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Full text: 64, 1936

362 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1936, 
sondern. außerdem. werden die Teilchen auch von der ganzen übrigen Atmosphäre 
und von der hellen Erdoberfläche beleuchtet. Dieses Licht kommt, da die Atmo- 
sphäre eine sehr flache horizontale Schicht bildet, von allen Seiten in beinahe 
horizontaler Richtung zu ihnen, und daraus folgt, daß es nach der Reflexion 
gine beinahe horizontale Polarisation haben muß. An solchen Stellen des Himmels 
nun, wo das direkte Sonnenlicht nach seiner Reflexion ebenfalls mehr horizontal 
polarisiert ist, bewirkt jenes hinzukommende Licht keine Veränderung, Im 
Vertikalkreis der Sonne aber, wo das erstere senkrecht polarisiert ist, wirkt die 
Polarisation des letzteren aufhebend, und wenn auch auf der großen Strecke 
des Kreises die senkrechte Polarisation überwiegt, so gewinnt doch in der Nähe 
der Sonne und ihres Gegenpunktes, wo jene schom ohnehin sehr schwach ist, die 
horizontale das Übergewicht Die Lage der neutralen Punkte muß außer von 
der Stellung der Sonne auch noch vom Witterungrszustand der Atmosphäre und 
von der Beschaffenheit der Erdoberfläche in einem weiten Umkreise abhängig 
sein, denn von diesen hängt die Menge und Verteilung jenes zu den direkten 
© -Strahlen hinzukommenden Lichtes ab,“ — Brewster war unbefriedigt von den 
keine Rücksicht auf die Brechunz nehmenden Theorien und dachte sich die drei 
neutralen. Punkte sowie die partielle Polarisation durch die entgegengesetzte 
Wirkung von zwei durch Reflexion und durch Brechung polarisierten Lichtarten 
entstanden. Als Stütze seiner Ansicht führte er das Ergebnis seiner experimen- 
tellen Untersuchungen über das durch Glasplatten. gedrungene Licht an. 
Sowohl Babinet wie auch Clausius denken an erleuchtete Luftteilchen, welche 
besagte Phänomene bedingen sollen. An einer lange übersehenen Stelle seiner 
Schriften. hatte sich aber schon Arago eindeutig dahin geäußert, daß sich die Re- 
flexion, welche uns unter einem Winkel von 90° gegen die direkten Strahlen ©-Licht 
ins Auge bringt, an den Lultmolekeln vollzogen hat, und daß, da wir über die 
Dichte der Molekeln nichts wüßten, das Phänomen der atmosphärischen Polari- 
sation keineswegs mit denjenigen Phänomenen verknüpft sei, welche durchsichtige 
Spiegel darbieten, und einen ganz besonderen Charakter trüge. Es war jedoch 
erst einer späteren Zeit vorbehalten, auf der Grundlage des Ex- 
periments zu ganz analogen und auf dieser Basis auch zu einer 
exakten, mathematisch formulierten Theorie der atmospärisehen Po- 
ljarisation im allgemeinen und der n, P. im besonderen zu gelangen. 
Einen. wesentlichen Schritt weiter hatten bereits die Brückeschen Experimente 
mit den sogenannten trüben Medien (hier speziell alkoholische Mastixemul- 
sionen) gebracht, bei denen sich herausstellte, daß die Sättigung der blauen 
Farbe, in welcher sie im auffallenden Licht erscheinen, und die, wie man schon 
damals ahnte, innig verknüpft mit der Polarisation ist, in erster Linie durch die 
Kleinheit der eingestreuten Partikelchen bedingt ist. — Nahezu 15 Jahre später 
wurde es durch die interessanten Untersuchungen Tyndalls über die Wirkung 
des Lichtes auf an sich. farblose flüchtige Substanzen so gut wie zur Gewißheit, 
daß sich die Teilchen der Atmosphäre, durch welche die Farbe des blauen 
Himmels sowohl wie auch seine normalen Polarisationserscheinungen bedingt sind, 
tatsächlich im Zustand äußerster Feinheit befinden, Tyndall verwandte eine 
große Zahl farbloser Substanzen mit den verschiedensten optischen und chemischen 
Eigenschaften, Nachdem die chemische Wirkung des auffallenden Lichtes begonnen 
hatte, erschien das vorher dunkle Rohr von der Seite gesehen in prächtigem Azur- 
blau, um hernach, als nach seiner Ansicht offenbar die ausgeschiedenen Teilchen 
Anmerkung: Zur genaueren Information — auch bezüglich der Literatur — seien. folgende 
Werke bzw. Arbeiten emplohlen: Fr. Busch und Chr. Jensen, Tatsachen und Theorien der atmosphä- 
rischen Polarisation ete., Jahrb. Hamb. Wiss, Anst, XXVII, Hamburg 1911; ders: Abschnitt 
Geophysik im „Hevelius“, Berim 1022, F, Dümmlers Verl ; dere: 8, 7—28 in den „Ber. d, Strahlungs- 
Klimatol. Stationsnetzes Im Deutsch, Nordseegebiet“, Bd. II, 10928; ders, im Abschn, „Die Himmels 
strahlumg“ im Handb, d. Phys, Ba. XIX, 1028, Ver]. J Springer. — ©. Dorno: ‚„Himmelshelligkeit, 
Bimmelspolarisation. und Sonnenintensität in Davos 1911—1918, Veröff, Preuß, Met. Inst, Nr. 303, 
1919. — Pernter-Exners Met, Optik, 2. Aufl. 1922, 6441—719, — Eine kurze Übersicht über das Aller- 
wichtigste s, J. Plaßmann im dieser Zs, 1912, 478— 4865, — Kine Übersicht über die Apparate zur 
Untersuchung d, atm. Polarisationserscheinungen gibt Chr. Jensen im Handbuch d. met. Instr., S. 066 
bis N 1935 (bei Springer), = Im wesentlichen sollen nun nur Arbeiten nach 1928 besonders vermerkt 
werden.
	        
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