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Full text: 64, 1936

Kuhlbrodt, E.: Zur Registrierung des Windes auf Schiffen, 
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3. Die Windmesser am Bug- und Heck-Flaggenstock sind, wie von vornherein 
zu erwarten, noch im Bereich der Störungen, die durch das Schiff als Hindernis 
im Strömungsfeld hervorgerufen werden, wobei diese am ausladenden Heck größer 
sind als am schmalen Bug. Der Wind erleidef am Schliff eine Verzögerung 
äurch Stau, durch Umströmen und Überströmen, Bei Wind quer zum Schiff wird 
der Schiffskörper vor allem überströmt, über dem Deck erhält die Luftströmung 
dann durch das Zusammendrängen der Stromlinien eine Beschleunigung‘), 
Die Stärke der Beeinflussung‘ hängt ab von der Geschwindigkeit des Windes, bei 
stärkerem Wind tritt an Deck schon. nahe der Luvkante ein Abheben der Luft. 
strömung ein. (auch ein Leewirbel kann sich über dem Schiff ausbilden), Auf dem 
Meteor konnte die starke Turbulenz des durch das Schiff gestörten Windes über 
dem Deck reichlich beobachtet werden beim Hochlassen der Pilotballone und 
besonders kräftig gefühlt werden beim Einholen der Drachen am Heck, was 
wegen heftigen Gierens der Drachen meist eine schwierige Angelegenheit war. 
Art und Stärke der „Störungen“ ist aber für verschiedene Schiffe verschieden, 
je nach Form und Höhe des Schiffskörpers und der Aufbauten. Die Störung 
hängt, was aus unseren Zahlen deutlich hervörgeht, auch ganz von der Rich- 
tung des Windes ab und ebenso von der Geschwindigkeit des Windes an sich 
und ist somit auch abhängig von der Fahrigeschwindigkeit, 
Das war ja der Grund, weshalb ein Anemometer auch an der Mastspitze 
angebracht wurde, Die Mastspitze befindet sich außerhalb der verwickelten 
Störungszone des Windes (nahe dem Deck), die im einzelnen nicht bekannt ist. 
Die Regelmäßigkeit der Kontaktfolge beim Instrument an der Mastspitze läßt 
dies auch deutlich erkennen; daher wurde zur endgültigen Bestimmung des 
wahren Windes die Mastregistrierung benutzt. — | 
Mit einem Handanemometer, das sich also mit dem Beobachter in. der 
gestörten Zone befindet, ist es sehr schwierig, die Windgeschwindigkeit an 
Bord ausreichend yenau zu messen. Der Gebrauch eines solchen. Handinstruments 
kann bei ungenügender Kritik des Beobachters nur Schaden stiften; in der Praxis 
der einfachen Schiffsbeobachtungen ist es besser, den Wind gut zu schätzen 
als schlecht zu messen, 
Aber ebenso, wie die meteorologischen Beobachtungsnetze an Land mehr und 
mehr dazu übergehen, den Wind zu messen und zu registrieren, wird dies auch auf 
See Ziel sein. Das ist auch schon die Forderung der Praxis: Schiffsleitungen schnell- 
fahrender deutscher Schiffe sind bereits bei der Seewarte in dieser Richtung vor- 
stellig geworden, da bei hoher Eigengeschwindigkeit des Schiffes — die z. B. bei 
einer Fahrt von 26 Sm/St einen Fahrtwind von 13 mps erzeugt, d.h, nach der Beaufort- 
Skala Stärke 7 — die Schätzung eines schwachen. wahren Windes schwierig wird. 
Aber es gilt erst, Erfahrungen zu sammeln über die meßtechnischen. Mög- 
lichkeiten, die an. Bord schwieriger sind als an Land. Auf den deutschen Flug- 
zeughilfsschiffen im Atlantischen Ozean werden heute Windregistrierungen aus- 
geführt; es ist von der Seewarte weiter beabsichtigt, auf einigen deutschen 
Feuerschilfen in Kürze Windschreiber einzubauen. | 
4. Wir sind ausgegangen von der Windregistrierung an der Mastspitze als 
Basis, Es fehlt aber noch die Kritik dieser Meßstelle. Störungen als Folge der 
Hinderniswirkung des Schiffskörpers werden hier nicht mehr wesentlich sein, 
aber zwei andere Faktoren: einmal der Einfluß der relativ großen Höhe von 
32 m über See, dann. der Einfluß der Schiffsschwankungen im Seegang, die 
sich gerade an, der Mastspitze am stärksten äußern, 
An Land gilt für die Windmesser als „Standardaufstellung für synoptische 
Zwecke“ nach dem Beschluß der Internationalen Meteorologischen Direktoren- 
konferenz in Wien 1926 eine Höhe von 6m über dem (niedrigsten) hindernis- 
freien. Niveau. Das Mast-Anemometer auf dem Meteor hatte rund 30 m Höhe, 
wenn. die Meeresoberfläche als hindernisfreies Niveau genommen wird; wenn das 
Niveau des oberen Randes der als Hindernis wirkenden Deckaufbauten genommen 
wird, etwa 20 m Aufstellungshöhe, 
14) Vgl. A. Lahr, Ann, d. Hydr. x. marit, Meteorol, 1932, 5. 63 bis 55, Absatz Vi Versuch zur 
Untersuchung der Strömungsrerhältnisse am Schiff.
	        
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