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Full text: 64, 1936

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Antialen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Junt 1936, 
Der Verlauf der Frontalzone und noch mehr der Verlauf von. Isobaren. und 
Lüftströmung im „Warmsektor“ des Neufundlandtiefs am 19, Oktober (SW—NE} 
hätten Nordostkurs des Tiefs erwarten lassen. Daß es statt dessen auf dem 
50. Parallel rein 6stwärts zieht, folet aus dem auch rechtsseitig kräftig ent- 
wickelten Frontalzonendelta (Höhenkaltluft}). ; 
Zwei Punkte sind noch zu erwähnen: Die Isothermendivergenz bei Neufung- 
land tritt auch in Monatsmittelkarten, und zwar bei der Temperatur des 
Öberflächenwassers noch weit deutlicher als bei der Lufttemperatur!) in Er- 
scheinung: Hierdurch erscheint die Tendenz zur Vertiefung der Zyklonen bei 
Neufundland vorgegeben, worauf Scherhag bereits hingewiesen hat, Aber sie ist 
gatürlich nur Iatent vorhanden, und im Einzelfall kommt es darauf an, daß 
das Delta nicht bloß am Boden vorhanden ist. Wir schen, daß in unserem Falle 
z. B. der frontale Gegensatz über Neufundland selbat liegt, gar nicht dort (süd- 
östlich. Neufundland), wo die besondere klimatische Temperaturgefällszone 
Labradorstrom—(Golfstrom. beheimatet ist; außerdem ist der thermische Gegen- 
satz erheblich übernormal und nach der Strömungszuständen (s, oben) sicher 
weit mehr als oberflächlich; schließlich. ist das Delta rechtsseitig viel stärker 
antwickelt als beim mittleren Luftisothermenbilde, 
Der zweite Punkt betrifft die Frage der Frönten und des Warmsektors. 
Man beurteilt gewöhnlich die Entwicklungsaussichten. einer Zyklone nach dem 
frontalen Temperaturgegensatz und der Größe des Warmsektore: Je stärker der 
Phermische Gegensatz, desto größer die Vertiehmgsmöglichkeitz je größer der 
Warmscktor, desto größer ebenfalls die Vertiefungsmöglichkeit, da um so Yenyere 
Zeit voraussichtlich bis sum Stadium der „Oldeklustonx“* vergehen. wird. 
Für die erste, kaum bezweifelte Anschauung hat das Öperieren mit den 
Begriffen „Frontalzone, Delta“ den Vorteil, daß es in manchen Fällen besser zu 
beurteilen erlaubt, wo der Haupftdruckfall eintreten und in welcher Rich- 
kung‘ ex fortschreiten wird, Das wesentlich Neue aus der Divergenzbe- 
trachtung ist ja, daß der ihermische Massengegensatz sich dort am stärksten 
zyklonenbildend oder -vertiefend auswirkt, wo seine stärkste Abschwächung 
Gegt, und daß das Druckfallgebiet der durch die Frontalzone bedingten 
Höhenströmung (die in unserem Falle bei Neufundland umbiegt) folgt. 
Die zweite Anschauung‘ aber kann häufig zu Fehlschlüssen führen. (Ein 
praktischer Mißstand ist schon der, daß die Größe des Warmsektors oft schwer 
zu bestimmen ist, weil zwar meistens die Kaltfront, nicht aber die diffusere 
Warmiront des Warmsektors: — 80 auch in unserem Beispiel — festzulegen 
ist.) Beträgt im Grenzfall der Warmsektor 180° oder auch etwas weniger, so 
geschicht oft gar nichts, selbst wenn an der Front oder Frontalzone ein schmales, 
langgestrecktes Tief liegt und bereits eine gewisse Zyklonalbewezung der Boden- 
laft bedingt. Wenn anderseits Fälle vorkommen, wo die genaue Massemanalyse 
im Boden allenfalls nur einen schmalen Warmscktor lKefert, und es resultiert 
trotzdem kräftiger, länger fortdauernder Druckfall, so muß die Frage nach der 
„Größe des Warmsektors“ unbefriedigend erscheinen, Ein lJanzenspitzer Warm- 
sektor kann eben durchaus ein divergentes Druckfeld in der Höhe bedingen, 
das bei geeigneter Verteilung von Bodendruck und Massenbereitschaft längere 
Zeit erhalten bleibt, während ein „Warmsektor“ von 180° eine gerade und un- 
zestörte Frontalzone bleiben kann, wenn in ihr selbst nicht „Deltabildungen“ 
endogener oder exogener Art erfolgen, 
Bei der Fragestellung „Frontalzonen-Delta“ kommt es auf die Kenntnis des 
Höhendruckfeldes an, das mit Sicherheit nur aus aerologischen Beobachtungen 
zu gewinnen ist, Wo solche nicht vorliegen, werden jedenfalls über dem Meere 
Isothermenkarten. — unter Zuhilfenahme der indirekten Aerologie «us Massen- 
indizien = von einigem Nutzen für die Abschätzung der Höhenverhältnisse sein. 
Martin Rodewald. 
Val. G, Schott, Geographie des. AHantischen Ozeans, Tafel X. XI XYVIL XYUL 
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