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Full text: 64, 1936

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Annalen der Hydrographie und Maritinen Meteorologie, September 1936, 
Daß sich die Zunahme der Zirkulation gerade in einer Verstärkung sämt- 
licher Aktionszentren der Nordhalbkugel äußert, ist ein eindeutiger Be- 
weis dafür, daß sich nicht etwa nur die Form der Zirkulation, etwa in einem 
Übergang eines hauptsächlich meridionalen. Austausches zu einer mehr zonalen 
Strömung, geändert hat, sondern daß sich ta£sächlich die gesamte Strömungs- 
energie vergrößert hat. a | 
Es bleibt nun noch übrig, einige Werte über die Periode der Zirkulations- 
schwankungen zu Zußern, soweit unsere Untersuchung zur Lösung dieses Problems 
beitragen kann, 
13. Über die Periode der Zirkulationsschwankungen. []Fig, 1%, Tafel 631, 
Was die Periode der hier untersuchten Schwankungen der Größe der Zir- 
kulation betrifft, so deutet die ständige Zunahme der Druckdifferenz zwischen 
den Roßbreiten und der subpolaren Tiefdruckrinme schon seit der zweiten Hälfte 
des vorigen Jahrhunderts darauf hin, daß es sich um eine säkulare Schwankung 
handeln muß. Perioden von 16jähriger oder 35jähriger Dauer scheiden. von 
vornherein aus, und für den Nachweis einer länger dauernden Schwankung fehlt 
das Beobachtungsmaterial, 
Wenn man das Problem der Miülderung der Winter in Europa behandelt, so 
wird. man von selbst zu der Anschauung geführt, daB es sich auch dabei — 
was bereits Kincer®) für wiele Orte der Erde nachgewiesen hat — um eine 
Periode von säkularem Ausmaß handeln muß, die natürlich von zahlreichen Schwan- 
kungen kürzerer Dauer überlagert wird. Unsere letzte Fig, 13 stellt zum Beweis 
die mittlere Januartemperatur von Berlin seit 1771, immer je 20 Jahre zusammen- 
yefaßt, dar. Der fast ununterbrochene Anstieg ist unverkennbar, und eine 
Temperaturerhöhung von. beinahe 4°, wie sie Innerhalb eines Jahrhunderts ein- 
getreten ist, kann nicht mit der zunehmenden. Bebauung erklärt werden. Über- 
dies zeigen ja auch unsere Temperaturänderungskarten (Fig. 1 und 2), daß die 
Temperatarerhöhung zu Berlin nur wenig aus dem allgemeinen. Rahmen. heraus- 
fällt und nur etwa *%/ bis höchstens */,° auf den zunehmenden Stadteinfluß 
gesetzt werden kanu: So zeigt Fig. 2, daß die Erwärmung zu Berlin mit + 1.1° 
im Winter zwar höher ist als die der benachbarten Stationen (Warschau -+ 0.2, 
Frankfurt =) 0.8), es ist aber dabei zu berücksichtigen, daß sich. gerade das 
langjährige Temperaturmittel von Berlin bereits auf den Zeitraum seit 1769 
bezieht, während der Berechnung‘ der Temperaturänderung von Potsdam, die 
gegen Berlin. am meisten. abweicht, nur die kurze Reihe seit 1893 zugrunde liegt, 
Man kann daher wohl die Schlußfolgerung als gesichert ansehen, daß die 
Erhöhung der maritimen Komponente im europäischen Klima ein 
Faktor ist, der sich mindestens seit einem Jahrhundert, mit großer Wahr- 
scheinlichkeit aber sehon. wesentlich länger bemerkbar macht, und wegen des 
engen. Zusammenhanges der Kontinentalität mit der Größe der atmosphärischen 
Zirkulation. wird man daher auch zu der Schlußfolgerung gezwungen, daß der 
Änstieg der Zirkulation sehon mindestens ein Jahrhundert lang a%- 
hält, worauf eben auch die ständige Zunahme der Druckdifferenz zwischen 
Roßbreiten und der subpolaren Tiefdruckrinne hindeutet, die wir im Abschnitt 12 
besprochen haben. 
Wir wollen nun zum Schluß noch unser Augenmerk auf eine oflfenbare 
meridionale Verschiebung der Zentren unserer ÄAnomaliegebiete lenken, die für 
die weitere Behandlung des Problems von großer Bedeutung sein kann, WVer- 
gleicht man nämlich die Lage des Gebiets negativer Anomalie bei Wagner mit 
unserem Ergebnis, so tritt dessen nordwärts gerichtete Verlagerung vom 
Nordatlantischen Ozean zur Westküste Grönlands sofort zutage, Am Schluß 
des 11. Kapitels wurde bereits an Hand der Tabelle 2 erwähnt, daß man diese 
polwärts gerichtete Verschiebung der Zone stärkster Druckabnahme, insbesondere 
im Winter, auch schon bei einem Vergleich der Perioden 1850 bis 1900 und 
1881. bis 1920 beobachtet, und die Temperaturänderungen. sprechen im gleichen 
#7 J, B. Kincer, Is our climate changing? ‚A study of long-time temperature trends, Monthly 
Wescher Review 61, 5, 251 (1932. .
	        
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