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Full text: 64, 1936

114 Annalen der Hydrographie und. Maritimen. Meteorologie, September 1936, 
Temperaturänderungen von 15 bis 16° an der südwestlichen Hudsonbay in. der 
ersten Septemberwoche), 
Das Tief von 740 mm, das am 5, September {vgl. die Abbildung) über der 
Davisstraße liegt, ist am 3. mit 755 mm von der westlichen Hudsonbay aus- 
gegangen und hat sich, Nordlabrador am 4. September überschreitend, vor der 
erwähnten kanadischen Frontalzone so stark vertieft, Der Südzipfel seines 
Druckfallgebiets leitet die Vertiefung unseres 760 mm-Tiefs ein. Vom 3. auf den 
4. September ist der Luftdruck über Neuschottland um etwa 3 mm, über dem 
St. Lorenzgolf um etwa 6 mm, über Südlabrador um etwa 10 mm gefallen, Das 
südliche Tief selbst, am 3. und 4. September mit dem Zentrum nahe 40° N-Br., 
50° W-Lg. gelegen, weist in dieser Zeit noch keine Verstärkung, eher leichte 
Abschwächung auf. . 
Vom 4. auf den 5, September ist dann der Südzipfel des Labrador-Druckfall- 
gebiets in das westatlantische Tief hineingegangen; seine — des Druckfall- 
gebiets — Vorderseite hat (durch die Südwindkomponente) zu der oben erwähnten 
Frontaufbiegung dieses Tiefs beigetragen, | 
Zagleich aber hat sich in diesen 24 Stunden der südlichste Teil des Druck- 
wellentals schon erheblich vertieft; bildet man die 24stündigen Druckänderungen, 
so erscheint am 5. September ein Fallgebiet von 10 bis 12 mm südöstlich Neu- 
fundland, das mit dem Fallgebiet über dem Labradormeer nur noch lose 
zusammenhängt. Bis zum nächsten Tag (6. Sept.) hat sich diese ziemlich tn- 
vermittelte „Aktionsverschiebung“ aus der Breite Südgrönlands nach der 45er Breite 
dann vollendet. Während sich das Tief westlich Grönland um etwa 10 mm auf- 
gefüllt hat, hat sich das südliche Tief um ebensoviel vertieft und der Luftdruck 
ist maximal bei 45° N-Bri, 30° W-Le. um 20 bis 23 mm in 24 Stunden gefallen. 
Wie wirken num die beiden Punkte: Kaltluftadrektion über die Azoren 
hinaus und Wanderung eines Druckwellentales über Labrador hinweg, 
samt ihren Begleiterscheinungen, an der Bildung des neuen Druckfallgebiets? 
Man könnte zunächst meinen, daß auf der Rückseite des nordwestlichen 
Druckfallgebiets eine Advektion frischer Polarluft über Labrador und Neuschott- 
land südostwärts erfolgt, daß diese Kaltluft in das Strömungssystem des Tiefs 
südlich Neufundland gerät und es durch Verschärfung der thermischen Gegen- 
sätze Tropikluft—Polarluft regeneriert, 
Aber diese Vorstellung findet keine Stütze in den Beobachtungen. Die Ver- 
stärkung‘ des 760 mm-Tiefs hat bereits vom 4. auf den 5, September eingesetzt; 
noch am 5, September aber liegen die Temperaturen über Südostkanada und dem 
Gebiet um Neuschottland—Neufundland durchweg höher als am Vortage, und 
lediglich an der Belle Isle-Straße ist seit dem Vortage Temperaturrückgang — 
aber auch nur um 1° — zu verzeichnen, ‚Es befindet sich demnach auch am 
5, morgens noch keine kältere Luft in dem Bereich um Neuschottland—Süd- 
neufundland, geschweige denn unmittelbar hinter der Kaltfront des südöstlich 
Neufundland gelegenen Teiltiefs, 
Der Verlauf der Isobaren (755 und 760 mm} vom Südosten Neufundlands 
nach Labrador am 5. September morgens ist ja auch erst frisch hergestellt; die 
neue Kaltluftmasse umschließt jetzt etwa das in der Abbildung durch eine Front 
umgrenzte Gebiet Labradors und seiner Nachbarschaft, 
Allerdings kann es bei der Lage am 5. September nicht mehr lange dauern, 
bis die Labrador-Kaltluft über die Gewässer bei Neufundland hinweg an den 
Warmsektor des südlichen Teiltiefs gerät. Dann läuft die Kaltfront des nord- 
westlichen. Tiefs in die des südlichen Teiltiefs hinein, und es bildet sich an der 
Spitze seines Warmsekfors ein Dreimasseneck*), wie in der Abbildung angedeutet, 
£ine solche Anordnung von drei verschieden temperierten Massen 
bedeutet, da die Höhenströmung sich dem Frontenverlauf anschmiegt, 
daß über der mitteltemperierten der drei Massen vor dem Drei- 
mäasseneck eine ausgesprochene Divergenz der Höhenströmung zu- 
standekommt („exogene“ Deltabildung?®) durch Hinzutreten einer Fremdfront), 
1 Vgl. Martin Rodewald, Die Entstehungsbedingungen der iropisehen Orkene, Meteorol, 
Zeitschr. 1936, Heft 6, 38. 197 £f. — 2} Ann, d. Hydr. 1936, S, 268,
	        
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