein Netz als eine Kartenprojektion auf- 
gefaßt werden kann und deren Winkeltreue bewiesen, Vor der Veröffentlichung 
konnte ich noch geststellen, daß Littrow die Abbildungsgleichungen dieses Ent- 
wurfs richtig angegeben aber falsch gedeutet hatte. Nach der Veröffentlichung 
wurde. ich von mehreren Nautikern au£ das Weirsche Diagramm aufmerksam 
gemacht (Ann, d. Hydr. 1905, S, 125 und S, 8328). In dieser Arbeit habe ich 
ferner in folgenden Worten deutlich. ausgesprochen, von welchen. Kurven auf der 
Kugel die Geraden dieser Karte die Bilder sind, „Die Punkte (g, 2; 9#== Breite, 
A == Längenunterschied gegen den Mittelmeridian) einer solchen Kurve entsprechen 
der Gesamtheit derjenigen Orte auf der Erde, in denen die größten Kreise, die 
sie mit dem Punkt von der Breite d auf dem Mittelmeridian verbinden, stets 
den gleichen. Kurswinkel A mit dem Meridian machen. Oder, astronomisch 
gesprochen, wobei wir ‚die Stundenwinkel 4 als Längenunterschiede gegen den 
Meridian, in dem der Stern steht, auffassen: Eine solche Gerade verbindet alle 
die Orte (g, A), von denen aus gleichzeitig ein Stern von der Deklination ö 
in. demselben Azimut A gesehen wird, Die Gleichung der einer solchen Ge- 
raden entsprechenden Kurve auf der Kugel, ausgedrückt in den Variablen 
P == Breite, 21 = Längenunterschied vom Mittelmeridian ist die Funktional- 
beziehung cot A == sin g cot 4 — cos g cosee A tg d, wenn wir darin A und 6 als 
Konstanten. auffassen“, 
Man sieht, dies ist die vollbewußte klare Definition der Azimütgleichen, 
nur ohne daß ein besonderer Name für diese Kurven vorgeschlagen wird. Im 
Jahr 1905 habe ich also den Begriff der Kurven, die später Azimutgleichen 
genannt wurden, bewußt und klar aufgestellt und gezeigt, daß in dem Karten- 
entwurf mit den Abbildungsgleichungen Littrows alle Geraden der Kartenebene 
Bilder solcher Kugelkurven sind. 
Wedemeyer macht mir (S. 34) einen besonderen Vorwurf, daß ich, ein 
Admiralitätsrat, in der obigen Gleichung das Azimut astronomisch vom Mittags- 
punkt aus und nicht nautisch von Nord aus gerechnet habe. Nun, ich wußte 
1905 noch nicht, daß ich fünf Jahre später Admiralitätsrat werden würde, und 
glaubte auch, bei Aufgaben, die nach dem obigen Textauszug ebensogut astro- 
nomisch wie nautisch sein konnten, die astronomische Ausdrucksweise verwenden 
zu dürfen, 
Natürlich ist die. Winkeltreue einer Abbildung, die durch die Abbildungs- 
gleichungen y==sin 1se0 g; x = tg #:0c0s A bestimmt wird, nicht selbstyerständlich,
	        
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