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Full text: 64, 1936

Becker, Rı: Über den jährlichen Temperaturgang auf dem Atlantischen Ozean, 9201 
in. den Sommermonaten, Diese Tatsachen werden erklärlich, wenn man bedenkt, 
laß der ausgeprägteste Teil der Golfstromtrift zwischen New York und jenem 
Punkt hindurchgeht. Er wird vom Golfstrom eben noch berührt, während vor 
Äer amerikanischen Küste noch ein Ausläufer des kalten Labradorstroms sich 
südwärts bewegt. Nur in den Sommermonaten tritt dies kalte Wasser kaum in 
Erscheinung, weshalb in dieser Zeit die Monatsmittel der Lufttemperatur auch 
zo hoch sind, daß sie sich dem Isoplethenbild der Abb. 1 mit weniger Zwang 
einfügen. In den übrigen Jahreszeiten ist der Unterschied zwischen New York 
and 35° N und 60° W so groß, weil kalte nördliche Winde aus den nur etwa 
10° weiter nördlich. gelegenen eistragenden Land- und Seegebieten, von denen 
New York unmittelbar betroffen wird, stets erst die warme Golfstromtrift über- 
yueren müssen, ehe sie 35° N, 60° W erreichen, sich also bis dorthin erwärmen 
müssen, Warme südliche Luft dagegen hat nach Überschreiten des Golfstroms 
die Tendenz, erst oberhalb einer kühleren über dem Kalten Labradorstromwasser 
and dem Festland gelegenen Luftschicht nordwärts zu strömen, so daß die Küste 
ihrem. Einfluß entzogen wird. Durch den Labradorstrom und die große Nähe 
eistragenden Landes im Norden wird ein „Kältewall“ erzeugt, der im Sommer 
am. weitesten zurückgezogen ist. Die erwärmende Wirkung, die der Golfstrom 
haben muß, zeigt sich am deutlichsten, wenn man die Differenz Lufttemperatur 
ninus Wassertemperatur betrachtet, In Tab, 2 sind die Differenzen der Monats- 
mittel von Luft- und Wassertemperatur für die gleichen Orte wie in Tab. 1 
zusammengestellt worden. Für den Februar auf 35° N, 60° W erhält man die 
größte Differenz der Tabelle. Das Wasser ist hier durchschnittlich 3° wärmer 
als die Luft, | . 
Auf dem Wege von New York nach Kapstadt durchfährt man. den Nordost- 
passat, die Zone der Mallungen und den Südostpassat, Den beiden Passaten 
antsprechen physikalisch einheitliche Luftkörper. Auch die Mallungen sind eine 
physikalisch. gut definierte Zone des Ozeans, Es wird deshalb von Interesse 
sein, für je einen Charakteristischen Punkt der drei Windbereiche eine Darstellung 
des jährlichen Gangs in übereinstimmenden Koordinatensystemen zu geben. Auf 
den Abb, 2 bis 4 ist dies durchgeführt worden. 
Die Abbildungen zeigen eine neue Darstellung des Jahresgangs der Tempe- 
ratur in Polar-Koordinaten, Beim Entwurf derselben wurde von dem Gedanken 
ausgegangen, daß das Jahr ein in sich geschlossener Zyklus ist, mit zwölf voll- 
kommen gleichberechtigten Monaten, Das Aufschneiden des Zyklus an. einer 
Stelle, wie es zur Darstellung in kartesischen Koordinaten erforderlich ist, muß 
also stets mit Willkür verbunden sein, Verwendet man Polar-Koordinaten und 
trägt auf dem Radius-Vektor die Temperatur nach außen hin zunehmend auf 
and die Monate des Jahres im Kreise rechts herum mit dem Juni oben beginnend, 
io erhält man das in den Abbildungen wiedergegebene Bild, Die Darstelhmg 
hat außer der Geschlossenheit des Jahreszyklus noch den Vorteil, daß die Bedeu- 
jung der Lage der Maxima und Minima im Jahreslauf besser hervortritt, da 
sich stets je zwei Monate von einem halben Jahr Abstand gegenüberliegen, 
Der dicke Linienzug stellt die Lufttemperatur dar, der dünne die Wassertempe- 
ratur. Die schraffierte Fläche gibt eine Vorstellung von der Größe und der 
Jahresverteilung der Differenz zwischen beiden. Die Höchstwerte sind durch 
dicke, die Tiefstwerte durch gestrichelte Radien hervorgehoben worden. Ein 
dicker und ein dünner Kreis bezeichnen die Jahresmittel von Luft- und Wasser- 
temperatur, Die durehstrichenen Radien bezeichnen die Zeiten des höchsten und 
des niedrigsten. Sonnenstandes, 
Als Beispiel eines Punktes der Mallungszone wurde 5° N, 25° W gewählt. Bei 
der geringen Breitenerstreckung der Mallungen und ihrer starken jahreszeitlichen 
Veränderlichkeit ist es schwer, einen Punkt ausfindig zu machen, der ihr zu 
allen Jahreszeiten angehört. Der obengenannte Ort hat sich als brauchbar 
erwiesen. ‚Abb. 2 zeigt links unten die Doppelwelle der Luft- und Wassertempe- 
ratur. Man. sieht, daß das Wasser immer um einige Zehntel Grad wärmer ist 
als die Luft, In der Polardarstellung rücken der Linienzug von Luft- und 
Wassertemperatur und die Kreise der Jahresmittel an der Peripherie der Dar- 
Ann. €. Hydr. usw. 1936, Heit Y.
	        
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