Jensen, Chr. Probleme der atmosphärischen Polarisationsforschung. 369
Trübungsschichten. dringend erwünscht, und es ist sehr bedauerlich und schwer
verständlich, wenn solche heute vielfach nur zur Verfolgung der gewöhnlichen
meteorologischen. Elemente ausgenutzt werden,
Bekanntlich spricht man seit längerer Zeit öfter von. einer Sonnenfinsternis-
meteorologie, Es ist klar, daß man eventuell auch eine Abhängigkeit der Polari-
sationserscheimungen von den durch Abkühlung infolge der Verfinsterung ver-
änderten. meteorologischen Verhältnissen (Entstehung von Kondensationsprodukten
des Wasserdampfes usw.) erwarten kann. Es gibt schon eine Reihe von Be-
stimmungen. der P-Größe z. Z. einer ©)-Finsternis, Die Ergebnisse sind sehr
verschieden ausgefallen!), Hier soll nur zu bedenken gegeben werden, daß
außer der erwähnten Änderung der meteorologischen Verhältnisse auch die mit
der Verfinsterung zusammenhängenden Änderungen der geometrisch-optischen
Verhältnisse (Verhältnis von Himmels- zur C)-Strahlung) in Frage kommen.
Auch die Beziehungen. der verschiedenen Polarisationserscheinungen zuein-
ander?) bedürfen. noch weitgehendster Klärung; ebenso weiß man noch herzlich
wenig über ihre Abhängigkeit von den bekannteren meteorologischen Elementen,
ihre Beziehung zu den. Dämmerungsphänomenen. usw.%), Es gibt, wie man. sieht,
auf diesem Gebiet noch eine Fülle von Problemen, Da aber hier nur das Aller-
wichtigste herrorgehoben werden kann, sei zum Schluß nur noch auf einige hin-
gewiesen, die gewiß die Leser dieser Zeitschrift besonders interessieren dürften*),
Wie vom Verf. gezeigt wurde, ändert sich jedenfalls der besonders leicht zu ver-
folgende Gang des A-Punktes merklich, wenn man von Landbeobachtungen zu
solchen. an. der See bzw. auf See übergeht, Nachdem Jensen zeigen konnte, daß
die tiefe Lage des A-Punktes bei positiven ©@-Höhen offenbar charakteristisch
für alle Beobachtungen an. der See bzw. auf See ist, ebenso wie die Verlagerung
des sekundären Maximums nach geringeren positiven C)-Höhen, standen die
Brewsterschen diesbezüglichen Ergebnisse nicht mehr als Sonderfall da, Weiter
wurde durch Jensen eine prinzipielle Gegensätzlichkeit im Sinne der Verschiebung
des sekundären Maximums in Abhängigkeit vom atmosphärischen. Reinheitsgrad
zu. der für die Landwerte konstatierten Tendenz jedenfalls sehr wahrscheinlich
gemacht, Wenn auch die verhältnismäßig niedrigen Abstände bei positiven
5-Höhen vielleicht im Sinne einer Wirkung der Reflexion des Lichtes an der
Wasseroberfläche (s. schon Busch und Jensen, Tatsachen. und. Theorien usw.!)
zu. deuten sind, so gedacht, daß positiv polarisiertes Licht in diejenigen Luft-
schichten gesandt wird, in denen der A-Punkt zu beobachten ist, so steht doch
die Erklärung für die verhältnismäßig frühe Umkehr noch dahin. Ebenso müßte
-— in der Nähe der Küste — bestimmt werden, wieweit der Einfluß der Wasser-
Mäche reicht. Kine weitere Untersuchung gilt der Frage, ob und wieweit der
von Brewster an der See entdeckte und. neuerdings von mir auf der Helgo-
änder Düne sowie auf Amrum genauer verfolgte sekundäre nn. P. unterm A-
Punkt mit genannten Anomalien in Zusammenhang‘ steht, weiter derjenigen, ob
dieser — wie es scheint — auch ohne jede Nebelbildung zustande kommen kann
and ob und wiewelit er von sonstigen Witterungsverhältnissen abhängt. — Bei
Beobachtungen auf schwankendem Schiff muß man. sich natürlich genügende
Rechenschaft über die Größe der herabgesetzten Beobachtungsgenauigkeit geben.
Schließlich sei im Hinblick auf die noch ungeklärte Asymmetrie der oben
genannten. „Buschschen Lemniskate“ auf die Bedeutung ihrer systematischen
Verfolgung — bei verschiedenen Wetterlagen — auf kleinen Inseln mit weitem
Seehorizont nach allen Seiten. hingewiesen.
5 Ohr. Jensen, Met. Zs. 1936, S. 126—187. — 27) Chr, Jensen, Gerlands Beitr. 35, 166—188
(vor allen 176 u. £), sowie Met, Ze. 1932, 410-430 (vor allem 421.0.£); Fr. Kogpenkamp, Diss,
Hamburg 1931 {vor allem 21—551; W.Smosarski, Gerlands Beitr, z, Geophys, 27, 426—435, 1930, ==
7 W.Smosarski, Gerlands Beitr. z, Geophys. 30, 408-424, 1931, == 4) Chr. Jensen, Ber d, strah-
(unpsklimatolog, Stationsnetzes im Dentschen Nordseegebiet, Ba, II; Ann, Hydrograph, wu, Marit, Met.
1933, 203—210, und Met. Zs, 1933, 503=506.