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Full text: 64, 1936

Becker, Rı: Über den jährlichen Temperaturgang auf dem Atlantischen Ozean. 203 
Die letzte Punktreihe wurde längs des mittleren Schiffahrtsweges (er ist mit 
jer Jahreszeit ziemlich. stark veränderlich) nach Nordamerika von 10° zu 10° 
Westlänge angebracht. In den Tab. 5 und 6 und in dem Isoplethenentwurf!) der 
Abb. 6 wurde das Ergebnis dargestellt. Es dürfte in Anbetracht der Wichtigkeit 
jer Nordatlantik-Route von besonderem Interesse sein. Wie die Isoplethen 
zeigen, entspricht dem Abnehmen der geographischen. Breite nicht stets eine 
Abnahme der mittleren Lufttemperatur, Es ist vielmehr in den Wintermonaten 
in 30° W am wärmsten und im Sommer in 40° W, wenn man von New York 
selbst absieht. Von besonderem Interesse ist der Punkt 42° N, 60° W, Wie die 
Tab. 6 zeigt, ist hier das Wasser in den Wintermonaten um rund 4° wärmer als 
die Luft. Zieht man nun noch die Tab. 2, 4, 7 und 8 hinzu, so erkennt man, daß 
an keinem der 28 untersuchten Punkte der Unterschied zwischen Luft- und 
Wassertemperatur größer ist als in 42° N, 60° W. In Abb. 7 wurde der Jahres- 
gang der monatlichen Mitteltemperaturen für diesen Ört graphisch dargestellt. 
Der große Unterschied zwischen Luft- und Wassertemperatur tritt deutlich her- 
vor, Am stärksten ist er im Herbst und Winter, Wie die Polardarstellung 
zeigt, liegen sich die Extrempunkte im Jahreslauf diametral gegenüber (Februar 
and August). a 
Zum Schluß sind noch die beiden kleinen Tab. 7 und 8 zu erwähnen. Auf 
Abb. 8 ‚oben sind sie auch graphisch dargestellt. Sie beziehen sich auf zwei 
Punkte, welche für die Schiffahrt noch als wichtig hervorzuheben sind. Der 
eine liegt zwischen den Bermuda- und Bahama-Inseln, auf der Strecke nach 
Kuba—Mexiko, der andere vor der Gibraltarstraße und ist für ins Mittelmeer 
einfahrende Schiffe von Interesse, 
Der gegenseitige Verlauf der Monatsmittel von Luft- und Wassertemperatur 
gibt nun noch zu den folgenden den Wärmehaushalt betreffenden Überlegungen. 
Anlaß. Während die Lufttemperatur ansteigt, ist das Wasser im allgemeinen 
kälter als die Luft, Es muß also der Luft Wärme entzogen und dem Wasser 
zugeführt werden, was dem Ansteigen der Lufttemperatur. entgegenwirkt, Wenn 
die Mittel der Luft- und der Wassertemperatur von Monat zu Monat abnehmen, 
ist das Wasser wärmer als die Luft; es muß jetzt also die Wärme vom Wasser 
zur Luft fließen, was die tatsächlich erfolgende Abkühlung der letzteren abbremst, 
Der zwischen Luft und Wasser stattfindende Wärmeübergang‘ wirkt also dem 
jährlichen Gang der Lufttemperatur entgegen, Die Erwärmung der Luft und 
Ihre Abkühlung im Jahreslauf kann demnach nicht vom Wasser verursacht sein, 
wohl aber erzwingt seine hohe Wärmekapazität eine weitgehende Angleichung 
der Lufttemperatur an die des Wassers, Infolgedessen rücken die Extrempunkte 
ter Monatsmittel der Lufttemperatur, die auf den. Kontinenten im Januar und 
Juli Negen, über dem Ozean auf Februar bis März und August bis September, 
Wie bereits früher erwähnt, ist dieser Zusammenhang zwischen jährlichem 
Gang und der Differenz Luft minus Wasser eine mit Ausnahme der äquatorialen 
Zone überall gültige Regel und nicht an bestimmte Windsysteme gebunden. 
Sollten nun aber die Mittel der Lufttemperatur um etwa. einen halben Grad zu 
hoch sein, so lassen. sich die für den Wärmeübergang gezogenen Folgerungen 
aur noch teilweise aufrechterhalten. Sie werden sogar schon fraglich bei um 
wenige Zehntel Grad zu hohen Lufttemperaturen?), Das Vorzeichen der Diffe- 
renz Luft- minus Wassertemperatur läßt sich dann während des Änstiegs der 
Mitteltemperaturen nicht mehr feststellen; die negative Differenz (beim Abstieg) 
iritt aber verstärkt hervor. Es bleibt also das Resultat bestehen, daß die 
Wasserabkühlung vom Sommer zum Winter nicht die Ursache der Luftabküh- 
lung sein kann. 
1) Temperaturen von Seilly nach Köppen-Geiger, Handbuch der Klimatologie, Bd. 8, Teil IL; 
New York nach Hann, Handbuch der Klimatologie, Bd. 3. | 
2) Untersuchungen über die wichtige Frage der zu hoch gemessenen Lufttemperatüren. auf See 
werden z. Z. auf der Secewarte durchgeführt, 
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