Immler, W.z Abtrift und Lurwinkel.
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Es interessieren uns die Linien gleicher Abtrift. Setzt man also in
Gleichung (1) cotg a = const.,, und führt die kartesischen Koordinaten ein, so
geht sie über in
N 1X
CODEt, = — DZ
Y
Das ist aber eine Gerade durch den Stirnpunkt o des Diagramms, die mit der
Mittelschse die Abtrift selbst bildet, Ist also der Windpunkt bekannt, 80 ist es
durch Anlegen eines Kursdreiecks ohne weiteres möglich, die Abtrift heraus-
zunehmen. Die Linien gleicher Abtrift sind demnach im Windpunktdiagramm
ein Strahlensystem durch den Stirnpunkt, das sich leicht einprägen läßt (Abb. 4).
Macht man dieselbe Substitution für den Luvwinkel, so ergibt sich für die
Linien gleicher Luvywinkel cosec !=— const, die noch viel einfachere Formel:
y==sini= 001. 0. 0 uw N 1. x &%
Die Linien gleicher Luvwinkel sind also einfach Parallele zur Nullachse des
Diagramms. Ist daher der Windpunkt bekannt, so erhält man durch Zeichnen
dieser Parallele. am Rande des Diagramms ohne weiteres den gewünschten Luv-
winkel (Abb. 5). Die Verhältnisse sind also durchaus geometrisch einfach und
klar und für den Benutzer eines Windpunktdiagramms einprägsam, und jeder,
der sich mit der Benutzung dieses Diagramms ernstlich befaßt hat, muß fast
schon dureh Schätzung die richtigen Werte erhalten. Jeder sogenannte Abtrift-
messer sollte auch Gebrauch machen. von der Einführung der relativen Wind-
geschwindigkeit — und die Umrechnung auf absolute Werte einer Zusatztafel
oder einem Nomogramm überlassen, Denn nur durch Einführung dieses Begriffes
werden die Verhältnisse klar und übersichtlich. Man sieht diesen Vorteil be-
sonders beim Windmeßgerät J, 8. P. der Firma Plath, das mit Kursrose versehen
ist, so daß statt des Luvwinkels direkt der zu steuernde Kurs abzulesen ist,
Im Gegensatz zu anderen Meßgeräten, die sich ängstlich an die zablenmäßige
Erfassung der Abtrift klammern, findet man in dem genannten Gerät ohne
weiteres den Windpunkt, der allein maßgebend ist und einwandfrei zur Ermittlung
des Steuerkurses führt.
Gerade der Vergleich der beiden Liniensysteme, Linien gleicher Abtrift
(Abb. 4) und Linien gleicher Luvwinkel (Abb, 5) geben ein deutliches Bild,
weichem Fehler man verfällt, wenn man des Glaubens ist, Luvwinkel == Abtrift
setzen zu dürfen. Man verfolge einmal die Linie a == 10°. In der nachfolgenden
Tabelle sind einige Windpunkte, die auf dieser Linie liegen, angegeben, die also
erweisen, durch welche Winde diese Ab-
trifft verursacht werden kann, Trägt
man diese Linie in das Diagramm der
Luvwinkel über (Abb. 5), so kann daraus
ermittelt werden, welche Luvwinkel in
jedem einzelnen Falle dieser selben Ab-
trift entsprechen könnte. Man sieht
also, daß es mit der Gleichsetzung L== a
nichts ist, sondern daß vielmehr ganz
erhebliche Differenzen aufzutreten ver-
mögen, die durchaus nicht außer acht zu
lassen sind. Es zeigt sich insbesondere,
wie gefährlich es ist, aus der einen Messung der Abtrift von vornherein
einen Schluß auf den Luvwinkel zu wagen. Ohne Kenntnis und ohne Ermittlung
des Windes geht es nicht, Jedes Instrument, das sich nur damit begnügt, die
eine Abtrift zu messen, ohne eine zweite Größe zu bestimmen, bringt mehr
Verwirrung als Nutzen, Daher sind eben alle die einfachen Geräte zu verwerfen,
die nicht gleichzeitig die Grundgeschwindigkeit und damit den Wind nach
Richtung und. Größe ermitteln lassen, mit anderen Worten, man bedarf keiner
Abtriftmesser, sondern Windmesser. Es ist nur natürlich, daß der Praktiker,
der eben nur eine Abtrift ermitteln kann, sich deshalb vor einer unmöglichen
Aufgabe befindet und in Ermangelung eines Besseren eben auf den Gedanken
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