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‚Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1936,
schneebedeckten Strecken auch hin und wieder von schneefreien unterbrochen.
Hierbei spielen die Winde eine wichtige Rolle, Indem sie das Nährmaterial ver-
teilen oder fortführen, die Verdunstung steigern und die Ablation vergrößern.
Die Winde wirken aber örtlich und nicht so, daß die freigehaltenen oder abge-
tragenen Flächen die schneebedeckten an Größe übertreffen,
Die Beimengungen des Inlandeises bestehen aus Luft, die überall in Blasen
verteilt ist, wodurch das Inlandeis spezifisch leicht wird, und aus Staub. Letzterer
kommt sowohl an der Oberfläche, wie im Eise selbst vor. Wo sich größere
Massen. von Staub ansammeln, da ist auch eine größere Schmelzwirkung
vorhanden,
a) Schneewehen,
Aus einer sich über dem Eise entwickelnden Antizyklone strömen die. Winde
nach allen Seiten. Sie eilen nach den Rändern der Antarktis und führen alle
irgendwie beweglichen Schneemengen mit sich. Anderseits dringen, wenn auch
nur randlich, die Wirbel der Westwindzone ein und überschütten das Inlandeis
mit Schneemassen, Hierdurch entstehen Schneewehen, jene oft phantastischen
Unregelmäßigkeiten, die von den Winden auf die Schneefläche gezeichnet werden.
Ihre Größe ist ganz verschieden, je nach der Stärke des Windes, Manchmal
sind es richtige kleine Hügel, die auf diese Weise aufgetürmt werden. In
größeren Höhen, auf dem Polplateau, wo es ebener wird, überragen nur noch
diese Schneewehen, die auch Sastrugi genannt werden, die unendlich ein-
förmige Fläche.
Wenn der Wind nun gleichmäßig aus einer Richtung weht, so bekommen
äurch ihn auch die Schneewehen eine deutliche Richtung nach dieser Himmels-
gegend. Da der Schnee verharrscht, so läßt sich nach einiger Zeit doch noch
erkennen, auch wenn der Wind inzwischen gedreht hat, durch welche Luft-
strömung die Schneewehen entstanden sind. Auch werden alte, harte manchmal
von weichen, die durch neuere Schneefälle herrühren, überdeckt. So kommt es
vor, daß die Schneewehen wirr durcheinanderlaufen, jedoch herrscht auch dann
noch die Richtung des gerade wehenden Windes vor.
Der Schnee der Wehen ist bald hart und bald weich. Betrifft die Härtung
lediglich die Oberfläche, so bildet sich eine äußere Kruste, die durch Sechmelzung
der. oberen Schneeteile entsteht. Jedoch können auch viele dünne Lagen eines
ganzen Scheefalles, die durch lockere voneinander getrennt sind, hart sein, wo-
durch der betreffende Schneefall eine eigene innere Struktur erhält. Durch die
Folge von harten und weichen Lagen erhalten die Schneewehen eine gewisse
Sehichtung, die sehr dicht sein. kann,
b} Gletschereis,
Die Gletscher der Antarktis repräsentieren jeden Typus. Einige besorgen
den Abfluß des 2750 m bis 83350 m hohen Eisplateaus, andere sind der Abfluß
lokaler Firnfelder und. wieder andere kaum mehr als festgewordene Schneewehen,
Ungeheuer große, bis 90 km breite Täler sind mit in ‚Bewegung befindlichem
Gletschereise ausgefüllt, daß in diesen Tälern manchmal über 300 m tief in das
Gestein eingesenkt ist. Diese riesigen Eisströme bewegen sich durch ihre eigene
ungeheure Masse mit einer Geschwindigkeit vorwärts, die auch bei den trägsten
Gletschern noch 9 m im Jahre beträgt.
Das Gletschereis besteht aus vielen, ineinandergreifenden kristallinischen
Körnern. Die Größe dieser Körner schwankt zwischen dem Bruchteil eines
Zentimeters und mehreren Zentimetern, Gewöhnlich sind sie im antarktischen
Gletschereis 11/, bis 1*/, cm groß. Das Eis selbst ist klar und durchsichtig, das
in großen Blöcken eine mehr oder weniger saphirblaue Farbe aufweist und nur
gelegentlich Luftblasen enthält, -
Im Binnenlande endet das GHetschereis entweder in Gletschern, von denen
einige freihängen, andere Vorland-Gletscher oder Eistafeln sind, oder es kommt
zum Meere hinab. Da die Schneegrenze unter Meereshöhe liegt, endet ein großer
Prozentsatz der Gletscher in der See, die an ihren Enden Kisberge entsenden.
Die Eisberge brechen in unmittelbarer Nähe der Küstenlinie ab, oder, wenn das