Kleinere Mitteilungen,
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es kam aber zur Entwicklung einer hochreichenden geschlossenen Wolkenmasse1),
Und dabei zeigt die äquipotentielle Temperatur nicht die Spur einer
Diskontinuität. Innerhalb der arktischen Luft selbst entwickelt sich
die mächtige Wolkenschicht, Man muß erstaunt sein, wenn man die drei
Abbildungen vergleicht, daß in allen Fällen der Wettercharakter so große
Ähnlichkeit aufwies, dabei einmal eine deutliche Grenzfläche, im zweiten
Fall eine mächtige Übergangsschicht und im letzten Beispiel die Wolken-
bildung intern in einer Luftmasse erfolgte. Es ist also nicht möglich, eine
für geschlossene Wolkenmassen typische Verteilung der äquipotentiellen Tempe-
ratur zu entwerfen, R. Scherhag.
4. „Klimatographische Witterungsschilderungen.“ — Den Anregungen zur
Abfassung „Klimatographischer Witterungsschilderungen“ ist von den Mitarbeitern
der Deutschen Seewarte in Übersee in dankenswerter Weise bereitwillig ent-
sprochen. worden, Nicht nur bilden die Schilderungen eine wertvolle Ergänzung
der klimatischen Statistik mit ihren Mittel und Grenzwerten. durch die Be-
schreibung des Wetterablaufes an fypischen Tagen der einzelnen Jahres-
zeiten, sie enthalten zudem eine Fülle von Hinweisen der verschiedensten Art
bezüglich der Wirkungen des Örtsklimas auf die belebte und. unbelebte Natur,
den Menschen, seine Lebensweise und seine wirtschaftlichen Unternehmungen.
Wenn die klimatographischen Witterungsschilderungen aus den einzelnen Klima-
gebieten der Erde als charakteristische. Darstellungen des „erlebten“ oder
„empfundenen“ Wetters der „physikalischen“ oder „instrumentellen“ Wetter.
statistik zur Seite treten, 80 bilden sie wertvolle Bausteine zur Errichtung des
Weltklima-Gebäudes, Denn aus dem meteorologischen Zahlenmäaterial allein läßt
dieses sich nicht aufbauen: „Man wird bei der Bearbeitung eixmal an eine Grenze
kommen, über die hinaus diese Beobachtungen keine genügende Antwort mehr
geben. können, und wo genauere oder reichkaltigere bzw. anders gerichtete?)
Beobachtungen nötig werden, die entweder nur anderswo oder überhaupt zur Zeit
nicht zu haben sind“ (W. Köppen)?%. . ;
Die wissenschaftliche Klimatologie ist heute noch nicht im der Lage, das
Zusammenwirken der mannigfaltigen atmosphärischen Erscheinungen. und Vor-
gänge auf der Erde zu einem in allen Teilen befriedigenden und lebenswahren
Klimabild zusammenzufassen. Große Gebiete, insbesondere in Übersee, harren
noch der instrumentellen Klimaerforschung. Weit größer aber ist die Zahl
derjenigen Räume, aus denen jede „erlebte“ Klimabeschreibung noch fehlt.
Zur Ausfüllung dieser Lücke bedarf es im wesentlichen nur eines offenen
Auges und einiger Liebe zur Natur, W. Semmelhack.
5, Klimatographische Witterungsschilderung. Nr. 71: Ehemal, Deutsch-
Ostafrika, — ‚Aus der Sammlung des überseeischen, meteorologischen. Dienstes der
Deutschen Seewarlie, — Witterungsverlauf während der großen Regenzeit
im Kibuku%, Tag der Beobachtung: 9. April 19869).
Seit sechs Tagen haben wir die Sonne nicht mehr gesehen. Tag und Nacht
umgibt uns Nebel.
In der Nacht hat es 5.1 mm geregnet. Das Minimum-Thermömeter zeigt 164°.
8h; Die Temperatur ist auf 17° gestiegen. ESE-Wind in Stärke 3 macht
sich bemerkbar. Der Nebel liegt auf der Landschaft so dicht, daß man auf eine
Entfernung von etwa 100m in den Kronen der Bäume Einzelheiten nicht mehr
erkennen kann. Es tronft von Baum, Strauch und Dach.
/) Schr ähnlich ist die Zustandskurve des gleichzeitigen Aufstiegs von Köln, der beim Beginn des
7 mm erreichenden Kegens stattfand und bei dem die äquipotentielle Temperatur nur zwischen 21° und
26° schwankte, Keine Andeutung einer Diskontinultät, sondern. durchgehend etwn 5° höhere qui
potentielle Temperatur als über Norderney, — 2% Von mir gesperrt, Semmelhack, — % Grundriß
der Klimakunde, 2, Auflage, Berlin und Leipzig 1931, S 22. — % Wegen der Lage der Pflanzung
Kibuku und weiterer klimatogr. Witterungssehildrg, d. Verf, 8. Ann, d, Hydr. usw. 1986, S. 11816, —
Vgl, auch den Witterungsverlauf an Tagen der großen Regenzeit auf. der 65 km nordwestlich von
Kibuku gelegenen Pflanzung Kizunguzi in Klim, Wittrgeschldrg. Nr, 55 [Blitz], Ann, d. Hydr. usw.
1935, 5.494, — ®%) Siehe auch die folgende. „Kleinere Mitteilung“ Nr. 6: Zum Klima von Buea-
Kamerun“ [Semmelhack], Die Schriftleitung,