Thorade, H.: Strombecbachtungen am Nordausgange des Katiegats, 9247
Mischbewegungen erkennen lassen, so wurde die Erwartung, am Nordausgange
würden die Verhältnisse klarer liegen, abermals enttäuscht. Zwar lagert überall
an der Oberfläche eine salzarme, sehr stabile Deckschicht, in der der Salzgehalt
(s. Abb, Nr. 6a, Taf. 47, und die von B, Schulz auf S.237 dieser Zeitschrift mit-
geteilten Werte) schnell nach unten hin zunimmt; sie ist auf P 10 und P 12 etwa
16 bis 20 m, auf den beiden anderen Stationen 10 bis 12 m mächtig, und darunter
folgt als Hauptmasse Mischwasser von etwa 32 bis 34% 4 („Bankwasser“ nach
DO, Pettersson); nur auf P 12 findet sich von etwa 45m an Wasser von mehr
als 34%. („Nordseewasser“). Aber die Bewegungen dieser Wasserarten sind ver-
schieden. Nur auf P12, in 8, Sm Abstand vom schwedischen Schärengürtel,
strömt ein bis 10 m Tiefe reichender „Baltischer Strom“ mit einem Oberflächen-
salzgehalt von weniger als 17%. und mit einer Oberflächengeschwindigkeit von
25 em/sec aus dem Kattegat hinaus, während, mit einem scharfen Sprunge dagegen
abgesetzt, von 12 m Tiefe ab Mischwasser einströmt. Die Geschwindigkeit dieses
Stroms steigt unter leichter Rechtsdrehung auf 33.4 cm/sec in 18 bis 20 m Tiefe,
um alsdann bis 50m Tiefe wieder auf 2 em/sec abzunehmen, Die Hauptmasse
des darunter befindlichen Nordseewassers aber strömt, im geraden Wider-
spruch zu der geläufigen Vorstellung, wieder zum Kattegat hinaus, Leichte
Schwankungen des Stroms in der Mittelschicht mögen solchen der Temperatur
und. des Salzgehalts entsprechen; ob sie mit ihnen genau zusammenfallen, läßt
sich nicht sagen.
Sieht man davon ab, daß auf den weiter westlich gelegenen Stationen das
eigentliche Nordseewasser (> 34°/5) überhaupt fehlt, und daß umgekehrt an der
Oberfläche der Salzgehalt höher und fast gleichmäßig == 21 bis 22% 4 ist, so weist
die westlichste Meßstelle P 9 eine gewisse Ähnlichkeit mit P12 auf, insofern als
auch hier die fast ebenso mächtige Deckschicht eine nördliche Bewegungs-
komponente besitzt, während in den tieferen Lagen das schwerere Wasser, wenn
auch nicht so kräftig, in das Kattegat einströmt, Die Richtung des Oberstroms
dreht sich mit zunehmender Tiefe nach links, geht dann aber plötzlich, nach
rechts drehend, in den ebenfalls nach rechts drehenden Unterstrom über; auch
hier mögen sowohl Strom als Temperatur Feinheiten im Aufbau der Deckschicht auf-
zeigen, die aus den in. 5 m Abstand gefundenen Salzgehalten nicht ersichtlich sind.
Diesen beiden Stationen, die sieh dem Schema „salzarmer Öberstrom nach
außen -— salzreicherer Unterstrom nach innen“ immerhin einordnen lassen (mit
Ausnahme des Bodenwassers auf P 12} stehen die beiden mittleren völlig anders-
artig, und. außerdem noch voneinander verschieden, gegenüber. Auf P 11, nur
3 Sm von P12 entfernt, fehlt der auslaufende Strom ganz; auch die stabile,
jeichte Deckschicht fließt einwärts, wobei sie in 10 bis 14 m Tiefe eine Ge-
schwindigkeit von 49 em/seo, die größte im ganzen Schnitt gemessene, erreicht,
Sie folgt hier, ebenso wie der Unterstrom, ungefähr der Furche, die die schwe-
dische Rinne mit der Läsö-Rinne verbindet; nahe der Öberfläche wächst die
Neigung der salzarmen Deckschicht, nach Süden zu. setzen, also umgekehrt wie
auf der benachbarten P12, Südliche Komponenten. besitzt der obere Teil des
Oberstroms auch auf der Station. P 10, dreht sich. aber bereits in 10 m Tiefe
nach Norden; übrigens zeigt der Verlauf der Temperatur hier schon in etwa
12 m eine Unstetigkeit an, während sie nach dem Salzgehalte erst in etwa 20 m
eintritt. Endlich fließt das schwerere Wasser des Unterstroms entgegen der
gebräuchlichen Vorstellung aus dem Kattegat aus, und somit bietet P 10 sowohl
in. der Deckschicht wie in der Unterschicht das umgekehrte Bild, wie die nur
9 Sm entfernte Meßstelle P9, Gemeinsam ist beiden nur die Bewegungslosigkeit
des Bodenwassers, die auf P10 eine vollkommene ist und durch niedrigen Sauer-
stoffgehalt (weniger als 80% der Sättigung) noch unterstrichen wird, Ob auch
auf P11 dem Werte von 77,5% eine stagnierende Schicht entspricht, ist nicht
mehr festzustellen.
Es dürfte bei der Verschiedenheit der Ströme an den vier Meßstellen. kaum
zulässig sein, die Bewegungen in den Zwischenräumen dureh Interpolieren zu
berechnen, und deshalb soll nicht versucht werden, eine Bilanz über die durch
den ganzen Schnitt ein- und ausströmenden Wasser- und Salzmengen aufzustellen;