Skip to main content

Full text: 64, 1936

Forstinger, R.: Die Eisverhältnisse der Südpolargebiete, 
999 
Gletsenereis erst eine beträchtliche Strecke über die Küstenlinie hinaus ins 
Meer eintritt, in einigen Fällen 30 bis 50 km weit, so lösen sie sich auch von 
seinen Flanken und von seinem Ende los, Anstatt also da zu enden, wo es auf 
den Meeresgrund stößt, bewahrt das antarktische Gletschereis seine Eigenschaft 
als Gletscher und Eisstrom, auch wenn es viele Kilometer weit in das offene 
Meer hinausdringt und dann zu Schelfeis wird. 
HL, Das Schelfeis, 
Das Schelfeis ist zum größten Teil abgestoßenes oder aufgelöstes Inlandeis. 
Zum anderen Teil ist es durch Füllung seichter Meeresteile oder durch Ver- 
dickung der Schollen entstanden, Soweit das Schelfeis vom Inlandeis kommt, 
besteht es aus dessen. ältesten, innersten Teilen, während das im Meer gebildete 
jünger ist. Jedoch haben beide Arten alte Formen, weil sie nur äußeren Kräften 
ausgesetzt sind und. jede innere Weiterbildung und Erneuerung fehlt, Daher 
sind auch die ältesten Schelfeismassen am meisten durch die Verwitterung um- 
geformt, ganz gleich, ob sie aus Scholleneis, das auf dem Meere entstand, oder 
aus Eisbergen, die vom Inlandeis losbrachen, bestehen. | 
Die Schelfeismassen bestehen aus Bergen und Schollen. Während die Berge 
vom Inlandeis losgebrochen sind, also Schnee-Eis sind, entstehen die Schollen 
auf dem Meer und sind zunächst Meereis, das aber vielfach so mächtig mit 
Schnee belastet und ins Wasser hinabgedrückt wird, so daß es unten fort- 
schmilzt. Es bleibt somit nur die belastende Schneemasse übrig, die selbst vereist 
and sich von den Bergen nur durch die niedrige, flache Form unterscheidet, 
Vom Lande aus strömt das Inlandeis ins Meer, bis es die Kontinentaltafel 
unter sich verliert, die geböscht zur Tiefsee abfällt, Hier endigt es mit einer 
steilen Mauer. Im Meere davor liegen Eismassen, die aus Bergen und Schollen 
bestehen, welche durch Untiefen aufgehalten werden. Es entsteht so eine 
Stauung, die auf den Bodenformen des Kontinentalschelfes beruht, Die hier- 
durch gebildete Eisart ist das Schelfeis, das also im allgemeinen an seinen ‚Ort 
gebannt ist. Es stützt sich auf Untiefen und wird durch sie in seiner Lage 
gehalten, Dieses gilt besonders für Berge, die auf Grund liegen und die daher 
auch die Schwankungen des Meeresspiegels in den Gezeiten nicht in der Weise 
mitmachen wie das Scholleneis. Hierdurch entstehen Bewegungen, indem nämlich 
die Eisberge dem Scholleneis. Spalten schlagen und, von den Winden geschoben, 
85 vor sich zu Wällen auftürmen. Auf den Spalten gefrieren dann neue Schollen, 
80 daß auch auf diese Art wieder Ersatz für die nordwärts abtreibenden Schelf- 
eismassen geschaffen wird, 
a) Eismauern, 
Besonders merkwürdige Eisbildungen in der Antarktis sind die großen Kis- 
mauern. Es sind dies riesige Massen. schwimmenden Eises, die etwa 45 m über 
den Meeresspiegel hinausragen, also noch 200 bis 300 m unter denselben hinab- 
reichen. Ihre Ränder sind gewölbt, eine Tatsache, die auch bei Eisbergen häufig 
zu finden ist. Genährt werden diese größtenteils ebenen Eisflächen durch das 
vom Kontinent herabströmende Inlandeis und durch die Schneeablagerung. Die 
Gletscher bewirken, daß die Eismauern oder Barrieren, wie sie auch genannt 
werden, keine toten KEisgebilde sind, sondern an ihrer Steilfront, genau wie das 
Inlandeis an den Küsten, Eisberge absetzen.; Durch die Schneeablagerung 1äßt 
sich der Beweis führen, daß die Eismauern schwimmen, denn wäre dieses nicht 
der Fall, so müßten sich an den vom Meere am weitesten abliegenden Seiten 
viel mächtigere Massen anhäufen, als an den an der See liegenden Rändern, 
Der einzige Umstand aber, der eine solche Anhäufung von Schnee verhindern 
kann, ist eine entsprechende Schmelztätigkeit, die nur dem Wasser unter den 
Barrieren zuzuschreiben ist. 
Zwei Eismauern sind von besonderer Bedeutung: die Roß-Barriere oder 
Große Eismauer und die Weddell- oder Filchner-Barriere. Erstere wurde 1840: 
von. James Clark Roß aufgefunden, während die andere 1912 Wilhelm Filchner 
entdeckt hat, Die Nordkante der Weddell-Barriere liegt ein wenig nördlicher 
als die der Roß-Barriere, Die eine Eismauer bildet ein vollkommenes Gegen-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.