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Full text: 64, 1936

Scherhag, BR: Die Zunahme der atmosphärischen Zirkulation An den letzten 25 Jahren. 899 
warm war, Ein schmaler Streifen, wo die Temperatur gesunken ist, fällt im 
allgemeinen mit dem Rossbreitengürtel zusammen. und scheint nur auf dem Nord- 
atlantischen. Ozean. höhere Breiten zu erreichen, was allerdings durch direkte 
Beobachtungen nicht eindeutig bewiesen werden kann, denn selbst von den 
Azoren weist Ponta Delgada eine positive Abweichung und nur Horta eine 
negative Anomalie auf, die aber auf Bermuda etwa von gleicher Größenordnung 
ist. Durch größere negative Abweichung zeichnet sich die an der südlichen 
Begrenzung der Hudson Bay gelegene Station Moose ‚Factory aus, deren Tem- 
peraturreihe bereits 1890 beginnt. Die an der Mündung des St, Lorenzstromes 
gelegenen Stationen. Father Point und Soutkwest Poing scheinen. die Temperatur- 
erniedrigung über Labrador zu bestätigen. | 
im übrigen weisen sämtliche Stationen nördlich vom 55. Breiten- 
grad Erwärmung auf, die mit Annäherung an den Pol immer mehr zunimmt 
und ihren Maximalbetrag an den Stationen. Jecobsheun und Upernivik an der 
grönländischen Westküste mit => 20° erreicht. Der noch höhere Wert von 
Spitzbergen ist demgegenüber nicht vom gleicher Bedeutung, da die dortige 
Temperaturreihe erst 1912 beginnt und sich also das „langjährige Mittel“ nur 
auf den Zeitraum von 1912 bis 1920 bezieht. ; 
Die Linien gleicher Temperaturzunahme ordnen sieh ringförmig um den 
Pol an, nach Süden reicht das Erwärmungsgebiet bis zum Golf von. Mexiko, 
bis nach Mittelsibirien, umfaßt den größten. Teil Europas und ebenfalls das ge- 
samte Mittelmeergebiet sowie Nordafrika, Wir werden später noch die Tem- 
peraturänderung auf der ganzen Erde kurz streifen. und diese mit den Ergeb« 
nissen von A, Wagner®) über die Zirkulationsänderung im Zeitraum 1911 bis 
1920 gegenüber der Periode 18386 bis 1895 vergleichen, wollen uns aber zunächst 
auf die Nordhalbkugel beschränken und untersuchen, ob die Temperaturerhöhung 
mehr eine Erscheinung des Sommers ist oder aber in erster Linie die Winter- 
monate betrifft. 
3, Die Erhöhung der Wintertemperatur auf der Nordhalbkugel im Jahrzehnt 
1921 bis 1930, 
Fig. 2 zeigt die Temperaturänderung während der Wintermonate November 
bis. März allein. Das Bild ähnelt in großen Zügen den im Jahresmittel. ein- 
getretenen Änderungen, die Temperaturerhöhung in den polaren Ge- 
bieten ist aber noch wesentlich deutlicher ausgeprägt. Nur über einem 
schmalen. Streifen. von. Labrador zeigt sich noch eine ganz geringfügige Ab- 
kühlung;, nördlich des 60. Breitengrades überschreitet die Temperatur- 
erhöhung allgemein 1° und. erreicht an der Westküste Grönlands 2 bis 3°, 
in Spitzbergen sogar noch mehr, Die Gebiete mit. Temperaturabnahme treten 
völlig‘ zurück. und beschränken sich. auf das mit(lere Asien, den Westteil des 
Mittelmeers, den Aflantischen Özean zwischen den Azoren und Bermuda und 
einen schmalen Gebietsstreifen. längs des WFelsengebirges, Der Betrag der Er- 
wärmung ist in der gemäßigten und besonders in der arktischen Zone geradezu 
verblüffend, und die große räumliche Ausdehnung dieses Änomaliegebietes weist 
darauf hin, daß die Ursache nur in einer Änderung der gesamten Zirkulation 
gesucht werden kann, der wir uns deshalb jetzt zuwenden wollen, 
4. Die mittlere Luftdruckverteilung auf der Nordhalbkugel im Jahr, Winter und 
Januar im Jahrzehnt 1921 bis 1930, 
Um die Änderung der Zirkulation Hickenlos zu beireisen, sind In den Fig. 3 bis 5 (Tafel 59/60) auch 
die Mittelkarten der Luftdruckrerteilung über der Nordhemisphäre Tür das Jahr, Winter (November bis 
März) und Japıar reproduziert; die auf das Meegrespivean reduzierten. Druckwerte der Landstationen 
and die für zahlreiche Punkte auf den Özeanen berechneten mittleren Luftdreckwerte konnten direkt 
dem 2, Band der „World Weather Recorde*?) entnommen werden. Die Zeichnung der Isobaren war 
überall einwandfrei möglich, Jediglich über dem Raum zwischen Alaska und Nordsibirien sowie über 
Mittelasien und Nordafrika bestehen große Lücken im Stationsnetz, die für die Führung der Linien 
gleichen Larftdrucks einige Freibeit gewähren, 
5) A. Wagner, Untersuchungen der Schwaokungen der allgemeinen. Zirkulation. Geoprafiska 
Apnaler IX, 8.33 (1920). Derselbe, Nexere Untersuchungen über die Schwankungen der allgemeinen 
Zirkulation. Met, Zeitschr. 1929, 8. 483 — 7) Teil IL: Luftdruck über den Ozeanen der Nord- 
hemisphäre und rveduzlerte Druckwerte an. auspewählten Landstationen, 10921 bis 1930.
	        
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